Kerstin Weiß (von links), Sabine Grimmig, Waltraud Maas und Verena Auwärter freuen sich über ein besonderes Bild, das derzeit im Bürgerzentrum zu sehen ist. Foto: Eitel Foto: Schwarzwälder Bote

Kunst: Vernissage der besonderen Art im Bürgerzentrum

Bad Liebenzell. Zu einer Vernissage der besonderen Art haben die Stadt Bad Liebenzell und die Freizeit und Tourismus GmbH in das Bürgerzentrum eingeladen.

Im Mittelpunkt stand das alte Gemälde "Bad Rätsel", das auch heute noch viele Betrachter zu einem Schmunzeln verführt. In einem Motiv aus früheren Jahrhunderten zeigt es eine hochherrschaftliche Frau mit ihrer Magd und einer modisch getrimmten Pudelhündin. Das Rätsel, warum alle drei ein leicht gewölbtes Bäuchlein zur Schau tragen, wird durch eine vielsagende gereimte Bildunterschrift erläutert: "Es war ein Mann, der hat ein Weib – die liebt er wie sein eigenen Leib. Da aber das Weib nicht gebären tat – so schickt er sie in dieses Bad – Weiß nicht wie es kam zur Stund – schwanger waren Weib, Magd und Hund." Bild und Text bringen den fruchtbarkeitsfördernden Ruf des Liebenzeller Bades zum Ausdruck, der in früheren Zeiten zahlreiche hochgestellte Frauen ins Nagoldtal lockte.

Tourismusdirektorin entdeckt das Werk

Entdeckt hat das Bild Tourismusdirektorin Kerstin Weiß. Sie erzählten den vielen Besuchern in ihrer Begrüßung, wie sie das Gemälde auf ihren ersten Hausrundgängen im "Saal Stuttgart" des Kurhauses fand. Es sei in sehr schlechtem Zustand gewesen, erinnerte sie sich. Farbe habe sich abgelöst und Schimmel habe sich bemerkbar gemacht. Aber nach Rücksprache mit Archivarin Waltraud Maas wurde das Kunstwerk als unbedingt erhaltenswert eingestuft.

Die beauftragten Restauratorinnen Verena Auwärter und Sabine Grimmig bestätigten den schlechten Zustand. In ihren Erläuterungen berichteten sie, wie sie bei ihrer Arbeit noch weitere Rätsel entdeckten. Zum Beispiel unübliche Spannungen in der Leinwand durch unterschiedliche Bearbeitungsrichtungen aber auch dadurch, dass sich unter dem jetzigen Bild noch ein weiteres altes Gemälde befinden muss. Der Künstler habe offensichtlich eine Gebrauchtleinwand benutzt. "Diese Leinwand hat viel erlebt", stellte Grimmig fest. Auch Waltraud Maas machte bei ihrem Quellenstudium in alten Schriften eine weitere Entdeckung: Es muss ein Vorgängergemälde auf einer Holztafel gegeben haben, das allerdings verschollen ist.

Insoweit strahlt das Gemälde nicht nur eine humorige Note aus, es verkörpert auch eine abenteuerliche Geschichte. Heute prangt es von einer großen freien Fläche über dem Treppenaufgang des Bürgerzentrums herab. Bewundert werden können aber auch noch zehn weitere Gemälde aus der Schatzkammer des Archives. Auch ein Werk des Bad Liebenzeller Künstlers Leo Hipp ist mit dabei. Die Ausstellung kann noch bis Ende April bewundert werden.