Foto: Kirmse Foto: Schwarzwälder-Bote

Der ehemalige Fußballprofi Edgar Schmitt spricht mit Julian Kirmse über seine "aktive Zeit" und das Fußballgeschäft heute

Edgar Schmitt bekam seinen Namen "Euro Eddy" durch seine vier erzielten Tore (von insgesamt sieben) gegen den damaligen spanischen Tabellenführer FC Valencia im "Wunder vom Wildpark". Ich durfte den heute 54-jährigen ehemaligen Fußballprofi interviewen.

Edgar Schmitt war ein Spieler, der sehr spät erst ins Profigeschäft einstieg. Er unterschrieb seinen ersten Profi-Vertrag erst mit 28 Jahren bei Eintracht Frankfurt.

Im Jahr 1993, als Schmitt 30 Jahre alt war, wechselte er dann zum Karlsruher SC, wo er durch herausragende Leistungen die besten Jahre seiner Karriere verbrachte.

Edgar Schmitt, der als Kind sehr klein war, wurde wegen seiner Größe gehänselt. Er war mit 18 Jahren 1,60 Meter groß und erst mit 21 Jahren ausgewachsen.

Edgar Schmitt wehrte sich schon als kleiner Junge gegen die ihn ärgernden Mannschaftskollegen mit den Worten: "Ich werde der erste Bundesligaprofi, der aus der Eifel kommt" gegen die Hänseleien wegen seine Größe. Er behielt recht, denn dies gelang außer ihm bis heute noch keinem.

Schmitt ist Muhammad Ali-Fan und vergleicht sich auch sehr gerne mit ihm. Er gab nie auf, hatte eine Vision, einen Traum, und war der festen Überzeugung, dass er irgendwann einmal in der ersten Bundesliga spielen würde.

Mit 21 wechselte er von Bitburg zum 1. FC Salmrohr und bemerkte das erste Mal, dass man ein Team braucht, um seine Ziele zu verwirklichen.

Er träumte immer von dem ganz großen Ziel. Den Weg dorthin hat er sich aufgeteilt und so immer neue Plattformen erreicht und erst weitergemacht, wenn er sich sicher war, dass er gut genug war.

Da ihm zur damaligen Zeit die 2. Liga zu anspruchsvoll war, ging der Stürmer 1988 einen Schritt zurück und wechselte nach Trier. Dort war Schmitt sehr erfolgreich und wurde zwei Jahre hintereinander zum besten Amateurspieler Deutschlands gewählt. Er hätte bei Trier bleiben können, wechselte dann aber 1991 mit 28 Jahren zu Eintracht Frankfurt, da es sein Traum war, einmal Bundesligaprofi zu werden. Das schien damals fast unmöglich, da er sehr spät, und zwar erst mit 28 Jahren von der 3. Liga in die Bundesliga wechselte. Die Umstellung von der 3. zur 1. Liga fiel dem Fußballer schwer, deshalb brauchte er 16 Monate, bis er wieder Fuß gefasst hatte und richtig zum Einsatz kam.

Edgar Schmitt vergleicht sich mit Timo Werner, weil er Ähnlichkeiten in der Spielanlage und den Laufwegen sieht. Er war ebenso schnell wie Werner, war beweglich und konnte links und rechts sehr gut schießen.

Schmitts Stärken lagen jedoch bei Kopfbällen und der Ballannahme mit der Brust. Und er hatte einen unglaublich starken Willen.

Als ich Edgar fragte, was seine größten Erfolge als Profi waren, meinte er: "Ich habe eins gelernt, du kannst stolz darauf sein, dass du was Außergewöhnliches geleistet hast und zwar da ganz oben mitzuspielen, dass du dir aber nichts darauf einbilden musst."

Am 2. November 1993, Schmitt spielte inzwischen beim Karlsruher SC, war die Geburtsstunde des "Euro Eddy" und dem "Wunder vom Wildpark". Seiner Meinung nach war der Sieg des KSC gegen Valencia nur möglich, durch den Anschlusstreffer und die vielen vergebenen Torchancen von Valencia im Hinspiel, "denn bei diesem Tor war der ganzen Mannschaft klar, dass der KSC das Heimspiel gewinnen würde".

