Boa constrictor ausgebüxt oder ausgesetzt? 1,70 Meter langes Reptil ist ziemlich träge.
Bad Liebenzell - Das sieht man auch nicht alle Tage: Bei Bad Liebenzell ist in dieser Woche eine rund 1,70 Meter lange Würgeschlange von der Feuerwehr eingesammelt worden. Woher das Tier kam, ist unklar.
Als Stefanie Glaser zusammen mit ihrem Mann Sebastian Kopp am frühen Abend des 1. Mai im Wald zwischen Bad Liebenzell und Beinberg unterwegs ist, staunt sie nicht schlecht: Auf dem Weg auf der Hangseite gegenüber dem Thermenhotel schlängelt sich eine Schlange. Als Biologielehrerin am Maria von Linden-Gymnasium in Calw-Stammheim weiß sie aufgrund der Musterung des Tieres sofort, dass auf dem Boden eine Boa liegt. Sie ruft die Polizei. Doch bis die Beamten eintreffen, hat sich die Würgeschlange in einem Laubhaufen versteckt. Die Beamten können das Problem nicht lösen.
Glaser hat keine Angst vor dem Tier. Die Schlange mit dem vollständigen lateinischen Namen Boa constrictor ist eine für den Menschen harmlose Würgeschlange und ungiftig. Ihre Nahrung sind kleine Säugetiere. Für Spaziergänger bestand zu keiner Zeit eine Gefahr, beruhigt Glaser: "Sie würgen keinen Menschen." Doch ihre Bisse können schmerzhaft sein, warnt die Biologielehrerin.
Reptil ziemlich träge
Woher stammt die Schlange, die in Mitteleuropa in freier Wildbahn nicht vorkommt? Glaser vermutet, dass die Boa entweder abgehauen ist oder ausgesetzt wurde. Am 2. und 3. Mai schaut sie noch einmal an der Stelle vorbei, wo sie das Tier zum ersten Mal trifft. Doch sie sieht die Schlange nicht mehr. Die Lehrerin erfährt jedoch, dass am 3. Mai ein Fußgänger das Tier gesehen hat.
Am späten Nachmittag des darauffolgenden Tages bemerken zwei Autofahrerinnen das Reptil am Straßenrand am Ortseingang von Bad Liebenzell Richtung Beinberg. Sie rufen die Polizei an. Über die Notrufleitstelle in Calw alarmieren die Beamten die Feuerwehr in Bad Liebenzell. Sie ist für die Tierrettung zuständig. Zum Ort eilt auch der Gesamtkommandant der Feuerwehr, Thomas Bäuerle. Aufgrund des relativ kühlen Wetters ist die Schlange ziemlich träge, berichtet Rathauschef Dietmar Fischer. Das Tier hätte es gerne zehn bis 20 Grad wärmer, vermutet der Schultes.
Bei der Feuerwehr zuständig für die ungewöhnliche Rettung ist Uwe Burghardt. Auch er erkennt sofort, dass es sich um eine Boa constrictor handelt. Er hatte selbst mehr als 20 Jahre lang eine Boa constrictor bei sich zu Hause. Das war ein Hobby von ihm. Als er die Schlange erwarb, war sie gerade mal 40 Zentimeter, zum Schluss dann 2,30 Meter lang. Einmal mal ist sie ausgebüxt. Er hat sie aber dann in einem Hohlgebälk in der Wohnung wieder gefunden. Zwei bis drei Mal hat sie auch gebissen. "Aber das war harmlos", versichert Burghardt.
1,70 Meter lang
Die jetzt gefundene Schlange ist 1,70 Meter lang. Burghardt weiß, wie er mit ihr umgehen muss. Damit sie ihn nicht sieht, bedeckt er den Kopf mit einer Decke. Er packt sie am Hals und am Körper und befördert sie in einen Behälter. Damit die Schlange nicht wieder flieht, wird ein Deckel auf dem Behälter befestigt. "Eine Polizistin durfte sie auch streicheln", sagt Burghardt im Gespräch mit dem Schwarzwälder Boten. Die Polizei ist mit vier Beamten und zwei Fahrzeugen, die Feuerwehr mit sechs Mann und ebenfalls zwei Fahrzeugen vor Ort, berichtet Burghardt.
Die Wilhelma in Stuttgart kann das Tier nicht aufnehmen. Die Schlange übernachtet zunächst im Magazin der Feuerwehr Bad Liebenzell. Dort besichtigt sie auch Bürgermeister Fischer. Inzwischen ist sie bei einem Terrariumfreund untergebracht, hat Burghardt erfahren. Rathauschef Fischer nennt den Feuerwehrmann schmunzelnd den "Schlangenbeauftragten".
So gesehen hat die Geschichte ein vorläufiges Happy End genommen. In freier Wildbahn wäre die Geschichte wohl anders für die Schlange ausgegangen. "Es wäre zu befürchten gewesen, dass sie spätestens im nächsten Winter gestorben wäre", sagt Biologielehrerin Glaser: "Auf Dauer wäre sie mit kalten Temperaturen nicht klar gekommen."