Achtung Tretminen: Nach mehreren Diebstählen wird eifrig darüber diskutiert, wie man sich am besten vor den Langfingern schützen kann. Foto: Eitel Foto: Schwarzwälder-Bote

Schauspieler der Möttlinger Veigelesbühne überzeugen bei ihrem neuen Dreiakter "Schöne Ferien"

Von Wolfram Eitel

Bad Liebenzell-Möttlingen. Gepflegte Unterhaltung präsentierte die Möttlinger Veigelesbühne bei der Premiere ihres neuen Dreiakters "Schöne Ferien."

Erwartungsvoll ließ sich das Publikum in der ausverkauften Möttlinger Festhalle mitnehmen auf einen sommerlichen Campingplatz in südlichen Gefilden. Dort vor der bühnenbildnerisch geschmackvoll gestalteten Kulisse mit Wohnwagen durften die Besucher zunächst Bekanntschaft mit dem wohlhabenden und korrekten Rentnerehepaar Gottfried und Gisela Hanselmann machen. Beide perfekt verkörpert von Michael Weber und Thea Rentschler.

Schon früh wurde jedoch inmitten der friedlichen Idylle eine latente Grundspannung erzeugt, die über das ganze Stück hinweg anhalten sollte. Eine Diebesbande soll in der Gegend ihr Unwesen treiben. Trotzdem geht es noch ganz gemächlich zu vor dem Komfortwohnwagen der Hansel-manns.

Das ändert sich schlagartig, als die Familie Muffel auftaucht und damit beginnt, den Zeltplatz gegenüber in Beschlag zu nehmen. Mit Ehemann Klaus Muffel ist ein wahrhaftiger Rüpel und schwäbischer Oberbruddler ins Ferienparadies eingefallen, der andauernd durch besonders derbe Sprüche auffällt. Permanent muss Ehefrau Erika Muffel (Christine Weiß) deshalb Streitigkeiten schlichten. Tatkräftig wird sie dabei von ihrer Mutter Martha Meckermann unterstützt, in deren Rolle Elfriede Heeskens ein gelungenes Debüt gelang.

Für Arnold Gäckle, den Möttlinger Meistermimen, ist die Rolle des rüden Klaus wie auf den Leib geschnitten. Die lieben Hanselmanns indes sind entsetzt über die neuen Nachbarn, zumal Klaus Muffel immer wieder seine leeren Bierdosen über den Zaun wirft. "Wo koa mr hier brunse", schreit er plötzlich in die Runde und erleichtert seine Blase zum wonniglichen Erstaunen des Publikums gleich am Zaun.

Das alles ruft die empörte Nachbarin und Pseudopsychologin Frauke Braunsberg-Zickenstein auf den Plan. Das Publikum hat jetzt immer mehr zu lachen, denn die alleinerziehende Mutter lässt trotz ihrer Wut keine Chance aus, ihre Therapiequalitäten als Sucht- und Erziehungsberaterin unter Beweis zu stellen. Heike Vorgrümler bewältigt diese doch recht textschwierige Rolle der etwas überkandidelten "Super-Nanny" temperamentvoll und souverän.

Das Stück nimmt nun mächtig Fahrt auf. Das liegt zum einen daran, dass Peter Langfinger, der sich andauernd irgendetwas ausleihen möchte, in Verbindung zur berüchtigten Diebesbande gebracht wird. Aber der von Charly Lotterbeck authentisch dargestellte Schnorrer agiert dabei so unbeholfen, dass er das Publikum immer wieder zum Lachen bringt.

Zum anderen kündigt sich der Besuch von Tom Hanselmann an, der seine Eltern nach fünf Jahren mal wieder um Geld anbetteln möchte. Die feinsinnigen Hanselmanns wissen sich nur damit zu helfen, dass sie ihre komfortable Unterkunft mit dem verlotterten Zelt der Muffels tauschen.

Als der angeberische Bruder Leichtfuß Tom (Marco Gäckle) in Begleitung seiner Freundin "Baby Jenny" eintrifft, steht die ganze Geschichte auf dem Kopf. Baby Jenny, aufreizend dargestellt von der erfolgreichen Vorjahresdebütantin Sandra Scholder, bringt als Möchtegern- Model und "Punker Girl" viel Farbe ins Spiel. Weil sie es eigentlich nur aufs Geld abgesehen hat, baggert sie der Reihe nach die Männer an. Ein chaotisches "Bäumchen- wechsel-dich-Spiel" beginnt. Das Campingplatzidyll droht aus den Fugen zu geraten.