Beim Seelsorge-Impulstag wurde ins Missions- und Schulungszentrum eingeladen. Foto: Micha Weik Foto: Schwarzwälder Bote

Seelsorge: Impulstag mit Tipps / Knapp 190 Teilnehmer / Sechs Seminare / Ermutigende Antworten aus der Bibel

Bad Liebenzell. Die Initiative Seelsorge-Beratung-Bildung (isbb) des Liebenzeller Gemeinschaftsverbandes lud zum Seelsorge-Impulstag ins Missions- und Schulungszentrum nach Bad Liebenzell ein. 190 Frauen und Männer nahmen teil.

Hauptreferentin war Dorothee Erbe-Bechthold, Fachärztin für Psychiatrie und Psychotherapie und Individualpsychologische Lebensberaterin (ICL). Sie ist Oberärztin in der Klinik Hohe Mark in Oberursel/Taunus. Ihr Hauptthema war "Alles im Griff? – Wege aus der Perfektionismusfalle".

Ein Perfektionist sei ein Mensch, der extrem hohe Ansprüche an die eigenen Handlungen stelle, sehr besorgt sei, keine Fehler zu machen und seine Selbstbewertung daran ausrichte, wie sehr er seine Maßstäbe erfüllt habe, so die Referentin in der Definition. Es gelte Perfektion von Perfektionismus zu unterscheiden. In manchen Berufen, wo es um Leben und Tode gehe, oder in technischen Bereichen, müsse Perfektion angestrebt werden. Dagegen sei das übertriebene mehrfache Putzen von Fensterscheiben perfektionistisch, vor allem, wenn es auf Kosten von Zeit für die Familie gehe.

Die Referentin unterschied den "selbst gerichteten" Perfektionismus, der hohe Erwartungen an sich selbst stelle und erst mit 100 Prozent zufrieden sei, von einem "sozialen" Perfektionismus, wo der Einzelne hohe Erwartungen von anderen an sich gestellt sehe und immer frage: "Was denken die von mir, wenn ich die nicht erfülle".

Kostenlose Beratung

Schließlich sei ein "außengerichteter" Perfektionismus beobachtbar, wo der einzelne an andere seine hohen Erwartungen stelle.

"Perfektionismus ist keine psychische Erkrankung, sondern ein Persönlichkeitszug", so die Referentin. Aber Perfektionismus könne Auslöser von psychischen Störungen begünstigen und hänge oft mit Zwangsstörungen, Depressionen, Essstörungen und Angststörungen zusammen.

Auch Christen stünden in der Gefahr, zu hohe Erwartungen an sich und andere zu stellen, was ein Leben aus der guten Abhängigkeit von Jesus Christus erschwere.

Als Hilfen empfahl sie perfektionistisch geprägten Menschen Mittelmäßigkeit in definierten Bereichen einzuüben und den Weg zwischen zu viel und zu wenig gehen zu lernen. Man müsse auch den eigenen Anspruch loslassen, die Welt selber retten zu müssen. "Ich muss nicht mehr überall dabei sein, wo Rauch aufsteigt" (Bonelli).

In sechs Seminaren wurden weitere Themenbereiche entfaltet. Dorothee Erbe-Bechthold sprach über Zwangsstörungen. Michael Hübner ermutigte dazu Kritik zu lernen, ohne verletzt zu sein. Kritik sei oft kostenlose Beratung. Thomas Meister entfaltete das Thema "Mann sein zwischen Wunsch und Wirklichkeit". Johannes Stockmayer führte aus, wie man mit Aggressionen umgehen lernt und dabei deeskalierend wirken kann. Thomas Wirth führte in die "Geistlichen Übungen" ein. Hartmut Schmid gab auf die Frage "Die Schuld meiner Vorfahren – mein Fluch?" ermutigende Antworten aus der Bibel.

Die isbb arbeitet zusammen mit der Stiftung Therapeutische Seelsorge (TS) mit Sitz in Neuendettelsau (Franken). Beide Initiativen bilden Seelsorger als begleitende, beratende und therapeutische Seelsorger aus. Die isbb hat in Calw-Hirsau eine Beratungsstelle für Einzel-, Ehe- und Familienberatung.