Der Zionsaal wurde hergerichtet und um ein Stockwerk erweitert.Fotos: Löw Foto: Schwarzwälder Bote

Religion: Zedakah weiht neuen Zionsaal mit Gottesdienst ein / Werk feiert 60-jähriges Bestehen / Zukünftig mehr Platz

Vorstand Frank Clesle erkennt darin ein Wunder – das Werk Zedakah konnte den umgebauten und erweiterten Zionsaal einweihen. Viele Hindernisse wurden überwunden, sogar eine überraschende Geldspende bekam das Werk. Im Festgottesdienst am Sonntag wurde deutlich, worum es Zedakah geht und für was die neuen Räume genutzt werden sollen.

Bad Liebenzell-Maisenbach-Zainen. Am Wochenende gab es viel zu feiern für das Werk Zedakah. Zum einen beging der Verein sein 60-jähriges Bestehen. Zum anderen wurde der 1963 erbaute Zionsaal auf dem Gelände des Gästehaus Bethel wieder eingeweiht. Der Festgottesdienst musste jedoch wegen der Pandemie kleiner ausfallen als geplant. Den Livestream verfolgten aber rund 220 Zuschauer.

Unter einer Bedingung zu einer großzügigen Spende bereit erklärt

Dort erzählte der Pionier Heinz Bosler aus der Zeit, als der ursprüngliche Bau errichtet wurde. Er hat damals selbst mit Hand angelegt. Der neue Saal sei notwendig geworden, weil die Gläubigen in dem kleineren Vorgängerraum bei den Gottesdiensten wegen Sauerstoffmangels regelmäßig umgekippt seien, erinnerte sich Bosler. Außerdem zeigte er Bilder davon, wie der Saal bis heute genutzt wurde.

Mittlerweile war der Raum aber in die Jahre gekommen, vor allem das marode Dach bedurfte einer Sanierung, erklärt das Werk auf seiner Homepage. Als ein Gast des Haus Bethel mitbekommen habe, dass eine Sanierung anstehe, habe er sich zu einer Spende von 100 000 Euro bereit erklärt. Allerdings unter einer Bedingung: Der Bau soll um ein Stockwerk erweitert werden, in welchem Bildungsarbeit mit jungen Menschen stattfinden soll.

Das passt gut zu Zedakah. Denn das Werk hat es sich zur Aufgabe gemacht, neben der Pflege von Shoa-Überlebenden in Israel, in Deutschland gegen Antisemitismus vorzugehen. Und das insbesondere dadurch, dass Bildungsangebote für und Projekte mit Jugendlichen ausgeführt werden. Dafür sind die neuen Israel-Perspektiv-Räume im oberen Geschoss des neuen Zionsaals.

Gute Technik und Lüftung im helleren Saal verbaut

Die Verbindung zu Israel machte Frank Clesle in seinem Eröffnungsgebet nochmals klar. Er schloss hier Opfer und Angehörige der Katastrophe am Festtag Lag Baomer vor wenigen Tagen ein. Bei einer Massenpanik waren 45 Menschen ums Leben gekommen. Und er dankte Gott, welcher das Wunder des neuen Gebäudes ermöglicht habe. Der Zionsaal hat seinen Namen vom Psalm "Denn der Herr hat Zion erwählt, und es gefällt ihm, dort zu wohnen", wie der Vorstandsvorsitzende Martin Meyer erklärte.

Dieser Satz prangt auch im neuen Saal an der Wand. Gottes Namen solle dort weiterhin heimisch sein, so Meyer. In seiner Predigt ging er auf das Verhältnis von Glaube und Hoffnung ein. Er erzählte die Geschichte, wie Jesus auf dem See Genezareth mit seinen Jüngern in einen Sturm gerät und diesen bändigt. Manchmal verliere man zwar die Hoffnung, so Meyer. Doch der Glaube sei immer da. Es gebe viele Stürme im Leben, etwa schwere Krankheiten oder eine Kündigung. Doch Jesus sei immer da und habe die Kontrolle. Deshalb könne man ihm vertrauen. Und zwar ganz besonders dann, wenn Spezialisten und Fachleute die Hoffnung schon aufgeben hätten. Denn Jesus sei die Hoffnung. Meyer dankte auch Bosler für seine Erzählungen und Leistungen. Er freue sich über den neuen helleren und höheren Saal. Zudem habe man eine gute Technik und Lüftung verbaut.

Im Februar vergangenen Jahres hatten die Bauarbeiten begonnen. Mit vielen ehrenamtlichen Helfern konnte das Gebäude binnen eines Jahre fertiggestellt werden.

Zum Gottesdienst am Sonntag kamen wenige geladene Gäste, die Grußworte und Glückwünsche überbrachten. Ortsvorsteher Fritz Steininger betonte das freundschaftliche Verhältnis und überreichte ein Geschenk. Detlef Krause vom Liebenzeller Gemeinschaftsverband (LGV) überreichte einen Olivenbaum. Dieser passe zum Engagement Zedakahs. Das Werk sei ein Segen für die Menschen Israels. Auch dass man die Vergangenheit mit der Zukunft verbinde, sei eine große Leistung.

Die Israel-Perspektiv-Räume sollen eigentlich noch eine eigene Einweihungsfeier bekommen, erklärte Clesle abschließend. Doch die sei auf unbestimmte Zeit bis nach dem Lockdown verschoben. Eine erste Veranstaltung sei aber schon geplant. Am 18. Juni erzähle Anatoli Uschomirski von der Versöhnung zwischen Juden und Deutschen anhand seiner eigenen Lebensgeschichte. Diese Veranstaltung werde auf jeden Fall stattfinden, so Clesle, entweder in Präsenz oder – dank der neuen Technik im Zionsaal – online.