Iris Smetaczko (von links, Geschäftsstelle Kurhaus), Dietmar Fischer (Bürgermeister), Kerstin Weiß (Kurdirektorin), Georg Eisenlauer (Landesvorsitzender), Simone Ankele (Kneipp-Verein Tübingen), Bernhard Steinhart (Schatzmeister), Doris Fritz (Stellvertretende Landesvorsitzende), Lars Kochenburger (Kneipp-Verein Heilbronn). Foto: Fuchs Foto: Schwarzwälder Bote

Gesundheit: Landesverband kommt zusammen / Ideen gegen Mitgliederschwund vorgestellt

Im Rahmen der Kneipp-Landesvorstandssitzung wurde über geplante Aktivitäten für das nächste Jahr und Vereins-Neugründungen gesprochen.

Bad Liebenzell. Zwei Becken, eines mit kaltem Wasser und eines mit warmem, durch die man dann nacheinander durchwatet. Daran denken die meisten Menschen, wenn sie das Wort "Kneipp" hören. Dahinter verbirgt sich jedoch sehr viel mehr, wie der Landesverbandsvorsitzende des Kneipp-Bundes, Georg Eisenlauer, auf der dritten Landesvorstandssitzung wissen lässt.

Zu diesem Anlass sind die Vorstands-Mitglieder im Kurhaus zusammengekommen. Hier wird nämlich der Bau einer größeren Kneipp-Anlage geplant. "Bad Liebenzell ist der perfekte Ort dafür", freut sich Kurdirektorin Kerstin Weiß. "Natur und Wasser spielen hier eine so große Rolle, dass es eigentlich schon längst eine Kneipp-Anlage geben sollte."

Der Kneipp-Landesverband ist für 96 Vereine in Baden-Württemberg zuständig, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, die Lehre von Sebastian Kneipp zu verbreiten. Der Pfarrer, der im 19. Jahrhundert gelebt hat, predigte nicht nur das Wort Gottes, sondern auch eine gesunde, verantwortungsvolle Lebensweise.

Mehrere Einrichtungen arbeiten mit Konzept des Pfarrers

"Es geht um eine ganzheitliche Perspektive", erklärt Eisenlauer. "Alle Anwendungen wirken sich auf Körper, Geist und Seele aus. Und um die Überzeugung, dass man den eigenen Gesundheitszustand selber in der Hand hat, nämlich durch eine verträgliche Lebensordnung und Strukturen, die das verloren gegangene Gleichgewicht wieder herstellen, zum Beispiel indem sie Stress reduzieren." Das Ganze klingt sehr nach fernöstlicher Naturheilkunde. Ist es im Grunde auch, bestätigt Eisenlauer. "In der chinesischen Heilkunde geht es auch viel um Ernährung, Bewegung und Kräuter, genauso wie bei Kneipp." Die Praktiken haben das Ziel, vorbeugend gesund zu halten.

Der Nutzen des Konzepts steht für die Verbands-Mitglieder außer Frage. "Die Wirkung vieler Kräuter ist wissenschaftlich erwiesen. Das ist nur eher unbekannt, weil die Pharmaindustrie an Kräutern allein nichts verdient", erklärt Doris Fritz, die Stellvertreterin von Eisenlauer. "Und die sinnvollste Medizin ist immer noch Bewegung. Das lässt sich nicht leugnen."

Es existieren bereits zahlreiche Einrichtungen wie Kindergärten und Seniorenheime, die offiziell nach dem Kneipp-Konzept arbeiten. In den Vereinen selbst werden unter anderem regelmäßig sportliche Veranstaltungen und Kurse über gesundheitliche Themen angeboten. "Man lernt viel Nützliches", sagt Fritz. "Zum Beispiel wie man Insektenstiche oder harmlose Krankheiten behandeln kann, ohne gleich zu Medikamenten zu greifen. Man denke an Wadenwickel bei Kindern mit Fieber. Das Wissen um alt bewährte Hausmittel nimmt in unserer Gesellschaft immer mehr ab."

Die Vereinstätigkeit klingt wahrlich nach einem guten Ausgleich zum Alltag, dennoch kämpfen auch die Kneipp-Vereine mit sinkenden Mitgliederzahlen. "Die Überalterung lässt sich nicht leugnen. Die jüngere Generation haben mit Vereinen scheinbar allgemein nicht mehr viel am Hut", meint Eisenlauer bedauernd.

Dem Verband mangelt es aber nicht an Ideen, wie sich dieses Problem ein wenig in den Griff bekommen lässt. "Wir haben, wie gesagt, viele zertifizierte Einrichtungen, außerdem gibt es seit einem Jahr eine Aktion für Schulen." In diesem Rahmen dürfen sich Schüler Projekte ausdenken, die mit Gesundheit oder dem Bewusstsein für die Umgebung in Verbindung stehen, erklärt der Vorsitzende. Sei es ein Barfuß-Parcours im Wald oder eine Veranstaltung über gesunde Lebensweise.

"Diese Projekte können dann bei uns eingereicht werden und die Sieger bekommen Preise. So kommen die Schüler mit unserem Konzept in Kontakt." Außerdem findet laut Fritz auf der Bundesgartenschau Heilbronn ein Kneipp-Tag statt, der schon in Planung sei.

Mit der Erhaltung der bestehenden Vereine ist es allerdings nicht getan. "Wir wollen unsere Energie auch in die Entstehung neuer Vereine stecken", kündigte Eisenlauer an.

Ganz oben auf der Liste steht eine geplante Neugründung im Gebiet Calw, Bad Liebenzell, Bad Teinach. "Es gibt schon ein paar Interessenten", freut sich Fritz. Am selben Abend wird es noch eine Informationsveranstaltung geben, auf der Mitglieder für den neuen Verein gewonnen werden sollen.

Aber auch, wer den Infoabend nicht besucht hat, ist natürlich willkommen, sagt Weiß.