Sport: Läufer müssen sich an neue Bedingungen gewöhnen / Teilnehmer starten nicht alle gemeinsam / Fast 200 Läufer

Bad Liebenzell. Gut, die Strecken von fünf und zehn Kilometer sind gleich geblieben, aber sonst war fast alles etwas anders beim Paracelsuslauf in Bad Liebenzell. "Wir nehmen heute eine Vorreiterrolle für weitere Läufe im Kreis Calw ein", erklärte der Leichtathletik-Ehrenkreisvorsitzende Fritz Sander. Dem Unterhaugstetter, aktuell in Schömberg wohnhaft, war die besondere Verantwortung, in Corona-Zeiten so ein Event auszurichten, bewusst. In Zusammenarbeit mit der Stadt Bad Liebenzell haben die Lauforganisatoren Günter Henne (Calw), Laufstatistiker Günter Krehl (Ostelsheim) und Streckensprecher Hans Dieter Wagler (Nagold) den 16. Bad Liebenzeller Paracelsus und achten Firmenlauf in Angriff genommen.

Organisatorisch unter völlig neuen Umständen. So mussten sich 2020 die Läufer bis 13. September online anmelden. Nachmeldungen kurz vor dem Start waren nicht möglich, die Teilnehmerzahl im Vorfeld den Auflagen der Württembergischen Landesregierung entsprechend auf 500 begrenzt. Die vor allem beim Nachwuchs und deren Angehörigen beliebten Bambini- und Jugendläufe sind im Vorfeld schon komplett gestrichen worden.

Wie das Laufevent 2020 in der Praxis aussieht, bekamen die im Vergleich zu 2019 bescheidene Zuschauerzahl schon bei der Anmeldung zu sehen. Einzel eintreten, Adressen ausfüllen, Startpaket abholen und auf der Gegenseite das Bürgerzentrum wieder verlassen – Corona lässt grüßen. Eine Umstellung, die sich fortsetzte. Vor allem am Startplatz, wo sich die Laufgemeinde immer auf einen großen Pulk von Teilnehmern gefreut hatte. Diesmal war alles anders. Im Zeitfenster zwischen 17 und 19 Uhr ließen sich die Läufer nach Abholung ihre Daten am Start registrieren und liefen los. Einzeln oder in kleinen Gruppen wie beim Firmenlauf mit bis maximal fünf Starterm. Die Strecken bestanden aus drei Runden à 1,62 Kilometer für die Firmenläufe oder sechs Runden plus einer abschließenden Runde über 280 Meter beim Paracelsus-Lauf.

Nachdem Sander die Strecke kurz vor dem Start nochmals abgefahren hatte, gab es grünes Licht für die unterm Strich zwar flache, aber bedingt durch den teils aus Kies bestehenden Untergrund nicht gerade superschnelle Strecke.

Große Investition

Zu den ersten – und gleichzeitig größten – Gruppen, die sich durch den Kurpark in Richtung Sophi Park aufgemacht hatten, zählte die Bad Liebenzeller Mission, die mit dem Duo Ruth Keller und Elisa Werneier eine hochinteressante Premiere startete. War man bisher in Bad Liebenzell ein Bild, bestehend aus Läufern und Nordic Walkern gewohnt, wurde diesmal die Strecke per Einrad in Angriff genommen. "Sie haben unter der Woche mehrmals im Kurpark trainiert, das hat ganz gut geklappt", zerstreute Dietmar Fischer alle Bedenken. Der Bad Liebenzeller Bürgermeister hatte sich kurz vor 19 Uhr zusammen mit Landrat Helmut Riegger, dem Ersten Landesbeamten Franke Wiehe und Sozialdezernent Norbert Weiser neben vielen anderen auf die Strecke gemacht. "Zehn Schüler, 15 Nordic Walker 182 Firmenläufer für die 5000 Meter und 71 Läufer für die 10 000 Meter hatten sich angemeldet. Die meiste Luft hatte passenderweise Viktor Luft als Sieger der 10 000 Meter-Strecke in 37,13 Minuten.

"Die Bedingungen waren bei der drückenden Schwüle nicht einfach", wie 5000-Meter-Sieger Christian Dihlmann (17 Minuten und 30 Sekunden) von der traditionell stark vertretenen Kinderklinik Schömberg nach dem Zieleinlauf einräumte. Von jeder Gruppe würden die jeweils drei schnellsten Läufer für eine Mannschaft zusammengefasst, die Läufer, die auf den Plätzen vier bis sechs ins Ziel kommen, bildeten dann die zweite Mannschaft, erklärte Hans Dieter Wagler.

"Eine unserer besten Läuferinnen im Kreis Calw, Pia Kummer, hilft heute als Streckenposten und bei der Betreuung", blickte Sander auf sein Helferteam. Am Zieleinlauf hatte Kummer einen kleinen Stand, an dem die Läufer ihre Transponder zurückgeben mussten und dann ein Badetuch plus "Kalorienschub" in Form von Süßigkeiten erhielten. "Ohne unsere Messanlage wäre diese Art den Paracelsus-Lauf zu organisieren überhaupt nicht möglich gewesen", erklärte Sander zu der mehr als 30 000 Euro teuren Anschaffung mit der der Leichtathletikkreis seine Laufveranstaltungen seit Jahren am Leben hält. Der Ehrenvorsitzende des Leichtathletikreises, der sich bald in seine neue Wahlheimat Brasilien aufmachen möchte, hatte für jeden Teilnehmer am ersten "Corona-Lauf" in Bad Liebenzell aus seiner Medaillensammlung ein Stück als Erinnerung bereitgestellt.