Das Flussufer der Nagold in Bad Liebenzell. Wassersport ist dort derzeit nicht möglich - der Wasserstand ist zu niedrig. Foto: pn

Hitze und wenig Niederschlag sorgen für niedrige Pegel an der Nagold. Wassersport nicht möglich.

Bad Liebenzell - Sommerzeit ist Ferienzeit, und coronabedingt sind in diesem Jahr Urlaubsaktivitäten in heimischen Gefilden mehr denn je gefragt. Doch Wassersport auf der Nagold ist nicht überall möglich - zu niedrig sind die Wasserstände. Auch in Bad Liebenzell wird mit Schildern auf die Situation aufmerksam gemacht.

Fließende Gewässer locken im Nordschwarzwald Paddler- und Schlauchbootfreunde, die insbesondere die Nagold zum "Surfen auf der Welle" entdeckt haben. Doch Achtung - die von vielen Webseiten dargestellten Wasser-Erlebnisse müssen vorerst durch die vielerorts niedrigen Wasserstände zurückgestellt werden. Auch in den nächsten Tagen ist kein nennenswerter Regen angesagt und die Temperaturen sollen bis zum Wochenende wieder über die 30-Grad-Marke steigen.

Pegel wird wieder absinken

"Der Verlauf der Nagold ist nicht besonders kurvenreich, es gibt keine Engstellen, sie kann also auch in größeren Tourenbooten befahren werden und das Risiko plötzlich auftauchender Hindernisse ist gering", loben die Paddelfreunde Tübingen das fließende Gewässer. Reizvoll sei dabei die Route kurz vor Bad Liebenzell. Hier befinden sich bei Pegelständen von mehr als 75 Zentimetern eine Reihe von mittelgroßen Staustufen und Naturschwällen mit größeren Wellen, auf denen dann auch gesurft werden könne. Auch per GPS-Tour kann man von Bad Liebenzell bis nach Dillweißenstein auf der Nagold durch den nördlichen Schwarzwald paddeln. Als Schwierigkeitsgrad wird dabei die Kanufahrt nur für geübte, nicht mehr "blutige" Kanu-Einsteiger empfohlen.

"Aktuell ist zwar durch das bisschen Regen der Pegel ein paar Zentimeter hoch gegangen, liegt aber dennoch unter der kritischen Marke und wird kurzfristig wieder absinken", berichtet Tobias Haußmann vom Landratsamt Calw.

Um die Gewässerökologie zu schützen, wird daher an den besonders betroffenen Stellen mit entsprechenden Schildern darauf hingewiesen, dass das Gewässer ab einem gewissen Pegelstand (unter 75 Zentimeter) nicht mehr genutzt werden sollte. Während am Monbachtal zur bereits installierten Hinweistafel des Landesbetriebs Gewässer ein Schild mit dem genannten Hinweis aufgestellt wurde, ist in Bad Liebenzell an der Markgrafenbrücke (Campingplatz) die Hinweistafel verschwunden. Daher werden nun auch dort die Informationen ausgehängt, um auf die kritische Situation des Niedrigwassers hinzuweisen.

Vögel werden gestört

Nach der Aussage von Fischereiwart Hermann Reebmann aus Bad Liebenzell ist der Zustand der Gewässer mehr als kritisch. "Bedingt durch den Klimawandel leiden wir nun das dritte Jahr in Folge an Hitze und an Wassermangel." Damit verbunden steigen die Wassertemperaturen. Aktuell wurden 20 Grad Celsius gemessen. "Wir hatten in diesem Jahr aber auch schon Tage mit 22 Grad Celsius, und das ist mehr als beängstigend", so der Fachmann. Er erklärt, dass dadurch der Sauerstoffgehalt im Wasser schwinde und die 2011 zum Fisch des Jahres ernannte Äsche ebenso wie die Bachforelle nicht nur darunter leiden, sondern daran auch sterben könnten.

Je geringer die Wassermenge, desto schneller erwärmt sich der Fluss. "Und wenn nun auch noch Kanufahrer am Wochenende dutzendweise in der Nagold paddeln, werden auch noch die Vögel gestört", so Rebmann, der bei seinen Touren zur Gewässerkontrolle immer wieder flüchtendes Gefieder mit großem Geschrei erlebt. "Das schadet dem hier beheimateten Eisvogel, der dann mit der Fütterung seiner Brut aussetzt."

Daher ist auch er darauf bedacht, dass die Hinweise des Landratsamtes beachtet und befolgt werden und wünscht sich bei diesem extremen Niedrigwasser ein entsprechendes Verhalten von Urlaubern und Naturliebhabern.

Wer mehr zu den aktuellen Pegelständen wissen möchte, kann die Informationen online abrufen bei der Hochwasservorhersagezentrale der Landesanstalt für Umwelt BW, die zudem gültig sind für Niedrig- und Mittelwassersituationen.