Sie lehren oder lernen in der Forstausbildungsstelle Bad Rippoldsau (von links): Revierleiter Lutz Weinbrecht, Trainee Lucas Heisler, Felix Schätzle, der seine Ausbildung zum Forstwirt mit der Note 1,5 abgeschlossen hat, die Auszubildenden Lukas Zeilinger und Normen Dölker sowie die beiden langjährigen Ausbildungsmeister Johannes Günter und Jörg Sackmann.Foto: Sannert Foto: Schwarzwälder Bote

Forstserie: Im Revier Holzwald leben neben Wildschweinen und Sikahirschen auch Auerhähne

In seinem Revier Holzwald hat Lutz Weinbrecht schon viele Auerhähne und -hennen samt Nachwuchs beobachtet. In diesem Staatswaldgebiet gibt es aber auch das Sikawild, das hier gar nicht hingehört.

Bad Rippoldsau-Schapbach. Weinbrecht ist im Holzwald schon seit 1998 Revierleiter und hat bei jeder Forstreform mehr Wald dazu bekommen. Heute kümmert er sich im "Revier fünf" des Forstbezirks Mittlerer Schwarzwald der Forst BW um 1700 Hektar Staatswald, der von Bad Rippoldsau bis hinauf zur Alexanderschanze und zur Fußgängerbrücke in Kniebis reicht und somit bis zu einer Höhe von mehr als 1000 Metern über dem Meeresspiegel.

Über einen Mangel an Niederschlägen kann sich Weinbrecht nicht beklagen. 1500 bis 2000 Liter pro Jahr seien hier normal, erklärt er. Die Hochflächen auf den Höhenrücken sind allesamt Auerwildgebiet. Die alten Balzplätze des Auerwilds werden von ihm und seinem Team gepflegt. Sie haben aber auch neue Flächen angelegt, in der Hoffnung, dass sich das Auerwild wieder vermehrt.

Denn in den vergangenen zehn Jahren habe dessen Bestand stark abgenommen, weiß Weinbrecht. Schuld daran, da ist er sich sicher, seien die wechselhaften Temperaturen in den Wintermonaten, die das Auerwild viel Energie kosten, sowie die zunehmende Nässe, die dem Nachwuchs das Überwintern erschweren. Schlecht für das Auerwild sei auch die Zunahme an Schwarzwild, beklagt der Revierleiter. "Früher ist das hier nur durchgezogen", heute sei es dauerhaft vorhanden und müsse bejagt werden.

Tiere sind wohl irgendwo ausgebüchst

Jagd wird im Holzwald auch auf das aus Ostasien stammende Sikawild gemacht. Weinbrecht hat es zufällig auf einer Wildkamera entdeckt, mit der er eigentlich den Bestand an Rotwild und Rehwild kontrollieren wollte. Wie es hierher kommt? "Es muss irgendwo ausgebüchst sein", glaubt Weinbrecht. Jedenfalls gehöre es nicht in den Schwarzwald.

Beim Holzeinschlag – geplant sind 10 000 Festmeter pro Jahr – ist der Revierleiter auf gut geschulte Mitarbeiter angewiesen. "Alle, die hier arbeiten, müssen Köpfchen haben, sonst überleben sie die Arbeit an den Steilhängen mit ihren Sandsteinblöcken nicht", so Weinbrecht.

Viel Werkzeug im Ausbildungsstützpunkt

Neben Rückeunternehmen stehen ihm vier Forstwirte zur Verfügung. Insgesamt gehören jedoch zehn Mitarbeiter zur Forstausbildungsstätte Bad Rippoldsau – darunter Ausbildungsmeister, Forstwirt-Auszubildende und ab und an auch ein Trainee im Abschlussjahr seines Forstwirtschaftsstudiums.

Was ein Forstwirt in der Praxis alles können muss, das lernen die jungen Männer am Ausbildungsstützpunkt. Hier gibt so ziemlich alles, was man für die Reparatur kleinerer Geräte, beispielsweise einer Motorsäge, benötigt. In der Holzwerkstatt stehen unter anderem Hobelmaschinen und eine Formatkreissäge für anspruchsvolle Holzarbeiten. Denn die Azubis reparieren nicht nur, sie bauen auch Möbel oder gestalten Schilder für Hütten im Wald.

Darüber hinaus kümmern sie sich mit um die Jungbestandspflege, arbeiten in der Landschaftspflege und im Naturschutz, setzen Waldwege wieder instand, bauen und pflegen Erholungseinrichtungen und helfen auch mal bei der Jagd oder beim Ausbringen von Winterfutter fürs Wild.

Neben Büro- und Schulungsräumen mit Unterrichtsmaterial für die Azubis, um das theoretische Wissen in der Coronazeit zu erweitern, gibt es Umkleideräume und sanitäre Anlagen samt Dusche. In den Garagen stehen ein Unimog-Unfallverhütungsschlepper für gefährliche Baumfällarbeiten, zwei Busse sowie verschiedene Anhänger, ausgestattet mit allem, was die Mitarbeiter für die Arbeit im Wald benötigen.

Und die muss mit aller Sorgfalt erfolgen, schließlich ist das Revier Holzwald Wasserschutzgebiet. Hier, oberhalb von Bad Rippoldsau und Bad Griesbach, befinden sich nämlich zahlreiche Tiefenquellen und gefasste Oberflächenquellen.

Der Forstbezirk Mittlerer Schwarzwald ist in zehn Forstreviere mit einer Größe von durchschnittlich 1700 Hektar Staatswald aufgeteilt. Betreut werden sie von den Revierleitern Thomas Bauer, Volker Weiss, Susanne Gaiser, Lutz Weinbrecht, Ralf Kober, Ulrike Becker, Ina Waidelich, Karl-Friedrich Theurer und Sebastian Witter. Ein Revierleiterposten ist derzeit nicht besetzt. Jedes der Reviere hat eine andere Waldstruktur. In einer Serie stellen wir die einzelnen Forstreviere des Forstbezirks Mittlerer Schwarzwald, ihre Revierleiter und deren Aufgaben vor.