Sie freuen sich über die Fertigstellung des Knappenhauses der Burg Liebenzell (von links): Bad Liebenzells Bürgermeister Dietmar Fischer, Dörte Conradi, Leiterin der Abteilung Grundsatz und Digitalisierung im Ministerium für Kultus, Jugend und Sport, der Landtagsabgeordnete Thomas Blenke sowie Martin Eckhard, Akademieleiter beim Internationalen Forum Burg Liebenzell. Foto: Fritsch Foto: Schwarzwälder Bote

Bildung: Räume der Burg Liebenzell werden Zug um Zug auf Vordermann gebracht / Knappenhaus ist saniert

Die Burg Liebenzell wird in der nächsten Jahren Zug um Zug modernisiert. Ein erster Schritt ist dabei getan. Am Freitag ist zunächst das Knappenhaus wiedereröffnet worden. Der Brandschutz ist jetzt dort auf dem neuesten Stand.

Bad Liebenzell. Auf der Burg befindet sich mit dem Internationalen Forum Burg Liebenzell eine von vier Jugendbildungseinrichtungen des Landes Baden-Württemberg. Es handelt sich um eine Akademie für politische Bildung und internationale Jugendbegegnung mit einem Verein als Träger. Joachim Bley, Dezernatsleiter für Umwelt, Bauen und Technik im Landratsamt Calw, teilte im Gespräch mit dem Schwarzwälder Boten mit, dass die Maßnahmen im Knappenhaus rund 50 000 Euro kosteten. Die Arbeiten dauerten von Oktober bis März. Dafür wurden eine Brandschutztreppe gebaut und die Brandmeldeanlage in alle 18 Zimmer erweitert. Die Türen dieser Zimmer erhielten eine Rauchabdichtung. Außerdem wurden zwei Brandschutztüren eingebaut, um den Wohntrakt von den Treppenhäusern zu trennen. Das Geld stammt aus Sondermitteln des Landes. Nach den Worten von Akademieleiter Martin Eckhard wird in diesem Jahr auch das Ritterhaus mit seinem zehn Zimmern auf Vordermann gebracht. Das Treppenhaus bekommt eine Entrauchungsanlage. Die Brandmeldeanlage wird erweitert. Darüber hinaus wird eine Brandschutztüre eingebaut. Dafür werden noch einmal 50 000 Euro fällig. Die Mittel des Landes stehen zur Verfügung.

Doch der größte Brocken kommt erst noch. So soll das Wirtschaftsgebäude für rund 1,8 Millionen Euro neu gestaltet werden. Daniel Heibel, Architekt aus Calw, stellte die Pläne im Gespräch mit unserer Zeitung vor. Er war zusammen mit seinen Kollegen Dorothee Aichele und Wolfgang Krieg vom Architekturbüro Krieg und Wolf mit Sitz in Calw am Freitag auf der Burg zu Gast. Die drei Architekten haben erste Pläne für den Umbau erarbeitet. Auch hier soll der Brandschutz auf Vordermann gebracht werden. Der Gebäudeteil bekommt einen Flucht- und Rettungsweg. Des Weiteren ist ein wichtiger Punkt die Barrierefreiheit. Geplant ist der Bau von 17 neuen Doppelzimmern. Eines davon ist vollkommen barrierefrei. Das bestehende Erdgeschoss sowie das Dachgeschoss werden abgerissen. Im zentralen Eingangsbereich werden ein Aufzug sowie eine Treppe eingebaut. Dadurch sollen alle 17 Zimmer, der Speisesaal sowie die Küche barrierefrei erreicht werden können. Die Treppe ist zugleich der erste Rettungsweg. Darüber hinaus entsteht ein zweiter Rettungsweg für das Erd- sowie Dachgeschoss. Nach den Worten von Akademieleiter Eckhard steht weder fest, wann das Projekt verwirklicht werden soll, noch woher die Mittel kommen.

