Ben Lesser überlebte Auschwitz. Foto: Veranstalter Foto: Schwarzwälder Bote

Geschichte: Rainer Höß, Enkel des Auschwitzer Lagerkommandanten Rudolf Höß, ist ebenfalls zu Gast

Bad Liebenzell. "Vom Nazi-Albtraum zum amerikanischen Traum" – so lautet der Untertitel des Buches, das Ben Lesser über sein Leben geschrieben hat. Das Buch heißt: "Living a Life That Matters" – "Ein bedeutsames Leben leben".

 

Ben Lesser hat die Schrecken des Holocaust überlebt und widmet sein Leben seit mehreren Jahrzehnten der Erinnerung daran für zukünftige Generationen. Er hält Vorträge an Universitäten und Schulen – und am Samstag, 27. Januar, im Spiegelsaal in Bad Liebenzell. An diesem Tag ist der Internationale Tag des Gedenkens an den Holocaust, denn am 27. Januar 1945 wurde das Konzentrationslager Auschwitz befreit.

Dort war auch Ben Lesser, der 1928 in Krakau (im heutigen Polen) geboren wurde. Mit elf Jahren wird er mit seiner Familie gezwungen, in ein Ghetto zu ziehen. Schon dort erlebte er schreckliche Gräueltaten der Nationalsozialisten. Zunächst gelang ihm und zwei Geschwistern mithilfe der Eltern die Flucht nach Ungarn. Seine Eltern wurden verraten und umgebracht. Doch auch die Kinder waren nur vorübergehend in Sicherheit: Im Mai 1944 wurde Ben Lesser mit seinen Geschwistern und weiteren Familienmitgliedern nach Auschwitz-Birkenau deportiert.

Sein Cousin Isaac und er wurden von den anderen getrennt, die in den Gaskammern sterben sollen. Als die Sowjets vorrückten, wurde Auschwitz evakuiert. Die Häftlinge traten einen "Todesmarsch" in Richtung Buchenwald an. Nach zwei Wochen kamen Ben und Isaac dort an. Doch nach nur einer Nacht ging es schon weiter. In einem Zug wurden sie einen Monat lang ziellos durch Deutschland gefahren. Schließlich erreichten sie das KZ Dachau, nur drei Tage vor der Befreiung durch amerikanische Truppen. Für Isaac kam diese Rettung zu spät. Er starb wenig später an den Folgen der Unterernährung. Ben Lesser traf im Krankenhaus auf seine Schwester Lola, die außer ihm als einzige der Familie überlebte.

Stiftung gegründet

Nach dem Krieg emigrierte Ben Lesser in die USA, wo er als Vater zweier Töchter mit seiner Frau Jean in Las Vegas lebt.

Noch immer – mit fast 90 Jahren – ist er unterwegs und engagiert sich in Amerika, Europa und Israel. Er ist Gründer der Stiftung "Zachor Holocaust Remembrance Foundation" und arbeitet mit internationalen Partnern zusammen. Darunter ist Rainer Höß, dessen Großvater der Lagerkommandant von Auschwitz war, und der sich als Täter-Nachfahre ebenfalls der Erinnerung verschrieben hat. Er wird in Bad Liebenzell mit dabei sein und vor Ben Lessers Vortrag gemeinsam mit Schuldekan Thorsten Trautwein die deutsche Perspektive auf die damalige Zeit beleuchten. Die Veranstaltung beginnt um 19.30 Uhr, Einlass ist ab 19 Uhr. Der Eintritt ist frei.

Im Rahmen seines Aufenthalts in Deutschland wird Ben Lesser auch an einigen Schulen in der Umgebung über sein Leben sprechen und die Schüler dabei sicherlich ermutigen, "ein bedeutsames Leben zu leben" – und aus der Erinnerung an die dunkle Vergangenheit für die Gegenwart zu lernen.