Einweihung: Erster Geo-Tour-Erkundungsweg in Liebenzell / Wanderer starten auf Badischem Bausandstein hoch über der Stadt
Felsen, Klüfte und eine Burg – in Bad Liebenzell wurde die erste Geo-Tour-Strecke eingeweiht.
Bad Liebenzell. Eigentlich müsste es nicht Buntsandstein, sondern korrekterweise Rotstandstein-Formation heißen, sind doch die meisten Gesteine hier aus roter Farbe, lehrte gleich zu Beginn der Geo-Tour Andreas Megerle, promovierter Geograph, Landschaftsexperte und langjähriger Berater für den Naturpark Schwarzwald Mitte/Nord.
Bad Liebenzell hat das besondere Glück, sogar gleich zwei Landes-Geotope aufzuweisen. Ein Geotop, so der Experte, ist eine Örtlichkeit, an der ein Fenster in die Erdgeschichte, auch "Aufschluss" genannt, einen Blick in den Gesteinsgrund erlaubt. Beispiele dafür sind Abgrabungen, aber auch natürliche Felsbildungen. Warum gibt es Felsen nur an bestimmten Stellen, warum bestimmte Mineralien nur in gewissen Steinen und warum trocknen manche Quellen aus, andere wiederum nicht? Viele Fragen, von denen einige davon, auch mit praktischen Beispielen unterlegt, die zahlreichen Begleiter der Tour fachgerecht erklärt bekamen.
Die Geo-Tour begann an der Burg Bad Liebenzell. Obwohl sie auf württembergischer Gemarkung liegt, findet sich dort überwiegend gleichmäßig gekörnter roter Sandstein mit wenig Einschlüssen, der sich "Badischer Bausandstein" nennt. Er bildet auch die Plattform, auf dem die Burg steht. Bei den meisten Bausteinen wurde der Rand behauen und in der Mitte ein "Buckel" stehen gelassen. Solche "staufischen Buckelquader" deuten laut Megerle auf den Zeitraum Mitte des 12. bis Mitte des 13. Jahrhunderts hin. Interessant ist dabei die geologische und damit gleichzeitig auch wirtschaftliche Trennung zwischen Gäu und Norschwarzwald, zwischen dem ertragreicheren Muschelkalk sowie dem mineralärmeren Buntsandstein und damit der früheren Unterscheidung der Gebiete zwischen Arm und Reich.
Weiter ging es vorbei an einer markanten Felsengruppe hoch zum "Stein-Pilz" und einer kleinen Höhle. Hierbei handelt es sich um einen hierzulande eher seltener anzutreffenden Geröllsandstein. "Felsen, Klüfte und eine Burg" heißt der erste Geo-Tour-Erkundungsweg in Bad Liebenzell, den die Gäste auch jederzeit selbst erforschen können, denn es gibt dazu auch einen 34-seitigen kostenlosen Führer mit Erkundungs- und allerlei Forschungsaufgaben. Also auch eine willkommene Möglichkeit für einen Familienausflug. Wer noch mehr wissen möchte, kann die 100 Seiten umfassende GeoKompakt-Broschüre mit vielen Bildern und Grafiken über 500 Millionen Jahre Erdgeschichte des Nordschwarzwaldes bei der Tourist-Information erwerben.
Kommunikationskanäle für das Wasser
Geo-Touren machen das Thema "Steine und Geologie" zum Outdoor-Erlebnis. Neben Gesteinsformationen sind Geopflanzen und Geotiere wichtige Themen bei einer Tour. Megerle freut sich, wie er einen "Ameisenlöwen" vorführen konnte, der sich die meiste Zeit in seinem Fangtrichter aufhält, um Ameisen aufzulauern, die im Feinsand des Trichters unaufhaltsam abrutschen. Spalten und Klüfte sind "Kommunikationskanäle" für das Wasser, wie die Wanderer erfahren. Von oben kann kühles Grundwasser, von unten heißes und stark mineralisiertes Thermalwasser eindringen. Die Mineralien des Bad Liebenzeller Wassers stammen übrigens nicht nur aus Gesteinen der Buntsandstein-Formationen, sondern, wie im Führer steht, auch aus dem Forbach-Granit, der bereits 40 Meter unter dem Nagoldtal beginnt.
Nach zwei Stunden Geo-Exkursion ging es wieder zurück zum Ausgangspunkt, was für einige der Besucher hieß, von oben noch zurück bis zum Kurpark laufen, wo es zum gemütlichen Abschluss einen kleiner Imbiss in der Sommerbar Oleander gab.
Die erste Geo-Tour in Bad Liebenzell führt, ausgehend von der Burg Liebenzell nach Unterlengenhardt, entlang einer württembergischen Flurkartenleitlinie aus dem Jahre 1835, dem jetzigen Burgenweg, über den Katzenstein an insgesamt zwölf geologisch besonders interessanten Stationen vorbei. Die Wegstrecke beträgt als Rundtour angelegt, 4,5 Kilometer bei einem mäßigen Höhenunterschied von 160 Meter.
Eine zweite Geo-Tour ist bereits in Planung. Kerstin Weiss, Geschäftsführerin der Freizeit und Touristik Bad Liebenzell GmbH, dankte Megerle für die abwechslungsreichen Einblicke in die geologischen Besonderheiten, dem Schwarzwaldverein Bad Liebenzell für den Bau neuer Wege sowie die Freilegung des Katzensteins, Claus Fisel von der Forstverwaltung für die Hinweise auf die Grenzsteine, der Geo-Gruppe Calw für die tatkräftige Unterstützung und dem Naturpark Schwarzwald Mitte/Nord für die finanzielle Bezuschussung des Projekts.