Die Firma Häberle hat bereits Lagerflächen in den Talwiesen. Foto: Krokauer

Stadt will Tennisanlagen in den Talwiesen beseitigen lassen. Möglichkeiten beim Bahnhof sind ausgereizt.

Die Stadt Bad Liebenzell will Sportflächen in den Talwiesen in der Nähe des Polarions in Gewerbeflächen umwandeln. Dabei böte sich nach Meinung von Bürgermeister Dietmar Fischer jetzt die Gelegenheit, die Firma Heizöl Häberle e. K. vom Bahnhofsareal in die Talwiesen komplett zu verlagern.

Bad Liebenzell - In seiner jüngsten Sitzung hat der Gemeinderat von Bad Liebenzell einstimmig beschlossen, den Bebauungsplan Talwiesen ändern zu wollen. Die Firma Häberle möchte weiter expandieren und ist dringend auf zusätzliche Lagerflächen angewiesen, wie aus der Vorlage zur Ratssitzung hervorgeht.

Möglichkeiten beim Bahnhof sind ausgereizt

"Um den perspektivisch zunehmenden Leistungsumfang insbesondere im Bereich der Abfallwirtschaft zu gewährleisten, sind neue beziehungsweise zusätzliche Betriebseinrichtungen erforderlich, die am jetzigen Standort nicht nachhaltig gesichert und betrieben werden können", heißt es dazu in der Sitzungsvorlage. Außerdem ist darin von vermehrt auftretenden Beschwerden über Lärm aus der Nachbarschaft am jetzigen Standort beim Bahnhof die Rede. Hinzu kämen immer wieder Kontrollen der Immissionsschutzbehörde aufgrund der örtlich ausgereizten Lagerkapazitäten. Zur langfristigen Lösung des Problems müsse die Firma Häberle aus der Innenstadt ausgelagert werden.

Im Bereich der Talwiesen zwischen der Bundesstraße 463 und der Nagold biete das dort bestehende Sondergebiet für Sport- und Lagerflächen in der Nähe des Polarions noch ausreichend Potenzial für gewerbliche Nutzungen, heißt es in der Sitzungsvorlage. Da die Firma Häberle dort bereits teilweise vertreten sei, könnte sie jetzt auch insgesamt dorthin verlagert werden. "Die ehemaligen Sportclubflächen stehen bereits größtenteils im Eigentum der Stadt oder können im Übrigen aus privater Hand erworben werden", heißt es in der Sitzungsvorlage. Die Stadt verweist darauf, dass bereits 2016 die Voraussetzungen geschaffen wurden, die Firma Häberle zum Teil zu verlagern. Nach der bisherigen Rechtslage ist aber eine gesamte Verlagerung nicht möglich, da große Teile des Areals als Sondergebiet für Sportflächen gelten. Deshalb beschloss der Gemeinderat, den Bebauungsplan Talwiesen erneut zu ändern.

Die gesamte Verlagerung der Firma Häberle hätte auch den Vorteil, dass am derzeitigen Betriebsstandort auf dem Bahnhofsareal Flächen frei würden. Bürgermeister Dietmar Fischer könnte sich dort Wohnungen vorstellen. Die Stadtverwaltung glaubt, dass der Bebauungsplan im beschleunigten Verfahren ohne förmliche Umweltprüfung möglich ist.

Rund 17.000 Quadratmeter zur Verfügung

Rainer Becht, Leiter des Bauamtes für die Bereiche Stadtplanung und Bauverwaltung, gab im Gespräch mit unserer Zeitung zu bedenken, dass es am Bahnhof ein schöneres Entree gebe, als das derzeitige mit der Firma Häberle. Er erinnerte daran, es bereits 2007 Pläne für eine Verlagerung der Firma Häberle gegeben habe. Doch hätten sich seinerzeit die Stadt und das Unternehmen nicht einigen können, ergänzte Bürgermeister Fischer. Aber jetzt gebe es "Licht am Ende des Tunnels", gibt sich der Rathauschef nun optimistisch. Erleichternd komme hinzu, dass sich das Thema Tennis erledigt habe und der Eigentümer der Tennishalle eine rückläufige Auslastung beklage. "Der wirtschaftliche Betrieb ist nicht mehr gewährleistet", so Fischer. Der Eigentümer wolle deshalb die Halle nicht mehr weiter betreiben, zumal er im fortgeschrittenen Alter sei.

Der Firma Häberle stünde mit dem Wegfall der Tennisanlagen von der Einfahrt ins Monbachtal bis zum Polarion eine Fläche von rund 17.000 Quadratmetern zur Verfügung, rechnete Fischer vor. Am alten Standort seien es gerade einmal rund die Hälfte. Dabei hätte das Unternehmen genügend "Manövriermasse", fügte der Rathauschef hinzu. Allerdings müsse die Firma nicht die gesamte Fläche nutzen. Das zur Verfügung stehende Areal könne auch anderweitig genutzt werden. Umgekehrt würden die derzeitigen Anwohner der Firma Häberle auf dem Bahnhofsareal entlastet, so Fischer. "Die Rahmenbedingungen passen jetzt", ist der Rathauschef überzeugt. "Wenn wir es jetzt nicht machen, dann nie mehr", so die Prognose des Bürgermeisters. Jetzt müssten alle mitziehen. Damit meint er die Stadt, die Firma Häberle, die Träger öffentlicher Belange und die Genehmigungsbehörden. Die grundlegenden Entscheidungen müssten in diesem Jahr fallen, so Fischer.

Firma könnte von Grund auf neu planen

Das sieht Ekkehard Häberle, Inhaber der Firma Häberle, genauso. Mit der Verlagerung könne sein Unternehmen von Grund auf neu planen. Es werde die Möglichkeit zur Expansion eröffnet. Zudem werde ein effektiveres Arbeiten möglich. Auch die Bewohner rund um das Bahnhofsareal seien Gewinner, wenn es so komme. "Ein störender Betrieb ist weg", so Häberle. Er erinnert daran, dass seine Firma mit inzwischen 90 Mitarbeitern sich seit 70 Jahren auf dem Bahnhofsareal befinde und historisch gewachsen sei. "Seit 2007 bemühen wir uns um Veränderungen", macht Häberle deutlich. Die ehemalige Hausmülldeponie sieht er nicht als Problem. Sie habe 50 bis 60 Jahre Zeit gehabt, sich zu setzen.

Tobias Haußmann, Leiter der Abteilung Zentrale Steuerung im Landratsamt Calw, sagte, dass das Landratsamt in der Verlagerung von Häberle einen "großen städtebaulichen Gewinn" sehe. Allerdings sei das von der Stadt beabsichtigte beschleunigte Verfahren an Voraussetzungen geknüpft. Nach seinen Worten müsse die Stadt einen Antrag zur Änderung des Landschaftsschutzgebietes stellen. Dafür werde ein gesondertes Verfahren nötig.

Im Gespräch mit dem Schwarzwälder Boten gab Rathauschef Dietmar Fischer einen Rückblick auf die Geschichte der Talwiesen. Von 1953 bis 1978 sei dort auf einer Gesamtfläche von rund 26 000 Quadratmetern eine Hausmülldeponie gewesen. Eine Trennung der Wertstoffe habe es seinerzeit nicht gegeben. 1980 sei auf dem Gelände das Polarion gebaut worden, zwei Jahre später die Tennishalle. Peu à peu habe man die dortigen Tennisanlagen auf dem Areal der ehemaligen Deponie gebaut. 2016 seien die rechtlichen Voraussetzungen für eine Lagerfläche für die Firma Häberle mit einer Fläche von 5000 Quadratmetern geschaffen worden.