Bad Liebenzells Bürgermeister Dietmar Fischer (links) ließ sich von der Begeisterung anstecken. Er schlüpfte mit in das Trikot der Mannschaft, die bei der Broomball-Europameisterschaft die Bronzemedaille gewann. Fotos: Kraushaar Foto: Schwarzwälder-Bote

Erfolg: Bad Liebenzeller "Fliegende Besen" spielen bei Europameisterschaft

"Das ist doch mal was", freute sich nicht nur Bürgermeister Dietmar Fischer im Eisstadion "Polarion" mit den Bad Liebenzeller "Flying Brooms" über deren dritten Platz bei den Broomball Europameisterschaften im italienischen Bozen.

Bozen/Bad Liebenzell. Drei Tage hatte die Mannschaft als inoffizieller Vertreter der Bundesrepublik Deutschland über Gruppenspiele und KO-System gebraucht, um jenseits der Alpen an die Bronzemedaille und einen stattlichen Pokal zu gelangen.

"Broomball" ist eine Art Eishockey – aber ohne Schlittschuhe. Stattdessen gibt es heute ganz spezielle Schuhe, der Puck wird durch einen Ball, der Eishockeyschläger durch einen Schläger ersetzt, der an einen Besen erinnert. Die Sportart stammt, wie so vieles, von jenseits des großen Teichs und wurde – je nach Auslegung – im frühen 19. Jahrhundert erstmals in Kanada kreiert. Die einen tippen dabei auf Frauen, die mit Besen und Ball auf das Eis gingen, andere wiederum schreiben sich Bahnhofsleuten zu, die nach dem Kehren der Wege mit ihren Besen noch Bälle gespielt hätten.

In der Hochburg Kanada mit rund 12 000 Clubs ein Nationalsport, ist die Sportart in Bad Liebenzell durch den ehemaligen kanadischen Trainer des ESC Bad Liebenzell, Ryan Zilla, in den Schwarzwald angekommen. Mal mehr oder weniger intensiv umgesetzt haben sich daraus im November 2004 die "Flying Brooms" (Fliegende Besen) gegründet, die erstmals in Deutschland diese Sportart als Verein ausübten. Obwohl bundesweit in diversen Eisstadien als Hobby- und Freizeitspaß betrieben, ist es bis heute jedoch noch nicht gelungen, Broomball fest zu installieren. Bis heute sind die "Flying Brooms" jedenfalls der einzige eingetragene Verein und vertreten damit die Bundesrepublik regelmäßig bei den alle zwei Jahre stattfindenden Europameisterschaften.

Mit "Golden Goal" Geschichte geschrieben

Die erste fand 2009 in Italien statt. Im Spiel "Deutschland" gegen die "Schweiz" schrieb der Bad Liebenzeller Thomas Lutz mit dem ersten "Golden Goal" zum 2:1-Endstand Broomball-Geschichte. Acht Jahre später – dieses Mal in Neumarkt/Bozen – hatten die "Flying Brooms" wieder Grund zum Feiern. "Wir haben zwar nur ein Spiel gewonnen" räumte Trainer Ralf Sparwel ein, aber das im Kampf um die Bronzemedaillen gegen Frankreich". Dass der Erfolg im Penalty Schießen zustande kam, wertet das Ereignis zusätzlich auf.

Europameister wurde Italien vor der Schweiz, was natürlich in der Provinz Trention-Südtirol, wo 1996 sogar eine Weltmeisterschaft ausgetragen wurde, mit südländischem Temperament gefeiert wurde.

In heimischen Gefilden trainiert der über dreißig Mitglieder – darunter 22 Aktive – umfassende Club immer donnerstags im Anschluss an den Publikumslauf von 21.30 Uhr bis 23 Uhr im Polarion. "Wer in die Broomballszene mal reinschauen möchte ist herzlich willkommen" sagte Rolf Sparwel. "Bei uns absolut zwanglos" ergänzte der Vorsitzende Robert Köhler. Der Aufwand sei überschaubar und es biete sich eine gute Gelegenheit, sich in der frischen Luft über den Winter in Sachen Fitness und Koordination zu stärken. "Wir haben auch die nötige Ausrüstung da, um die Sportart einfach mal auszuprobieren" erklärte Pia Sparwel und zeigte eines der "Grundelemente" – ein Paar rutschfeste Schuhe. Die 18-jährige Monakamerin ist Stürmerin und kam bei der EM im Wettbewerb "MixedTeams" in der Mannschaft von Österreich zum Einsatz. Insgesamt hatten sich für die drei Tage Anfang November rund dreihundert Sportler für die drei Wettbewerbe "Herren-EM", "Mixed Teams" und "Mit nichteuropäischen Spielern" teilgenommen, darunter auch Teams aus USA und Kanada.