Knapp 30 Teilnehmer kamen aus nah und fern nach Bad Liebenzell, um bei einem Kurs für Fliegenfischerei Wissenswertes rund um das Fliegenbinden und zu Insekten zu erfahren. Die Veranstalter freuten sich über den großen Zuspruch. Foto: Zoller Foto: Schwarzwälder Bote

Tiere: Fliegenfischer nehmen an einem Kurs teil / Wichtiger Lebensraum für gefährdete Insekten

Bad Liebenzell. Knapp 30 Besucher sind nach Bad Liebenzell gekommen, um an einem Kurs für Fliegenfischerei teilzunehmen. Sie erfuhren Wissenswertes über das Fliegenbinden und machten sich mit der Insektenkunde vertraut.

"Wir sind restlos ausgebucht", freute sich Kerstin Weiss. Gemeinsam mit den Liebenzeller Fischereiwarten Hermann Rebmann und Joachim Haessler hat die Geschäftsführerin der Freizeit und Tourismus Bad Liebenzell GmbH (FTBL) vor zwei Jahren die Idee zu diesem speziellen Workshop umgesetzt, um das Gewässer der Nagold mit seinen regionaltypischen Fischbeständen in den Fokus der Fliegenfischer zu rücken.

Erholung von der Hektik des Alltags suchen

Nachdem in diesem Jahr erstmals ein ganztägiges Forum mit Top-Referenten angeboten worden war, fühlte sich Weiss bestätigt: "Die große Resonanz an Interessenten beweist, dass wir auf dem richtigen Weg sind, unsere Natur in ausdrucksstarker Landschaft an die Gäste zu vermitteln, die an der Nagold Ruhe und ein paar Stunden Erholung von der Hektik des Alltags suchen."

Großes Lob für den Bürgermeister

Auch Joachim Haessler war begeistert. "Wir haben hier eine traumhafte Landschaft und ein wunderbares Gewässer." Großes Lob sprach er dabei insbesondere Bürgermeister Dietmar Fischer aus, "weil er erkannt hat, dass das Wasser der Nagold einzigartig ist und er unsere Idee mitträgt, auch internationale Gäste in die Stadt zu holen – und das sind die Fliegenfischer." Bei seinen Ausführungen kam Haessler sogar ins Schwärmen. Er beschreibt die Fliegenfischer als eine Gemeinschaft, die weite Wege auf sich nehme, um sich bei einem Workshop auszutauschen und voneinander zu lernen.

Artenreicher und gesunder Bestand

Seit rund zwei Jahrzehnten ist die Fliegenfischerei dank Rebmann an der Nagold beheimatet. Dabei achtet er nicht nur auf einen standortgerechten, artenreichen und gesunden Fischbestand, sondern auch auf die Landschaft. Denn nur mit einer intakten Umwelt ist es möglich, Leistungen, die die Natur erbringt, nachhaltig zu sichern und auch für gefährdete Insekten wichtige Lebensräume zu erhalten.

Sehenswerte Schauspiele in der Natur

Zwischenzeitlich zählt die Nagold zu einem der wenigen Orte, wo noch sehenswerte Schauspiele in der Natur zu erleben sind. Und das ist der "Oligo neuriella rhenana" geschuldet. Der für nicht Fachkundige fast unaussprechliche Name gehört zu einer Eintagsfliege, die im flugfähigen Zustand gerade einmal 40 Minuten lebt und als absoluter Leckerbissen für die Forellen in der Nagold gilt.

Ende August schwirren die Insekten über dem Gewässer und bilden ein Schauspiel, das Bürgermeister Fischer mit dem Spektakel der Alaskabären vergleicht, die im Herbst die Lachse aus den Flüssen fischen.

Wo Fische springen, sind auch die Fliegenfischer nicht weit. Denn Fliegenfischen ist mehr ein Sport. "Der Fliegenfischer geht nicht ans Wasser um zwei Kilogramm Fisch für das Abendessen zu fischen", so Rebmann, der die Idylle an der Nagold für Mensch und Tier als Erholungsort beschreibt. "Insbesondere für Fliegenfischer ist das ein Eldorado", ergänzte Haessler, der dieses Thema als Sportart beschreibt, die nicht jeder versteht: "Diese Leute wollen ihre Ruhe haben. Hier geht es nicht wie beim Fußball um höher, schneller oder weiter. Hier geht es um den Einklang mit der Natur." Der Fliegenfischer liest das Wasser. Das heißt, er schaut, welche Fliegen über die Wasseroberfläche schwirren, um dann als kundiger Insektenfachmann den richtigen Fliegenköder zum Fischen auszuwählen.

Großes Geschick notwendig

Für die Herstellung der oftmals täuschend echt wirkenden Reproduktionen bedarf es Geduld und großes Geschick, denn nur ein realistisch aussehender Köder bietet die Chance den Fisch in seiner Umgebung zu überlisten und zum Anbeißen zu gewinnen. Für den Fliegerfischer ist es daher wichtig, sich über das Vorkommen von Insekten ebenso wie über ihre Lebensräume und ihr Aussehen zu informieren. Regionalpolitisch ist das für ein intaktes Ökosystem von großer Bedeutung.

"Unsere Fliegenfischer-Fangemeinde wächst stetig", so Fischer, der im selben Atemzug darüber berichtete, dass Bad Liebenzell Tageskarten für 50 Euro einschließlich Gutschein für die örtliche Gastronomie und/oder Hotellerie ausgibt und diese Einnahmen für Wiederansiedelungsprojekte verwendet werden, um die biologische Artenvielfalt im Naturraum an der Nagold zu schützen.