Die "Harmonie" bei einer Fronleichnamsprozession in den 60er-Jahren. Foto: Verein Foto: Schwarzwälder Bote

Heimatgeschichte: Aufzeichnungen spiegeln politische Lage wider / Musikverein Harmonie Schapbach feiert 200-Jähriges

200 Jahre Musikverein Harmonie Schapbach – das wird im September gefeiert. Nach einem Rückblick auf die ersten 110 Jahre folgt nun ein Blick auf die Zeit von den 30er-Jahren bis zu den 60-ern.

Bad Rippoldsau-Schapbach. Die Aufzeichnungen des Vereins ab 1933 spiegeln die damalige politische Lage wider. Auftritte und Aufgabenstellungen des Vereins wurden nachhaltig durch das Nazi-Regime beeinflusst. Die Musik hatte ausdrücklich bei den damaligen Kundgebungen, Filmvorführungen und Propagandamärschen mitzuwirken.

Bereits am 19. März 1933 spielte die Kapelle bei der Ansprache des Bürgermeisters zur Wiedereinsetzung der alten, schwarz-weiß-roten Flagge das Horst-Wessel-Lied, die Parteihymne der NSDAP.

Zu Beginn des Zweiten Weltkriegs wurde der größte Teil des Musikvereins eingezogen. Nur ein kleiner Teil der Musiker blieb in der Heimat zurück, sodass der Verein kaum noch in der Lage war, zu musizieren. Und auch die restlichen Musiker wurden nach und nach eingezogen.

Durch die Umsicht besonnener Männer, wie etwa des Dirigenten Albert Waidele, der gleichzeitig auch den Vorstandsposten inne hatte, des zweiten Vorsitzenden Leopold Bächle und des langjährigen Rechners Karl Waidele, sei jedoch die Gefahr gebannt gewesen, dass der Verein "braun" zu werden drohte, heißt es in den Unterlagen des Vereins.

Es wurde kontinuierlich von der Mitwirkung bei kirchlichen Ereignissen berichtet, über Wanderungen und Ausflüge oder über jährlich wiederkehrende Fasnachtsveranstaltungen. 1939 gab es erstmals in der Vereinsgeschichte auch eine Jugendkapelle. Sie trat am 22. Juni 1942 zum ersten Mal mit einem Konzert im Gasthaus Sonne auf. Sie sprang auch für die eigentliche Kapelle ein und spielte bei Trauerfeiern für tote Soldaten.

Genehmigung unter französischer Verwaltung gestaltet sich schwierig

1945 stellte der Heimkehrer Fridolin Armbruster Musiker zusammen, die bei der Prozession zum Patrozinium spielten. Dafür sprach er auch ehemalige, alte Musiker an. Auch am Weihnachtsfest 1945 spielte die Musikerschar in der Kirche einige Musikstücke und Weihnachtslieder. Zum Spiel am Weißen Sonntag 1946 hatte sich die Musikkapelle durch die Rückkehr von Mitgliedern aus der Gefangenschaft wieder vergrößert.

Hauptpunkt der ersten Hauptversammlung nach dem Krieg am 31. Juli 1948 war die "Wiedergründung und bezirksamtliche Anmeldung des Vereins". Die Genehmigung zur Neugründung war von der französischen Militärregierung nur unter schwierigen Umständen zu erhalten. Im August 1952 wurde das 125-jährige Bestehen des Vereins nachgefeiert.

Mit dem zunehmenden Tourismus waren auch mehr Auftritte des Musikvereins gefragt. Mit der Fertigstellung der Festhalle 1959 hatte der Musikverein endlich den geeigneten Rahmen für die musikalischen Auftritte. Der Proberaum wurde vom Bürgersaal im Rathaus in die Festhalle verlegt. Bereits das 150-jährige Bestehen der "Harmonie" wurde mit dem Bezirksmusikfest des Musikverbands Kinzigtal gemeinsam gefeiert – das ist auch für die Feier zum 200-Jährigen geplant. ■Das Verbandsmusikfest findet am Sonntag, 9. September, statt. Gefeiert wird aber auch schon am Freitag, 7. September, mit einem Festbankett. Am Samstag, 8. September, geht es mit dem "Jubiläums-Rock" und am Montag, 10. September, mit einem Handwerkervesper weiter.