Rahel Ries, Elternvertreterin der Freien Dorfschule in Unterlengenhardt, und Noch-Ortsvorsteher Volker Kliewer machen sich Gedanken über die Zukunft der besonderen Bildungseinrichtung.                                                   Foto: Kuhnert Foto: Schwarzwälder Bote

Bildung: Schüler sollen Café und vielleicht Hostel in Unterlengenhardt betreiben / Umgang mit Tieren lernen

Ein bisschen sei die Freie Dorfschule in Unterlengenhardt in den vergangenen Jahren in einen "Dornröschen"-Schlaf verfallen. Die Schülerzahl sank von mehr als 50 auf aktuell "nur noch" 25 Schüler. Diese "schwierige Phase" sei jetzt überwunden, stellte Elternvertreterin Rahel Ries fest.

Bad Liebenzell-Unterlengenhardt. Jetzt hat die Freie Dorfschule zu einem kleinen Bildungs-Gipfel im ehemaligen Gastraum des "Sonnenblicks", heute ein Mehrzweckraum der Schule, eingeladen. Es gebe eine neue, engagierte Elternschaft, die das kleine "Schul-Juwel" zu neuem Glanz verhelfen möchte, sagte Ries. Die Ausrichtung dieses Bildungs-Gipfels sei dabei ein erster Schritt, "ein wenig mehr in den Fokus der Öffentlichkeit" zu gelangen. Denn nur Wenige, selbst in Unterlengenhardt, wüssten um den wahren Wert dieser Schule – zu der Eltern sogar aus Calw-Stammheim ihre Kinder gezielt schickten, weil es ein Bildungs-Profil wie hier "sonst nirgendwo" gibt. Oder, auch davon konnte die langjährige Schulleiterin Pauline Schmidt berichten: "Es gibt sogar Eltern, die nur wegen dieser Schule, auf die sie ihre Kinder schicken möchten, hierher nach Unterlengenhardt ziehen." Was macht die Freie Dorfschule also so besonders? - Sie ist einerseits Waldorfschule, die die Kinder nach anthroposophischen Grundsätzen und Werten ausbildet. Sie ist aber auch ganz bewusst eine kleine "Dorfschule", die den Unterricht für die Klassen eins bis zehn in insgesamt vier Klassenstufen aufteilt, die altersübergreifend zusammengesetzt sind. "Die ganz Kleinen sollen auch mit den ganz Großen zusammenarbeiten", um so soziale Kompetenzen zu fördern. Aber auch, damit zum Beispiel bei Lehrdefiziten die größeren Kinder die Chance hätten, beim Lernen mit den "Kleinen" Wissenslücken "einfach so nebenbei" aufzufüllen. Selbst wenn die Schule größer wäre, mehr Kinder pro Klassenstufe hätte – an diesem Konzept der altersübergreifenden Gemeinschaftsklassen würde man nichts ändern – "weil es sich unfassbar gut bewährt hat".

Unterricht soll neu gestaltet werden

Aber nichts ist so gut, dass es nicht noch besser werden könnte. Auch deshalb bastelt man an der Freien Dorfschule an neuen, weiteren Ideen, den Unterricht und die Angebote für die Schüler auszubauen und neu zu gestalten. "Wir haben seit Neuestem wieder Schafe an der Schule" berichtet Rahel Ries etwa – mit reichlich Stolz. Denn der nachhaltige und verständnisvolle Umgang mit Tieren war auch schon früher Teil des Lehr-Konzeptes der Freien Dorfschule. Die Idee – und das Ziel: "Es soll sich eine lebendige Wollwerkstatt entwickeln", in der die Kinder von der Tieraufzucht und -pflege bis zum Verarbeiten (und Vermarkten) der Wolle alles "am lebenden Objekt" lernen und selbst anwenden sollen.

Nach gleichem Modell wollen Schüler, Lehrer und Eltern auch künftig ein "Schul-Café" einrichten, das für alle offen sein soll. Und in dem die Schüler ebenfalls alles selbst machen: vom Kuchenbacken, Servieren – bis zum Ermitteln der notwendigen Preise samt Buchhaltung. Und wenn das funktioniert, könnte man auch zum Beispiel ein eigenes Hostel einrichten, dass die Schüler selbst betreiben – mit allem, was dazugehört. Um durch "learning by doing" alle für das Führen eines echten Gewerbebetriebs notwendigen Fähigkeiten "quasi ganz nebenbei" vermittelt zu bekommen. "Aber keine Angst", so Ries in diese Runde: "Die Kinder werden das zusätzlich zum normalen Lehrplan machen." Die Vermittlung des üblichen Schul-Stoffs bleibt auch an der Freien Dorfschule immer Kern des Unterrichts.