Im Schein der Kerzen war das Konzert ein besonderes Erlebnis. Foto: Stöß Foto: Schwarzwälder Bote

Kultur: Kammer-Consort führt barocke und adventliche Lieder in der Kirche vor / Feierlicher Rahmen

In Schömberg darf man vielerlei hochwertige Kultur genießen, sofern man es möchte. Nun kam es in der Glücksgemeinde zu einem weiteren musikalischen Höhepunkt. Zum Tag des vierten Advents zelebrierte in der evangelischen Kirche das Kammer-Consort ein festliches Weihnachtskonzert bei Kerzenlicht.

Schömberg. Unter dem Dach der evangelischen Verbundkirchengemeinde Schömberg, Oberlengenhardt, Langenbrand steht das Schömberger Orchester für klassische Instrumentalmusik, die mit großer Begeisterung und in variabler Besetzung vorgetragen wird. Variabel deshalb, weil das Ensemble sowohl als größeres Kammerorchester als auch in der kleineren Kammermusikbesetzung spielen kann. Dirigent Koreng und sein Orchester gaben am Tag vor Heiligabend in der voll besetzten Kirche Schömbergs Zeugnis von der Begeisterung und Leidenschaft, mit welcher die 22 Streicher und Bläser ihr klassisches Programm vortrugen.

Eine besondere Rarität durfte man mit der für die Barockmusik notwendigen Continuo-Orgel hören, gespielt von der Langenbrander Organistin und Chorleiterin Ulrike Wurster. Bernd Koreng versorgte das zahlreich erschienene Publikum immer wieder mit wertvollen Hinweisen zu den Komponisten sowie zu den Macharten der Stücke. Man erfuhr beispielsweise, dass bei Vierdancks "Weihnachtskantate" die Sachlichkeit eines 4/4-Taktes in die Fröhlichkeit des 3/4-Taktes übergehen werde. Hierbei wurde das Duett der Sängerinnen Melanie Koreng und Annerose König vom Violoncello einer Claudia Meerwarth und der Violone der Christine Schuster begleitet. Koreng klärte nach der "Danserye" auf, dass der Holländer Susato im 16. Jahrhundert "ganz viel tänzerische Musik gemacht hat, die für lebendiges Leben steht".

Mitlesen wegen der Dunkelheit schwierig

Bei Bachs Weihnachtsoratorium war der Dirigent selbst "gespannt, wie es klingen wird". Denn hier, in Schömberg fände, "eine Premiere statt": Den Part der sonst üblichen Chorstimmen übernahmen die Instrumentalisten. Um es vorweg zu nehmen: Diese Überarbeitung gefiel. Auch aufgrund des zweiten Teils des Oratoriums. Hier sang Melanie Koreng die Arie "Bereite dich Zion". Bevor dann die Instrumentalversion "Vom Himmel hoch", ganz im Sinne Bachs, den eigentlichen Weihnachtsteil erklingen ließ.

Die Programmdramaturgie war publikumsnah aufgebaut. Zwischen Vejvanovskys Serenada, dem "Pavane et ’ Galliarde" (für Trompete, Klarinette und Posaune), Valentin Haussmanns "Tanz und Nachtanz"", Heinichens "Pastorale per la Notte di Natale" und Händels "Wassermusik" wurden weitere Stücke gespielt, die das Publikum zum Mitsingen animierten.

Hier half der Vorsitzende der evangelischen Verbundkirchengemeinde Bernd Brandl. Er sprach jeweils die textlichen Vorlagen ins Mikrofon. Denn das Mitlesen war, so Brandl schmunzelnd, für Menschen in den Kirchenbänken ein Problem. Der Raum war verdunkelt ob des Mottos des Konzertfestes. Nur die Kerzen machten Licht – und gerade dieses Ambiente gab den wunderschön feierlichen Rahmen. So sang das Volk zu Händels "Tochter Zion", das "gelobet seist du, Jesu Christ", Hammerschmidts "Freuet Euch Ihr Christen alle", den Paetorius Satz "Es ist ein Ros entsprungen" und als kröndender Abschluss das "Oh Du Fröhliche". Letzteres intonierte man in der Fassung des 1999 in Bietigheim verstorbenen Komponisten Hans-Georg Pflüger.

Das Gesamtorchester spielte diese Melodie, die vom Kirchenpublikum choral ergänzt wurde. Pflügers Satz war besonders hörenswert und herzergreifend durch die fanfarenähnlichen Einsätze der Solotrompete (Koreng) sowie den gesanglichen "Hallelujah-Rufen" des Sopranistinnenduos König/Koreng.

Als Betthupferl (Zitat Koreng) durften die Menschen Fragmente des Soundtracks aus "Der kleine Lord" mit nach Hause nehmen. Die bekannte Weise zum Schluss war somit passend: "We wish you a merry Christmas".