Bei dem 1:3, das Edgar schoss, sagte er: "So jetzt haben wir euch, jetzt seid ihr dran!"

Auch heute noch ist er der Meinung: "Es war ein unglaubliches Spiel, so was gab es zuvor noch nicht im Wildpark" und "durch unsere Motivation, Siegessicherheit und eine ähnliche Spielweise wie heutzutage Barcelona, gewannen wir dann dieses Spiel." Nach dem 1:0 sei Valencia dann zusammengebrochen."

"Euro Eddy ist ein Teil meines Markenbildes, ich habe den Namen sogar in meinem Pass stehen."

Als seinen größten Erfolg beschreibt er nicht irgendein Spiel, sondern seine Leistung in der Bundesliga und auch auf internationaler Bühne, die er fußballerisch in seinem Alter noch leistete und dann drei Jahre auf einem ganz hohen Niveau abrufen konnte.

Auf die Frage, ob er bodenständig sei, antwortete er: "Ich bin Realist, bei mir in der Eifel sagt man: bodenständig, der ist nie aus der Eifel herausgekommen."

Fußball ist auch heute noch Euro-Eddys "Kernprodukt", er liebt und engagiert sich für den Fußball, er könnte sich aber auch ein Leben ohne Fußball vorstellen.

Edgar Schmitt hat noch Kontakt zu alten Kollegen, die auch im Spiel gegen Valencia dabei waren, wie zum Beispiel zu Dirk Schuster, Manfred Bender, Reiner Schütterle, Sergej Kirjakow oder auch Oliver Kahn.

Oliver Kahn sieht er zwar nur alle ein bis zwei Jahre, trotzdem freut er sich immer wieder, ihn zu sehen. Er ist stolz darauf, dass er ein Teil von Kahns wundervoller Karriere sein durfte und immer noch ist.

Behalten oder gesammelt hat er nichts aus dieser Zeit. Er tauschte einmal sein Trikot, als seine Mannschaft gegen Real Madrid spielte, mit einem Spieler von Real. Dieses Trikot schenkte er kurze Zeit später aber einem behinderten Jungen.

Solche Dinge hatten bei ihm aber auch keinen Stellenwert, "was soll ich mit ihm ein Trikot wechseln, ich bin doch genauso gut, ich bin der König", meinte er.

Zu den hohen Ablösesummen von Spielern wie beispielsweise Neymar sagt er: "Mich erschrecken diese hohen Ablösesummen nicht. Der Fehler, den diese Spieler machen, ist folgender: Du darfst nie nach dem Geld schauen, wenn du etwas erreichen möchtest – ich habe das Geld zwar mitgenommen, aber nie dafür gespielt." Er meint, dass das Geld den Fußballspielern so wichtig ist, weil es ihnen zeigt, wie gut sie sind und in was für einer Hierarchie sie stehen.

Ich möchte mich bei Edgar Schmitt bedanken, dafür, dass er sich für mich und mein Interview über eine Stunde Zeit genommen hat, dass er sehr begeistert erzählt hat, eine unglaublich positive Ausstrahlung hat und 100-prozentig hinter dem steht, was er sagt. Auch möchte ich mich bei der KSC-Mitarbeiterin Frau Schmidt bedanken, die mir den Kontakt zu Edgar Schmitt herstellte und mir so das Interview ermöglichte.   Der Autor ist Schüler der Klasse 10b der Reuchlin Realschule Bad Liebenzell

Edgar Schmitt beantwortet vier kurze Fragen beziehungsweise Schlagwörter:

  F amilie: "Ich bin ein Familienmensch, sie gibt mir Ruhe und Kraft, ich habe eine wundervolle Frau, Corinna, und vier Mädels, ich kann nur Mädels."

  Wo siehst du dich in zehn Jahren?: "Das kann ich nicht sagen, ich weiß nicht einmal, wo ich in einem halben Jahr bin."

 Heimat: "Da wo ich mich wohlfühle, durch die vielen Reisen in meinem Leben, habe ich kein Heimatgefühl."

  Was würdest du jungen Leuten wie mir mit auf den Weg geben?

"Lebe deine Träume, lass dich nicht beirren, sei geduldig, sei fleißig. Hör nicht auf die Nein-Sager. Gehe deinen Weg ohne Wenn und Aber. Ich hatte nie einen Plan B."