Schock wegen Schau

Doch am Freitag war angesichts der Wiedereröffnung des Knappenhauses Feiern angesagt. Dabei räumte Eckhard ein, dass die Brandverhütungsschau im November 2016 sowie die daraus resultierende Schließung von fast 50 Prozent der Betten ein regelrechter Schock gewesen sei. Schließlich sei man sich bis dato sicher gewesen, dass der bauliche Zustand zwar problematisch aber brandschutzrechtlich in einem akzeptablen Zustand gewesen sei. Umso mehr freute er sich darüber, dass Lösungen gefunden wurden. Nach politischen Gesprächen sei im Frühjahr 2017 zuerst die Nachricht des Landtagsabgeordneten Thomas Blenke gekommen, dass das Land die Zuschüsse für das Internationale Forum Burg Liebenzell erhöht habe. Im Herbst sei dann die Meldung gekommen, dass auch das Ministerium für Kultus, Jugend und Sport Sondermittel zur Verfügung stellen könne. Stellvertretend für viele dankte Eckhard dem Landtagsabgeordneten Blenke sowie Dörte Conradi, Leiterin der Abteilung Grundsatz und Digitalisierung im Kultusministerium. Sein besonderer Dank galt auch Dezernatsleiter Bley vom Landratsamt Calw. Er habe einen Mittelweg zwischen den rechtlichen Vorgaben und Eckhards Jammern über die Existenzbedrohung gefunden. Sein Dank galt auch Kreisbrandmeister Hans-Georg Heide. Dieser sei mehrfach über seinen Schatten gesprungen. Ihm sei es sicher lieber gewesen, wenn die Burg Liebenzell auf dem Kreisgebiet seiner Nachbarkollegen stehen würde, mutmaßte Eckhard.

Dem widersprach jedoch Heide im Gespräch mit dem Schwarzwälder Boten jedoch energisch: "Ich war froh, dass die Burg Liebenzell im Landkreis Calw steht. Ich war mir sicher, dass wir das hinbekommen."

Lanze für Brandschutz

Blenke freute sich, mal wieder auf der Burg Liebenzell zu sein. Sie sei ihm sehr ans Herz gewachsen. Als er vor 17 Jahren die Nachfolge von Arnold Tölg als CDU-Landtagsabgeordneter angetreten habe, sei von seinem Vorgänger der Rat gekommen: "Behalte mir die Burg im Auge." In Zeiten von "Fake News" und "politischen Rattenfängern" sei die politische Jugendbildung unverzichtbar. Er brach eine Lanze für die Brandschutzmaßnahmen. Wenn es mal tatsächlich brenne, seien alle froh, wenn es einen Notausgang gebe.

Conradi versicherte, dass das Kultusministerium Ende 2017 sehr gerne Mittel zur Förderung der Jugendbildung bereitgestellt habe. "Denn das Internationale Forum Burg Liebenzell ist auch nach dem vollendeten 65. Jahr seines Bestehens weit davon entfernt, in den Ruhestand zu treten, sondern nimmt für uns unverändert eine wichtige Rolle als Partner, insbesondere in der internationalen und politischen Jugendbildung ein." So biete das Forum derzeit zum Beispiel Seminare zu den Themen "Flucht", "Menschenrechte" oder "Vielfalt im Zusammenleben" an und veranstalte internationale Begegnungen mit Partnern insbesondere aus Osteuropa. Damit würden gesellschaftliche Fragestellungen aufgegriffen. "Dies stellt im Online-Zeitalter, in dem der schier endlose Nachrichtenstrom in den sozialen Medien dazu verleiten kann, Fake News unreflektiert zu übernehmen und Extrempositionen einzunehmen, einen enormen Mehrwert dar", lobte Conradi. Zudem sei das Internationale Forum ein attraktiver Tagungsort für andere Bildungsträger und deren Veranstaltungen. Sie lobte das Engagement von Akademieleiter Eckhard und seinem Team, die trotz vorübergehend halbierter Übernachtungskapazität im vergangenen Jahr rund 120 Seminare mit mehr als 2700 Teilnehmern ermöglicht hätten.

Auch Bley betonte die Notwendigkeit des Internationalen Forums angesichts nationalistischer Ideen in Ungarn, Polen, den USA, Frankreich und Deutschland. Er freute sich darüber, dass die Zimmer des Knappenhauses ab sofort wieder genutzt werden könnten. "Seien Sie ein Katalysator für die europäische Idee", rief er abschließend den Verantwortlichen der Akademie auf der Burg zu.

Der Umbau des Wirtschaftsgebäudes der Burg Liebenzell soll 1,8

Millionen Euro kosten

ZAHL DES TAGES