Wer ist die Schönste im ganzen Schwarzwald? Am Ende machte Melanie Schmitteckert (rechts) das Rennen. Foto: Fritsch

21-Jährige aus Graben-Neudorf gewinnt Wahl zur ersten Miss Schwarzwald – und liebt die Natur.

Bad Peterstal-Griesbach - Melanie Schmitteckert ist 1,76 groß, dunkelhaarig und »Krankenschwester«, wie der Moderator ins Mikrofon säuselt. Die 21-Jährige aus Graben-Neudorf (Kreis Karlsruhe) wurde von einer Promi-Jury zur ersten Miss Schwarzwald gewählt.

Der Lippenstift ist verblasst, die schwarz-rot-goldene Schärpe verdeckt den raffinierten Ausschnitt des lilafarbenen Paillettenkleids: Aber Melanie Schmitteckert wirkt zum ersten Mal an diesem Abend wirklich gelöst. Sie hat unter den 17 Kandidatinnen, die bei der Miss-Schwarzwald-Wahl im Hotel Dollenberg im Abendkleid und im Bikini um den Titel stolziert sind, die meisten Punkte erhalten.

Ein Jahr lang wird sie nun das Schwarzwaldmädel geben. »Es ist mir eine Ehre, den Schwarzwald repräsentieren zu dürfen«, sagt sie. Sie ist Spargelprinzessin in Graben-Neudorf und hat somit schon Erfahrung als Produktbotschafterin. »Der Schwarzwald steht für mich für wunderschöne Natur«, sagt sie mit leichtem badischem Singsang in der Stimme, »ich werde versuchen, die Leute dafür zu begeistern.«

Das hört Meinrad Schmiederer, Chef des Hotels Dollenberg in Bad Peterstal-Griesbach (Ortenaukreis), gerne. Er hat die Wahl der Miss Schwarzwald ins Leben gerufen, zu der nach seinen Angaben 250 Gäste gekommen sind. Das Ziel: »Der Schwarzwald muss besser vermarktet werden.« Und schließlich seien »unsere Frauen doch die schönsten Botschafterinnen«. Entscheiden durfte aber die Männerwelt: Fallers-Star Ursula Cantieni war die einzige Frau in der elfköpfigen Jury.
 

»Ich achte darauf, wie präsent sie in der Körperhaltung sind, wie sie die Drehung nehmen«

Die Schauspielerin sitzt direkt am roten Teppich, vor ihr posieren die Kandidatinnen für einen Moment, bevor sie einen viel beäugten Gang auf dem roten Teppich durch das Restaurant hinlegen. »Wir müssen uns keine Illusionen machen«, sagt Cantieni nach der Abendkleid-Präsentation, »bisher haben die Männer vielleicht noch objektiv bewertet.« Dann treten die Kandidatinnen in Bademode auf.

Cantieni ist kritisch, notiert auf dem Bewertungsbogen ihre Eindrücke zu jeder Kandidatin. »Ich achte darauf, wie präsent sie in der Körperhaltung sind, wie sie die Drehung nehmen«, sagt die Schauspielerin.

Jurymitglied Andreas Fabry aus Lahr, Freund des Hauses, hat seine Favoritin in der 25-jährigen Nicola Sand aus dem Markgräflerland gefunden, die die weiblichste Figur unter den Teilnehmerinnen hat: »In einem Dirndl sieht die richtig gut aus.« Ein Schwarzwaldmädel dürfe nicht »zu clean« sein, müsse optisch etwas Derbes haben. Welche Kriterien die Jury-Mitglieder heranziehen, bleibt ihnen selbst überlassen. Walter Scholz, Schwarzwaldtrompeter, hatte seine Punkte auf die Siegerin gesetzt: »Sie hat einen unheimlichen Charme, eine Natürlichkeit«, sagt er.

Moderator Lutz Riemenschneider von der Miss Germany Corporation – der Firma, die das Geschäft mit der Schönheit in Deutschland treibt – heizt die Stimmung an: »Als Privatpatient hat man sogar das Recht auf unsere Startnummer elf«, säuselt er beim Auftritt der späteren Siegerin, »sie ist Krankenschwester.« Begeistertes »Oh« und »Ah« brandet auf.

EU-Kommissar Günther Oettinger auf den Zuschauerplätzen, Schlager-Star Tony Marshall in der Jury

Zur Premiere ist reichlich Landes-Prominenz eingeladen. Auf den Zuschauerplätzen sitzt EU-Kommissar Günther Oettinger, in der Jury bewerten unter anderem Schlager-Urgestein Tony Marshall, Ex-Fußballer Martin Spanring, Moderator Hansy Vogt alias »Frau Wäber«, Dollenberg-Küchenchef Martin Herrmann, Ortenau-Landrat Frank Scherer sowie Freunde und Bekannte von Hotelier Schmiederer die Mädchen.

Die fünf bestplatzierten Teilnehmerinnen haben sich für die Wahlen zur Miss Süddeutschland und Miss Baden-Württemberg qualifiziert: Außer der Siegerin sind das in der Reihenfolge der erreichten Punktzahl Eugenia Hoffmann (25) aus St. Blasien, Rebecca Veser (20) aus Freiburg, Albana Shabani (17) aus Triberg und Sarah Herbrik (25) aus Ludwigsburg.

Die Glitzerwelt, die an diesem Abend für die Mädchen und die Gäste aufgebaut wird, gipfelt in der Begrüßung des Stargasts: Fußballgott Diego Maradona. Die Gäste scharen sich um ihn, bitten um Autogramme, machen Fotos. Und die funkelnde Fassade, sie bröckelt im selben Moment. Dieser Maradona sieht täuschend echt aus, ist aber nur ein Double.

Nach der Wahl ziehen sich viele Mädchen auf dem Hotelzimmer wieder Jeans an. Belinda Kohler (17) aus Alpirsbach wirkt auch gelöst, etwas müde, aber nicht enttäuscht. »Es war eine Erfahrung wert«, sagt sie. »Man muss weitermachen, hat mir die Miss Mitteldeutschland bei der Siegerehrung gesagt, sie hat es auch mehrfach probiert, bevor sie einen Titel gewonnen hat.« Während die erste Miss Schwarzwald von Fotografen umgeben ist, verlässt die Schülerin die Glitzerwelt. Sie trägt Turnschuhe – und ihre High Heels nur noch in der Hand.