Für das Monbachtal ist ein zertifizierter Wanderweg geplant. Foto: Stadt Foto: Schwarzwälder Bote

Tourismus: Stadt Bad Liebenzell will Angebot für Familien ausbauen / Verschiedene Etappen vorgesehen

Die Kurstadt von Bad Liebenzell will ihr Angebot für Familien ausbauen. Das gilt gerade für die Wanderwege.

Bad Liebenzell. Der Ausbau und die Verschönerung dieser Strecken sei Teil des Tourismusentwicklungskonzeptes, macht Bad Liebenzells Tourismusdirektorin Kerstin Weiss im Gespräch mit dem Schwarzwälder Boten deutlich.

So soll es in Zukunft nicht nur Geo-Touren geben, die wahrscheinlich ab Herbst angeboten werden und deren Finanzierung inzwischen steht. Geplant ist auch ein Rundwanderweg für Familien zur Sage über den Riesen Erkinger, der einst in Bad Liebenzell sein Unwesen getrieben haben soll. "Voraussichtlich im ersten Halbjahr soll es losgehen", so Weiss zum Baubeginn. Bei dem Projekt arbeitet die Stadt mit dem örtlichen Schwarzwaldverein zusammen. Die Besucher des Weges sind auf einer Route des Vereins unterwegs. An verschiedenen Stationen wird die Geschichte des Riesen Erkinger in kindgerechter Weise dargestellt. So ist unter anderem ein Drehpuzzle geplant. Dabei müssen die einzelnen Teile so gedreht werden, dass ein Bild vom Riesen Erkinger zu sehen ist, verrät Weiss schon mal.

Im nächsten Jahr soll eine weitere Tour von der Burg ins Monbachtal angeboten werden, bei der es um die Sage zum Rattenkönig geht.

Der dritte Abschnitt wird wohl im nächsten Jahr oder 2021 angelegt. Dabei geht es um einen zertifizierten Wanderweg mit Beschilderung und Sitzplätzen durch das Monbachtal. Bei der vierten Etappe vom Monbachtal über den Kaffeehof nach Bad Liebenzell werden historische Berufe thematisiert. Nach den Worten von Weiss könnte er im Jahre 2022 entstehen.

Der Riese Erkinger:

In der Quelle "Württembergische Volksbücher, Sagen und Geschichten" wird die Sage vom Riesen Erkinger geschildert. Dort heißt es, dass Erkinger ein böser Räuber und Menschenfresser war. In Liebenzell ließ er sich einen starken Turm bauen. In seiner Burg hauste Erkinger mit zwei Gesellen. Mit Vorliebe raubte er den Bauern, wenn sie gerade Hochzeit hielten, ihre Bräute weg, schleppte diese in seinen Turm und fraß sie auf.

Die Gebeine der Menschen, die er verzehrte, warf er aus dem obersten Fenster hinaus. Sie fielen immer auf derselben Stelle nieder. So wurde daraus ein Berg, der heute noch Beinberg genannt wird. Genauso heißt ein kleines Dorf, das auf der Höhe liegt.

Wegen der Greuel, die Erkinger weit und breit verübte, versuchten manche ihn zu töten. Aber kein Mensch konnte dem Gewaltigen widerstehen. Von seiner Burg herab warf er nach seinen Feinden mit dicken Steinkugeln.

In ihrer Not wandten sich die Bewohner des Nagoldtales an ihren Landesherrn, den Markgrafen von Baden, und flehten ihn um Hilfe an. Dieser verbündete sich mit dem Pfalzgrafen Ruprecht, zog mit einem großen Heer vor die Burg des Riesen und belagerte sie. Den Eingang zum Turm, in den sich der Riese zurückgezogen hatte, ließ der Markgraf über Nacht zumauern. Weil Erkinger sich weder ergeben noch verhungern wollte, machte er seinem Leben ein Ende, indem er sich vom hohen Turm herabstürzte.

Der Rattenkönig:

Bei der Sage zum Rattenkönig geht es nach Auskunft der Stadt um einen reichen Holzhändler zur Zeit des Dreißigjährigen Krieges, der durch Spekulation und das Vertrauen in falsche Freunde sein Vermögen auf einen Schlag verlieren sollte. Der Händler schaffte den größten Teil des Geldes auf die Seite. Als man ihm nachstellte und die Landsknechte ihn aufgriffen, gab er sich bis auf das Säckchen Gold, das er bei sich trug, mittellos. Das Urteil des Landesherren lautete auf Tod durch den Sturz von der obersten Zinne des Turmes jener Burg. Der Pfarrer der Gemeinde Bieselsberg hatte Mitleid mit dem Mann und machte seinen Einfluss beim Fürsten geltend.

Auch durch die Angst der Gläubiger, dass sie ihr Geld durch den Tod des Händlers verlieren würden, führte dazu, dass die Vollstreckung der Todesstrafe verhindert wurde. Der Landesfürst wandelte die Strafe. Durch den Rat des Ortsvorstehers war das neue Urteil gesprochen: Der Holzhändler sollte so leben, wie er vorgab – in Armut. Durch harte Arbeit sollte er die Schulden, die er zu verantworten hatte, abarbeiten. Es sei denn, er zahle die Gläubiger aus. Da der Holzhändler sich weiterhin weigerte, das Versteck seines Vermögens preiszugeben,  wurde er zu einer kleinen Hütte unweit der Burg zu Liebenzell gebracht,  um durch Arbeit seinen Lebensunterhalt zu bestreiten. Dies fiel dem Mann aber sehr schwer, sodass sich bald große Mengen Unrat um die Hütte sammelten und Ratten sich ungestört vermehrten. Als die Dorfbewohner die Rattenplage beenden wollten,  fanden sie die Hütte leer.

Die Dörfler brannten die Hütte nieder. Die Rattenplage blieb dennoch. Der Großteil der Ernte wurde vernichtet. Erst mit dem Hunger und im Winter war die Rattenplage zu Ende.