Mitten in der Stadt steht die katholische St. Lioba-Kirche, die der Bischof am 4. Juni 1961 geweiht hat. Am Sonntag feiert die katholische Kirchengemeinde das Jubiläum mit einem Fest. Foto: Zieglwalner Foto: Schwarzwälder-Bote

St. Lioba vor 50 Jahren geweiht / Kirchengemeinde feiert Jubiläum am Sonntag

Von Martina Zieglwalner Bad Liebenzell. Katholische Gottesdienste feiern Christen seit 1902 in Bad Liebenzell. Über die Jahrzehnte traf sich eine wachsende Zahl Gläubiger zum Gottesdienst im Gasthof Adler, in der evangelischen Kirche, im alten Forsthaus oder im Marienstift. Bis sie vor 50 Jahren eine eigene Heimat fanden: die St. Lioba-Kirche mitten in der Stadt.Fast auf den Tag genau feiert die katholische Kirchengemeinde am Sonntag, 5. Juni, das Jubiläum und erinnert an die Weihe der Kirche am 4. Juni 1961. So gibt es eine Ausstellung, für die Jochen Stutz die Geschichte der Katholiken in der Kurstadt von den ersten Gottesdiensten über die Gründung der selbstständigen Stadtpfarrei St. Lioba/St. Aurelius im Jahr 1963 bis hin zur heutigen Seelsorgeeinheit Calw/Bad Liebenzell zusammengetragen hat.

Gerade nach dem Zweiten Weltkrieg stieg die Zahl der katholischen Christen durch den Zuzug von Heimatvertriebenen sowie die Beschäftigung von Angestellten und Dienstmädchen an. Seit jeher bilden die Portugiesen eine große Gruppe innerhalb der Gemeinschaft. Und während der Saison hielten sich zahlreiche Kurgäste in der Badestadt auf, so dass der Wunsch nach einem eigenen Gotteshaus immer weiter wuchs. Nach verschiedenen gescheiterten Grundstücksverhandlungen war es schließlich der Apotheker Anton Fleisch, der dem Calwer Pfarrbezirk entgegenkam und die Apotheke samt Garten günstig verkaufte, da ihm die Kirche am Herzen lag.

Bleibende Verdienste habe sich auch der Calwer Stadtpfarrer Rudolf Wagner erworben, der die Wiederherstellung der St. Aureliuskirche in Hirsau und den Bau von St. Lioba vorangetrieben habe, erklärt Stutz. Am 13. September 1959 war so der erste Spatenstich. Die Planungen übernahm der Architekt Alfons Leitl. Eine Entscheidung, vor der Weihbischof Wilhelm Sedlmeier gewarnt hatte, da er nie den finanziellen Rahmen einhalte. "Die Kosten bleiben dann an den armen Pfarrern hängen", hatte er geschrieben. "Und er sollte recht behalten", stellt Stutz mit einem Schmunzeln fest.

Der Brief ist ebenso in der Ausstellung im Gemeindehaus zu sehen wie erste Entwürfe, zahlreiche Bilder der Bauphase, eine Rechnung für das Einweihungsfest oder Protokolle des Kirchenstiftungsrats. Impressionen aus mehr als 50 Jahren Gemeindeleben bis in die jüngste Zeit mit Fotos, Artikeln und Pfarrbriefen ergänzen den historischen Überblick. So manche Anekdote erzählen sicherlich die Zeitzeugen bei der Eröffnung am Sonntag, 5. Juni.

Die Jubiläumsfeier, die der Kirchengemeinderat organisiert hat, beginnt um 10 Uhr mit einem Festgottesdienst. Die Sopranistin Barbara Mehr, Adelheid Kolberg, Violine, und Organistin Christa Stolzenburg wirken mit. Das liturgische Orgelspiel übernimmt Klaus Bihlmaier. Ab 11.30 Uhr geht es zum Stehempfang ins Gemeindezentrum. Im Anschluss gibt es Mittagessen. Gegen 13.30 Uhr ist geplant, einen Baum am Stadtsee zu pflanzen. Eine Kirchenführung steht ab 14 Uhr an. Für Kinder bieten die Oberministranten eine Spielstraße an. Zudem ist an ein gemütliches Beisammensein bei Kaffee und Kuchen gedacht.