Sie freuen sich bei der symbolischen "Spaten-Übergabe" auf den Umbau des Wirtschaftsgebäudes der Burg: Landrat Helmut Riegger (von links), Manfred Hübscher, Vorstandsvorsitzender des Internationalen Forums Burg Liebenzell, der CDU-Landtagsabgeordnete Thomas Blenke, Bad Liebenzells Bürgermeister Dietmar Fischer sowie die Architekten Daniel Heibel und Wolfgang Krieg. Fotos: Kunert Foto: Schwarzwälder Bote

Kultur: Land stellt kurzfristig Summe zum Um- und Neubau des Wirtschaftsgebäudes in Haushalt ein / Warten auf Förderbescheid

Eigentlich soll man sich ja nie zu früh freuen – aber wenn der Grund zur Freude nun mal ein ganz besonderer ist, dann kann man da auch schon mal einen eigenen Festakt dafür ansetzen: So geschehen in der Burg Liebenzell. Es gab einen großen Bahnhof zum Baustart am Wirtschaftsgebäude.

Bad Liebenzell. Der besondere Grund zur Freude dabei: Innerhalb von noch nicht mal einem Monat vom (auch verzweifelten) Hilfeschrei Martin Eckhards, Geschäftsführer des auf der Burg ansässigen Internationalen Forums Burg Liebenzell, dass eine erhoffte Förderung vom Bund für den Neu- beziehungsweise Umbau des Wirtschaftsgebäudes abgesagt worden sei, hat CDU-Landtagsabgeordneter Thomas Blenke in seiner Funktion als Kuratoriumsmitglied des Forums die notwendigen drei Millionen Euro – nein, noch nicht als endgültige Förderung freibekommen. "Aber als Summe noch nach Toresschluss in den Haushalt des Landes einstellen können." Was wohl als so etwas wie ein "Vor-Förderbescheid" gewertet werden kann.

Den eigentlichen, ganz offiziellen Förderbescheid muss jetzt nur noch Baden-Württembergs Kultusministerin Susanne Eisenmann ausstellen, aus deren Topf die Millionen- und Rekord-Summe für Bad Liebenzells Wahrzeichen entnommen werden soll. Was mutmaßlich auch sicher passieren werde, sobald und soweit der Haushalt des Landes für das kommende Jahr auch endgültig verabschiedet sein würde. Womit beim Festakt im Seminarhaus der Burg Liebenzell alle anwesenden Ehrengäste denn auch "fest" (eine neue Bedeutung für "Fest"-akt) rechneten. Allen voran Bad Liebenzells Bürgermeister Dietmar Fischer, der bekanntlich jeden Cent Förderung für die großen, repräsentativen Gebäude in seiner Stadt gebrauchen kann. Und Landrat Helmut Riegger. Der allerdings mit seinem Haus irgendwie auch die Verantwortung dafür trägt, dass seit dem Jahr 2016 die Liebenzeller Burg peu à peu an allen Ecken renoviert, saniert und – wie jetzt das Wirtschaftsgebäude – sogar komplett neugebaut werden muss.

Die ganze Welt ist zu Gast

Denn damals schauten sich Rieggers Experten für den Brandschutz die Burg Liebenzell ganz genau an. Schließlich besuchen jährlich mehr als 3500 Personen aus aller Welt die Seminar- und Weiterbildungsangebote des Internationalen Forums; und das seien vor allem politisch interessierte Jugendliche. Ein toller Spirit der dabei herrsche, wie Riegger in seinem Grußwort selbst berichtete. Die ganze Welt komme hier miteinander ins Gespräch. Kleine Ironie des Schicksals: Als die Brandschutzprüfer aus seinem Haus wegen damals massiver Mängel im Brandschutz die Burg für den Publikumsverkehr augenblicklich schlossen, packte daheim gerade Riegger-Junior seinen Rucksack für einen eigenen Aufenthalt zur politischen Bildung auf Burg Liebenzell. "Da musste ich ihm sagen, dass er den wieder auspacken konnte." Alle Seminar-Angebote mussten damals kurzfristig abgesagt werden.

Inzwischen sind zwei der vom Kreis ursprünglich beanstandeten Gebäude der Burg in Sachen Brandschutz optimal nachgerüstet. Der "größte Brocken", das Wirtschaftsgebäude mit den Übernachtungsplätzen, der Küche und dem großen Speise- und Gemeinschaftssaal wartet noch auf seine Ertüchtigung. Und da das Wirtschaftsgebäude eigentlich auch insgesamt "in die Jahre" gekommen ist – mit seinen Bädern auf dem Flur, den maroden Versorgungsleitungen und nicht mehr zeitgemäßen Raumzuschnitten – entschloss man sich in Zusammenwirken mit dem Architekturbüro Krieg und Wolf (Calw) dazu, den "großen Wurf" zu wagen: Teilabriss der oberen zwei Geschosse (mit den Gästezimmern) des nördlichen Gebäudetrakts der Burg und deren Neubau sowie Komplettsanierung der beiden Untergeschosse mit Küche, Speisesaal und weiteren Funktionsräumen.

Weißtanne als Baumaterial

Ein "Clou" dabei: Das bisheriger Satteldach des Wirtschaftsgebäude wird durch ein Pultdach ersetzt – wodurch man aus dem bisherigen Dachgeschoss ein Vollgeschoss macht und damit die Grundfläche für Gästezimmer eben mal verdoppelt. Auf eine Gesamtfläche in den zwei Obergeschossen von dann 530 Quadratmetern. Weitere Besonderheit: der Neubau für die beiden Obergeschosse soll aus Holz ausgeführt werden, aus "heimischer Weißtanne", wie Architekt Wolfgang Krieg bei der Präsentation der Pläne am Rande des Festakts unterstreicht. Man hoffe, so Krieg und sein Kollege Daniel Heibel weiter, dass nach erfolgter Ausschreibung für die Realisation auch regionale Handwerksbetriebe zum Zuge kämen: "Damit alles auch wirklich authentisch bleibt."

Im Zuge der Sanierung der beiden Untergeschosse soll die Raumaufteilung hier neu organisiert werden, um künftig flexibler genutzt zu werden. Auch sämtliche Versorgungsleitungen werden erneuert, ebenso wie die Küche des Forums. Besondere Herausforderung: Der Um- und Neubau des Wirtschaftsgebäudes soll bei längst wieder ordentlich laufendem Betrieb des Internationalen Forums vonstatten gehen, wie Manfred Hübscher, Vorstandsvorsitzender der Forums, in seiner Einführung zum Festakt erläuterte. Dafür werde man die Funktionsbereiche aus dem Wirtschaftsgebäude vorübergehend in das ehemalige Restaurant der Burg verlegen. Man rechne für Abriss, Um- und Neubau des Wirtschaftsgebäudes mit einer Bauzeit von rund zwei Jahren.