Wie sieht die Zukunft der Kinderbetreuung aus? Ihre Antworten auf diese Frage lieferten (von links) Christa Blattner, Saskia Esken, Sabine Leber-Holschen und Katrin Heeskens. Foto: Schneider Foto: Schwarzwälder Bote

Familie: SPD-Forum zur Kleinkinder-Betreuung im Bürgerhaus Bad Liebenzell / Mit die höchsten Gebühren

"Wie steht es um die Betreuung und Bildung unserer Kinder? Und wie kann man das ›Gute Kita-Gesetz‹ mit Leben erfüllen?" Um das ganze Spektrum dieses Themenkomplexes von Bund-, Länder- und kommunaler Seite zu beleuchten, hatte der SPD- Kreisverband Calw und der Ortsverein Bad Liebenzell/Unterreichenbach ins Bürgerhaus Bad Liebenzell geladen.

Bad Liebenzell. Eröffnet wurde das Forum von der hiesigen SPD-Bundestagsabgeordneten Saskia Esken, die in einem Vortrag das neue "Gute Kita-Gesetz" erläuterte, untermauert mit Statistiken zur Kinderbetreuung im Bund und im Land. Das "Gute Kita- Gesetz" mit dem sperrigen Namen "Gesetz zur Weiterentwicklung der Qualität und zur Teilhabe in der Kindertagesbetreuung" wurde vergangene Woche vom Bundeskabinett beschlossen und sieht vor, über Investitionen in Höhe von 5,5 Milliarden Euro bis 2022, bessere Rahmenbedingungen zu schaffen wie beispielsweise die Behebung von Platz- oder Fachkräftemangel und durch Kostenübernahme und Gebührensenkungen die vorschulische Betreuung und Bildung der Kleinen zu verbessern.

Dabei sieht es im Kreis Calw gar nicht so schlecht aus, meint Saskia Esken, denn hier kämen in der Krippe durchschnittlich 2,5 Kinder auf einen Betreuer und 7,7 Kindergartenkinder auf eine Fachkraft. Damit ist Calw Spitzenreiter im Bund. Allerdings hat Calw auch eine der höchsten Kita-Gebühren im Land, so hat die Gemeinde Bad Liebenzell ihre Kita-Gebühren gerade um bis zu 130 Euro pro Kind erhöht, damit muss die hiesige Durchschnittsfamilie schon mal gut 850 Euro im Monat für Kinderbetreuung ausgeben. Im Bundesdurchschnitt liegen die Kita-Gebühren bei 6,5 Prozent des Familieneinkommens.

Stufenweiser Abbau der Kita-Gebühren gefordert

Damit die Fördermittel des "Guten Kita-Gesetzes" an richtiger Stelle ankommen, will der Bund mit den einzelnen Ländern Verträge zur Verteilung schließen. Auf was es dabei der SPD-Landtagsfraktion in Baden-Württemberg ankommt, erläuterte Sabine Leber-Holschen, die auch ehrenamtliche Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft Bildung ist.

Großer Wert wird dabei auf Qualitätsverbesserung gelegt, durch Verbesserung der Ausbildung und Bezahlung von Fachkräften, sowie der Befreiung von Kita-Leitern und der Förderung von Integration und Inklusion der Kinder.

Mehr Kita-Plätze sollen geschaffen werden, die Räumlichkeiten in Kitas erweitert werden, denn die gesetzlich vorgeschriebenen drei Quadratmeter pro Kind seien einfach zu wenig. Letztlich verlangt die Landtagsfraktion in ihrem Positionspapier den stufenweisen Abbau der Kita- Gebühren, bis hin zur Gebührenfreiheit.

Wie die Umsetzung dieser Forderungen auf kommunaler Ebene erfolgen kann, hält die Gemeinderätin und SPD-Ortsvereinsvorsitzende in Bad Liebenzell, Katrin Heeskens, für problematisch. Dafür seien die Bedingungen in den einzelnen Kommunen zu unterschiedlich und die Gemeinderatsmitglieder oftmals zu uneins, was die Grundsatzentscheidungen angeht. Wie können die Gebühren über Einkommen berechnet werden? Welche Bildungsangebote wollen oder brauchen wir in unserer Gemeinde? Wie können wir unsere Kinder überhaupt versorgt bekommen? Katrin Heeskens fordert deshalb eine landeseinheitliche Regelung dieser Fragen. "Wir unten haben hier verloren", bedauert sie.

Statistik beschönigt eigentliche Situation

Kritik kam auch von Christa Blattner, der Kindergarten-Fachberaterin des Landkreises. Die statistische Durchschnittsrechung bei Betreuungspersonal pro Kind beschönigt die eigentliche Situation. Wenn erst ab dem 6. Kind in der Gruppe eine zweite Fachkraft benötigt wird, wer, fragt Christa Blattner, betreut dann die vier Kinder der 5er-Gruppe, wenn die Erzieherin mal ein Kind wickeln muss?

Wichtig ist für Christa Blattner auch die Frage: Was verstehen wir unter Bildung für die Kleinen? Es geht nicht um schulische Dinge: "Ich üb´ schon mal Buchstaben, dann hab` ich es nachher leichter"; es geht, zitiert Christa Blatter aus dem Orientierungsplan der Landtags-SPD, "um Bildung für ein gelingendes Leben". Die Kinder sollen ermutigt werden, Fragen zu stellen und selbst darauf Antworten zu finden. Dazu braucht es aber mehr Fachkräfte, die mehr Zeit haben sich um die Kinder und deren Fragen zu kümmern und die selbst hoch motiviert sind und dafür auch gut bezahlt werden.

So kristallisierten sich im Bürgerforum zwei Punkte heraus, die sich auf den ersten Blick vielleicht widersprechen, aber zur guten Bildung und Betreuung der Vorschulkinder unumgänglich sind: Gebührenentlastung der Eltern und die gute Bezahlung der Betreuung