Nachbarin Bärbel Keppler überreicht einen Schlüssel als Willkommensgeschenk an die Leiter-Familie. Foto: Tröger Foto: Schwarzwälder Bote

Flüchtlinge: Hoffnungshäuser eröffnet

Überaus großes Interesse an einer Besichtigung der neu gebauten Hoffnungshäuser in der Bad Liebenzeller Hindenburgstraße herrschte beim Tag der offenen Tür.

Bad Liebenzell. Im Halbstunden-Takt machten sich Besuchergruppen auf den geführten Weg durch die Häuser und ließen sich informieren über die Bauweise sowie das Konzept des integrativen Zusammenlebens in den architektonisch überraschenden Neubauten. Die Hoffnungshäuser in der Kurstadt sind ein Kooperationsprojekt der gemeinnützigen Hoffnungsträger-Stiftung mit Sitz in Leonberg und der Liebenzeller Mission. Sie bieten Wohnraum für 50 Menschen. Dies sind hauptsächlich Familien mit Fluchterfahrung sowie Studenten der Internationalen Hochschule Bad Liebenzell und der Interkulturellen Theologischen Akademie.

Martin Auch, Missionsdirektor bei der Liebenzeller Mission, ging bei der offiziellen Eröffnung des Besichtigungstages auf den Entstehungsprozess des gemeinsamen Projektes ein. Die Hoffnungshäuser entstanden auf einem Grundstück der Liebenzeller Mission, welches die Hoffnungsträger-Stiftung gepachtet und bebaut hat.

"Bei dieser Zusammenarbeit entstanden neue Allianzen und Freundschaften, die es sonst nie gegeben hätte", betonte er das förderliche Zusammenwirken aller Beteiligten. "Vorbildlich war die Zusammenarbeit mit der Stadt, konstruktiv, intensiv. Das haben wir so noch nie erlebt."

Norbert Weiser, Leiter des Dezernats Jugend, Soziales und Integration beim Landratsamt Calw, bedachte das Projekt mit gleich zwei Superlativen. In rekordverdächtiger Geschwindigkeit seit dem Spatenstich im April 2017 sei mit der Fertigstellung der Hoffnungshäuser die Quadratur des Kreises geglückt. Und: "Die Häuser mit ihrem integrativen Wohnkonzept sind ein Leuchtturm in Kreis und Land."

Bad Liebenzells Bürgermeister Dietmar Fischer freute sich, dass auch seine Stadt als Standort zum Zug kam. "Die Art der Häuser gibt es öfter (er spielte damit auf das erste Hoffnungshaus der Stiftung in Leonberg an), aber nicht am schönsten Ort der Welt!" Er ging auf den schwierigen Prozess der Baugenehmigung ein und betonte den Modellcharakter der Zusammenarbeit von Stiftung, Liebenzeller Mission, Stadt und Landratsamt: "Wenn alle zusammenarbeiten geht es schnell, mit Leichtigkeit und führt am Ende zu einer guten Sache." Vor aller Augen unterzeichnete Fischer den Mietvertrag mit der Hoffnungsträger-Stiftung für die Wohnungen, die künftig von den Flüchtlingen bewohnt werden.

Marcus Witzke, Vorstand der Stiftung, resümierte ebenfalls das spannende und bereichernde Zusammenwirken unterschiedlicher Partner: "Es ist großartig, wie Hoffnung hier konkret wird." Er überreichte eine Tafel mit drei Versen aus der Bibel an die künftigen Hauseltern Sarah und Tobias Zinser.

Pfarrer Johannes Luithle ist seit 27 Tagen Direktor der Liebenzeller Mission, und für ihn war der Tag der offenen Tür ein "klasse" Tag. "Hier lebt Hoffnung. In diesem Wort steckt ›offen‹ drin. Alle Beteiligten haben sich geöffnet, wie sie es so noch nie zuvor getan haben." Diese Offenheit wünschte er den künftigen Bewohnern und Mitarbeitern im Zusammenleben, immer im Bewusstsein, dass Christus dahinter und darüber steht.

Dank an Nachbarn

Tobias Zinser bedankte sich für die Geduld und Nachsicht der Nachbarn, die beim Bau einige Einschränkungen hinnehmen mussten. Er lud sie ein zu einer guten Nachbarschaft und zu Besuchen der offenen Angebote des Hauses. "Wir werden uns reiben und schleifen im Zusammenleben. Wir wünschen uns, dass wir dadurch immer schöner werden", zog er den Vergleich zu einem Edelstein. "Zwei unserer vier Kinder flitzen schon mit einem Bewohnerkind durchs Gelände," erzählte seine Frau Sarah und wünschte sich, dass sich alle wohl fühlen in der Gemeinschaft und neue Freundschaften entstehen.

Eine nicht eingeplante Überraschung hatte Nachbarin Bärbel Keppler für die Hauseltern dabei. Sie überreichte zusammen mit einem Blumengruß einen großen schmiedeeisernen Schlüssel, den ihr Vater herstellte.