Die Möttlinger Halle war gesteckt voll während der Infoveranstaltung zum Thema Glasfaserausbau. Foto: Kraushaar Foto: Schwarzwälder Bote

Breitband: Möttlingen soll schnelles Internet bekommen / Maßnahmen dauern allerdings eine Weile

Aus der digitalen Steinzeit soll der Bad Liebenzeller Teilort Möttlingen katapultiert werden. Glasfaser ist das große Zauberwort. Doch das wird bei einer Infoveranstaltung klar – so ganz einfach ist das alles dann doch nicht. Ziel sind 30-Mbit-Leitungen.

Bad Liebenzell-Möttlingen. Eng war es in der Möttlinger Turn- und Festhalle. Ähnlich fühlen sich wohl auch die Daten in der neuen Glasfasertechnik, wenn sie von einem Ort zum anderen sausen. Bei der Infoveranstaltung "Highspeed Internet für die Region" war einiges los, denn trotz Hitze und frühem Zeitpunkt war die Halle proppenvoll, das Interesse am Aufbruch in das neue "Zeitalter" gewaltig.

Für den größten Teil der Möttlinger Bürger kam schon die Ankündigung, dass es im August losgehen soll, einer Erlösung gleich. Den Sprung von der Stein- in die Neuzeit startet die Stadt Bad Liebenzell in ihrem östlichsten Stadtteil. "Wir arbeiten uns von Osten in den Westen vor", kündigte Bürgermeister Dietmar Fischer an.

Highspeed für alle? Nicht ganz. Die an den Wänden ausgehängten Karten zeigten bei den Planungen rote und weiße Linien. Die roten stehen für die, bei denen derzeit so gut wie Nichts ankommt und die als erstes mit Glasfaser angefahren werden sollen. Die weißen Linien für die Straßen, in denen schon eine Versorgung über der dreißig Mbit-Marke zur Verfügung steht. Dass genau aus diesem Lager die erste Kritik kam, stieß nicht nur Bürgermeister Dietmar Fischer und Bernd Land vom Landratsamt Calw, sondern auch dem größten Teil der Besucher bitter auf.

Land erklärte die unterschiedlichen Farben mit den förderrechtlichen Unterschiede durch die Richtlinien von Bund und EU. "Eine Förderung in der Form wie wir sie erhalten, ist für die Bereiche die unter der 30 Mbit-Marke liegen festgeschrieben", sagte Land über die Möglichkeiten des Gemeinschaftsprojekts nswnetz von Kreis und Kommunen.

Nachhaltiger Netzausbau im Kreis Calw

Nswnetz steht für ein gemeinschaftliches Projekt des Landkreises, der S-IT Informationstechnologie GmbG &Co.KG und der brain4kom AG.

Ziel ist ein nachhaltiger Breitbandausbau im Landkreis Calw durch den Aufbau und Betrieb einer umfassenden Glasfaserinfrastruktur, bei dem der Landkreis die überörtliche Backbone Infrastruktur baut, die S-IT und brain4kom pachten das Netz für den Betrieb und sind Endkunde für den Verbraucher. Im Falle von Möttlingen baut die Netze BW das innerörtliche Leitungsnetz und stellt die notwendigen Hausanschlüsse her. In diesem Zuge wird auch die Stromversorgung in Teilbereichen von den Dachständern in das Erdreich verlegt. Trotz Zuschüssen muss die Stadt Bad Liebenzell für ihr Ziel Glasfaser für alle noch viel Geld in die Hand nehmen.

"Wir haben eine Million in den Haushalt dafür eingestellt", erklärte Fischer und ärgerte sich maßlos, dass er die Arbeit der großen Telekommunikationsanbieter machen muss. "Das ist eigentlich nicht unsere Aufgabe", klagte Fischer. Land unterstrich dessen Ausführung mit dem Hinweis, dass die nach einer Markterkundungsmaßnahme kein Interesse an einem Ausbau in der Region, auch in den nächsten drei Jahren, gezeigt hätten.

Langwieriges und kompliziertes Verfahren

Daraufhin hätte man in einem langwierigen und komplizierten Planungsverfahren mit EU-weiten Ausschreibungen das Heft selbst in die Hand genommen. Erste Erfolge sind inzwischen sichtbar, wie er an einigen Beispielen erläuterte. "Aber durch den Bauboom ist es aktuell schwierig, Firmen zu bekommen, die Kapazitäten sind ausgelastet."

In Möttlingen wird die Netze BW bauen, wie das im Einzelnen abläuft stellte Klaus Kaiser in einem Infofilm vor. Im Anschluss ging Louis Fischer auf die Details ein. Zu einem zentralen Thema entwickelte sich da natürlich der Weg der Anschlüsse ins Haus. "Wir werden mit allen Haushalten vor Ort die beste Lösung suchen", versicherte der Fachmann auch zu den Fragen nach der mit der Verlegung der Leerrohre für Glasfaseranschlüsse einhergehenden Erdverkabelung. "Die Stromverlegung an den Hausanschlusskasten, mit Einbau einer APL-Anlage, beides zusammengenommen wird für die betroffenen Haushalte günstiger", sagte Fischer.

"Ihr Interesse zeigt wie groß der Bedarf hier ist", begrüßte Alexander Siebnich die Besucher. Der Experte von der brain4kom AG stellte die Glasfaser Technologie und die Unterschiede zu LTE vor. "Glasfaser als direkter Hausanschluss ist das Beste was aktuell zur Verfügung steht", bekundet Siebnich. Dabei bleibt die Leistung gleich, während sie bei LTE durch viele Nutzer nach unten gehen würde." Sein Unternehmen ist in dem Projekt für den Anschluss, Router, Wechselabwicklungen – "Sie können ihre Nummern selbstverständlich mitnehmen", beschwichtigte er – und den zukünftigen Betrieb verantwortlich. "Wir stehen ihnen auch als Servicepartner zur Verfügung", warb Siebnich für das Unternehmen.

Unternehmen will noch viele Kilometer verlegen

"Wir möchten mit unseren Partnern noch viele Kilometer verlegen, das hier ist erst der Anfang", kündigte Land an, dass nicht nur der Landkreis, sondern das ganze Bundesland auf die Umsetzung des Projekts schaut. Über Unterhaugstett und Monakam soll der Ausbau über die Nagold in die westlichen Stadtteile gehen. "Es wird noch etwas dauern bis wir in Maisenbach-Zainen und dann in Bad Liebenzell sind", erklärte Bürgermeister Fischer. "Glasfaser für alle – auf Sicht sollen auch die weißen Linien an das superschnelle Netz kommen auch wenn förderrechtlich kein Ausbau möglich wäre", erklärte der Bürgermeister.