Clemens Bittlinger und David Kandert traten in Monakam auf. Foto: Schneider Foto: Schwarzwälder Bote

Musik: Clemens Bittlinger bietet in Monakam ein kirchliches Konzert der besonderen Art

Bad Liebenzell-Monakam. Kirchengesang mal ganz anders, keine schweren Choräle, keine Lobpreisungen, sondern fetzige Lieder zum Mitsingen, Ohrwürmer, die zum Nachdenken anregen: Clemens Bittlinger, evangelischer Pfarrer und Liedermacher, gastierte jüngst mit einem Benefiz-Konzert in der Kirche zu Monakam.

Es dauerte nicht lang, bis Bittlinger die Kirche in seinem Bann hatte, die Besucher mitsangen und den Takt klatschten. Die Melodien gehen ins Ohr, doch die Texte sind durchaus ernst. Es geht um menschliche Grundwerte, dabei macht Bittlinger von Anfang an klar, dass dies kein exklusiver Anspruch des Christentums sei. Er hält seinem Publikum einen Spiegel vor, bringt die Zuhörer zum Nachdenken und mit seinem trockenen Humor zum Lachen. So beschreibt er den d-Moll Akkord als den der Trompeten von Jericho, denn "anschließend waren die Mauern demoliert" und sogleich folgt die politische Pointe: absteigend gespielt sei der Akkord unheilverheißend, "denn die Tonfolge ist AfD".

Diese Mischung aus Humor und Nachdenklichkeit zog sich durch das ganze Konzert. Immer wenn der Zuhörer etwas Bekanntes zu entdecken glaubte, überraschte Bittlinger mit neuen Gedanken. Widersprüche auf den ersten Blick, die doch zu einem harmonischen Ganzen werden. So textete er das Deutschlandlied um in die Aufforderung, Flüchtlinge aufzunehmen. "Hör im Fremden das Gewohnte, sieh im Fremden das Vertraute", rief er den Zuhörern zu. Lieder aus seiner neuen CD "Bleibe in Verbindung", geprägt von Offenheit, Gastfreundschaft und Neugier auf den Anderen.

Bittlinger stellte auch das offizielle Losungslied zum Deutschen Evangelischen Kirchentag 2019 vor: "Was für ein Vertrauen". Da heißt es im Text: "Wenn du dich fallen lässt und dich mit Leib und Seele auf andere verlässt – was für ein Vertrauen." Dazu erzählt er die Geschichte Abrahams, dem Gott befahl, seinen Sohn Isaak zu opfern. Und auch dazu gab’s eine Ballade, die das Vertrauen Abrahams in Gott und das Vertrauen Isaaks in seinen Vater beschreibt.

Und gleich wurde es wieder hoch aktuell. Zum Klimawandel sagt Bittlinger: "Kohleausstieg 2038 ist viel zu spät" und er singt ein Lied über Greta Thunberg, die 16-jährige Schwedin, die seit Wochen freitags die Schule schwänzt, um vor dem Parlament in Stockholm für das Klima zu demonstrieren. Inspiriert von Greta und dem Slogan "Freitags für die Zukunft" tun es ihr inzwischen viele Tausend Schüler aus ganz Europa gleich.

Ebenso viel Applaus verdient

Begleitet wurde Bittlinger von David Kandert, der die Harmonien sang, die Percussion-Instrumente bediente und "nebenbei" Licht und Ton regulierte. Obwohl Kandert im Hintergrund agierte, verdiente er dafür ebenso viel stehenden Applaus wie Bittlinger. Die Musiker verzichteten auf ihre Gage zu Gunsten der neuen Fenster der Monakamer Kirche. Die sind seit einem guten Jahr eingebaut und voll bezahlt, aber, so Pfarrer Matthias Wenger: "Es gibt Nebenkosten: Wir brauchten Gipser und Gerüstbauer, es fehlen noch drei- bis viertausend Euro."

Die Fenster zeigen in abstraktem Stil "Auferstehung" und "Pfingsten" und sind ein deutlicher Kontrast zum spätgotischen Alter der Kirche. So schloss sich auch hier der Kreis eines Abends voller harmonischen Widerspruchs.