Das Unterlengenhardter Dorfzentrum soll künftig als Kindergarten dienen. Foto: Eitel Foto: Schwarzwälder Bote

Kindergartenbedarfsplanung: Marienstift erreicht Kapazitätsgrenze / Gebührenerhöhung zeigt Wirkung

Die Bedarfsplanung für die Kindertageseinrichtungen stand im Mittelpunkt der Beratungen im Schul-, Kultur- und Sozialausschuss des Bad Liebenzeller Gemeinderates. Zahlreiche Erzieherinnen und interessierte Bürger füllten den großen Sitzungssaal.

Bad Liebenzell. Aktuell besuchen 300 Kinder einen der acht Kindertageseinrichtungen (KITAS) in Bad Liebenzell, in denen insgesamt 374 Regelplätze zur Verfügung stehen. Zum 1. August 2020 werden 366 Plätze benötigt. Diese Eckzahlen mögen auf den ersten Blick eine ausgeglichene Gesamtsituation signalisieren, partiell drohen jedoch einige Engpässe.

Im Jahr 2016 gab es in Bad Liebenzell einen geburtenstarken Jahrgang, und jetzt stehen die damals geborenen Kinder zur Aufnahme in die Kitas an. In den Stadtteilen Beinberg, Maisenbach-Zainen und Unterhaugstett besteht aktuell jedoch kein Mangel. Außerdem können in Möttlingen sowie in Monakam künftige Engpässe durch bauliche und organisatorische Maßnahmen kompensiert werden. Ganz anders sieht es in der Kernstadt beim Marienstift aus. Den dort vorhandenen 120 Regelplätzen steht im nächsten Jahr ein Bedarf von mehr als 130 Kindern gegenüber. "Das Marienstift kann nicht mehr, wir sind am Rande der Kapazität", beschreibt Leiterin Aurelia Klose die räumlich und personell angespannte Situation.

Hauptamtsleiter Werner Komenda schlägt deshalb eine strukturelle Änderung vor: Aufgrund der geringer gewordenen Nachfrage nach arbeits- und raumaufwendigen Krippenplätzen könnte die Betriebserlaubnis zugunsten der Drei- bis Sechsjährigen angepasst werden. Außerdem nehmen derzeit noch zehn Kinder aus anderen Stadtteilen das differenzierte Angebot des Marienstiftes wahr.

Angebote in Stadtteilen

Solche Angebote werden aber künftig auch in den anderen Stadtteilen, zum Beispiel in Möttlingen und Monakam, entstehen, was zu einer Entlastung des Marienstiftes führen dürfte. "Die Erhöhung der Kitagebühren hat deutliche Spuren hinterlassen", begründet Komenda die auch in anderen Stadtteilen rückläufige Nachfrage insbesondere einkommensschwächerer Familien nach Krippenplätzen. Immerhin gibt es jetzt die Möglichkeit, das vom Landkreis geförderte private Tagespflegeangebot "Glückspilz" wahrzunehmen. Da dieses die Kapazitäten der Stadt sinnvoll ergänzt, stimmte der Gemeinderat dem Vorschlag der Verwaltung einmütig zu, die Einrichtung mit einem monatlichen Zuschuss von 100 Euro pro Kind zu unterstützen. Voraussetzung ist, dass das Kind in Bad Liebenzell wohnt.

Problematisch stellt sich auch die Situation für den Waldorfkindergarten Unterlengenhardt dar. Für die zunehmende Nachfrage kann die derzeitige Aufnahmekapazität von 20 Plätzen nicht mehr erweitert werden. Deshalb kam seit dem vergangenen Jahr die Umnutzung des wenig frequentierten Dorfzentrums ins Gespräch. Das Karlsruher Architektenbüro Schnitzer & Plank hatte dazu ein entsprechendes Gutachten mit geschätzten Umbaukosten in Höhe von 1,7 Millionen Euro erstellt. Der Gemeinderat hielt dies allerdings für zu kostspielig und deckelte die Kosten auf 1,2 Millionen Euro. Wie Architektin Maria Planck ausführlich darstellte, gestattet dieses Volumen zwar einen Umbau mit Abdeckung der gesetzlichen Mindestanforderung, wäre allerdings mit deutlichen Qualitätsmängeln behaftet.

Von anwesenden Bürgern aus Unterlengenhardt wurden indessen eine ganze Reihe von Nachteilen, insbesondere Parkprobleme und der Verlust des Veranstaltungssaales geltend gemacht. Ortsvorsteherin Viola Gärtner hatte sogar zwei Ersatzstandorte ausgemacht, die jedoch laut Bürgermeister Dietmar Fischer baurechtlich keinerlei Chancen hätten. Es liege jetzt an den Unterlengenhardtern selbst, realisierbare Alternativen zu unterbreiten.