Zudem sei die Straße ein Schulweg, so Görres weiter. Einen richtigen Gehweg gebe es ohnehin nicht. Würde die Straße zukünftig komplett zugeparkt, müssten die Kinder mitten auf der Fahrbahn laufen. "Es geht uns ja auch um die zukünftigen Anwohner", betont Jürgen Görres. Auch für diese sei die Situation nicht optimal und könne Probleme bereiten.
Bevor ein Bebauungsplan beschlossen wird, haben Anwohner stets die Möglichkeit, Anregungen einzubringen. Dies haben die Eheleute Görres auch getan. "Aber alle Anregungen sind abgewiegelt worden", erzählt Ulrike Görres. Und nicht nur sie sähen das Problem, so Jürgen Görres. Einige Anwohner hätten ihm gegenüber ihr Unbehagen geäußert. Wehren würden sich aber wenige. Auch passten die geplanten Gebäude mit ihren je drei Stockwerken und dem Flachdach nicht in die übrige Bebauung, so Jürgen Görres weiter. Er fürchte einen Präzedenzfall für weitere Vorhaben dieser Art in Möttlingen. Und als "moderate Nachverdichtung" wie im Plan beschrieben, empfinde er die zwei neuen Gebäude nicht. Es gehe ihm aber nicht um eine Verhinderung des Baus, betont Görres nochmals. Er sei an einer gemeinsamen und für alle tragbaren Lösung interessiert.
Neuerliche Aufnahme
Stadträtin Katrin Heeskens (UL) erkennt eine Diskrepanz zwischen Plan und Vorhaben. Dass man Wohnraum schaffen müsse, sei klar. Aber die Annwohnerbedenken seien alle abgebügelt worden. So gebe es in der Nähe ein Restaurant, welches über keine eigenen Parkplätze verfüge. Diese Besucher nähmen den Parkraum "Im Gründle" ebenfalls in Anspruch. Sie äußerte die Hoffnung auf eine neuerliche Aufnahme des Bebauungsplanverfahrens und dass sich der Gemeinderat selbst ein Bild vor Ort macht. Heeskens hat mit ihrem Fraktionskollegen damals gegen den jetzigen Bebauungsplan gestimmt.
Der Möttlinger Ortsvorsteher Roberto Chiari thematisierte ein geplantes Verkehrsgutachten. Der Ortschaftsrat habe sich damals für eine solche Untersuchung ausgesprochen, habe aber bisher noch keine Ergebnisse bekommen. Er sei nicht gegen das Bauvorhaben, betonte Chiari. Nur der dörfliche Charakter werde durch solche Gebäude verändert. Da müsse man sich überlegen, ob man das wolle.
"Das Verkehrsgutachten ist mittlerweile fertig", so Bürgermeister Dietmar Fischer auf Nachfrage des Schwarzwälder Boten. Es solle noch dieses Jahr im Gemeinderat vorgestellt werden. Der Bebauungsplan sei das Ergebnis eines Prozesses und ein Beschluss des Gemeinderates. Der Wohnraum werde benötigt. Das Thema Nachverdichtung sei immer ein Dilemma - wandert man mit Bauvorhaben im Ort nach außen oder nutzt man innerörtliche Flächen.
In Spielstraße umwandeln
Die innerstädtische Struktur wird sich verändern, prognostiziert Fischer. Die Entwicklung gehe weg von kleinen Wohnhäusern, wie sie in der Vergangenheit vornehmlich gebaut wurden. Die geplanten Gebäude seien sogar ein Stockwerk niedriger als ursprünglich angedacht. Außerdem würden zwei Parkplätze pro Wohneinheit (ab 70 Quadratmeter Grundfläche, Anm. der Redaktion) zu Verfügung gestellt. Deshalb sehe er bezüglich des Schulweges kein Problem.
Die Anwohner hätten sich im Bebauungsplanverfahren äußern können und hätten dies auch getan. Anschließend würden diese Anregungen abgewogen. Auch dies sei geschehen. Der Bebauungsplan sei das Ergebnis. "Und der wurde vom Gemeinderat verabschiedet", wie Fischer betont. Man könne diesen zwar ändern, aber dass dauere bestimmt ein Jahr. So lange gelte der alte Plan. Außerdem verlasse sich der Bauherr auf die Gültigkeit des Bebauungsplans.
Der Fraktionsvorsitzende der CDU im Gemeinderat, Maik Volz, sieht es ähnlich. Es sei ein "Fass ohne Boden", das Bebauungsplanverfahren wieder aufzunehmen. Er sei froh, um das Bauvorhaben und danke dem privaten Investor. Volz macht sich zudem Sorgen um die Außenwirkung der Stadt, sollte der Bebauungsplan geändert werden. Das könnte zukünftige Investoren abschrecken. Und Nachverdichtung sei ökologisch gut, so würden keine neuen Flächen beansprucht.
Der Punkt mit der Verkehrssicherheit sei ihm bekannt, seine Fraktionskollegin Franziska Dürr habe in stets auf dem Laufenden gehalten. Man könne die Straße ja nur für Anwohner freigeben oder in eine Spielstraße umwandeln, schlägt Volz als Lösung für mehr Sicherheit der Kinder vor. Einer Ortsbegehung durch Gemeinderäte stehe er offen gegenüber.
Erich Grießaber, Fraktionsvorsitzender von B90/Grüne im Gemeinderat, spricht sich ebenfalls für die Nachverdichtung aus. Nur müsse dazu der ÖPNV ausgebaut werden, dann würde auch weniger Parkraum benötigt. Es bei bei solchen Bauvorhaben aber immer wichtig, alle Menschen zu beteiligen. Auch wenn später nicht alle mit der Lösung zufrieden seien. Die Idee mit der Spielstraße oder dem Anwohnerparken finde er gut. Auch er sei für einen Ortstermin zumindest von Teilen des Gemeinderates. Dann könne man sich auch die umliegende Bebauung anschauen und für die Zukunft entscheiden, welche Art von Häusern in Möttlingen entstehen kann und soll. Zudem liege ihm ebenfalls an einer für alle Seiten tragbaren Lösung.
Der Bauherr wollte sich auf Nachfrage nicht zum Sachverhalt äußern.
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