Bei der Lumag GmbH werden die Metallgestelle für die Lunor AG in Handarbeit hergestellt. Foto: Schwarzwälder Bote

Handwerk: Manufaktur in Kämpfelbach produziert Brillenfassungen für Lunor AG / Prominente Träger

Wer sehen möchte, was Handwerk im eigentlichen Wortsinn bedeutet, besucht die Lumag GmbH. Die Manufaktur befindet sich in Kämpfelbach bei Pforzheim. Dort werden Brillenfassungen ausschließlich für die Lunor AG in Bad Liebenzell-Unterhaugstett hergestellt.

Kämpfelbach/Bad Liebenzell-Unterhaugstett. Angesichts winziger Teile wie Monoblock, Schließblock, Padärmchen und Schräubchen wird schnell klar: Das ist kein Handwerk, das mit dem großen Hammer verrichtet wird. Da wird punktgenau gelötet, es wird poliert, geschliffen und gebogen.

Man muss die kleine Manufaktur mit ihren vier Mitarbeitern schon fast suchen, so versteckt liegt sie im Kämpfelbacher Ortsteil Ersingen. Klein, aber fein, fällt einem da ein. So sieht das auch Geschäftsführer Simon Dietzfelbinger. Qualität ist das nächste Stichwort. Dafür bürgt die Manufaktur. Schließlich gehen die antik anmutenden Metallfassungen im Vintage-Look ausschließlich an die Lunor AG. Understatement prägt das Leitbild der Qualitätsmarke.

Wer an den 2011 verstorbenen, legendären Apple-Gründer Steve Jobs denkt, dem fällt sofort dessen randlose Brille ein. Es ist eine Lunor-Fassung. Auch Daniel Craig, Johnny Depp, Meg Ryan, Uma Thurman und viele andere Stars lassen sich mit Lunor blicken.

Die Fassung der Jobs-Brille wird nun in Kämpfelbach bei der Lumag GmbH produziert. Es ist das Modell Classic Rund, das es in sieben verschiedenen Formen gibt. Die Anpassungen sind, wie Dietzfelbinger sagt, eine sehr diffizile Sache. Hinzu kommt das Modell M5, ebenfalls ein Klassiker, das es seit mehr als 20 Jahren gibt und nun ebenfalls in Kämpfelbach in seinen verschiedenen Formen entsteht.

Verarbeitet wird nur Edelstahl

Vor allem wegen des hohen Qualitätsanspruchs sei der Aufbau der Manufaktur, der im Sommer 2018 begonnen hat, "knifflig" gewesen, so Dietzfelbinger. Verarbeitet wird ausschließlich Edelstahl. Die Verwendung von Nickel, auf das viele Menschen allergisch reagieren, ist tabu. Deshalb müssen beispielsweise Lötrückstände mit der Hand weggefeilt werden. Für die Serienfertigung mussten eigene Ideen für die Werkzeuge und die maschinelle Ausstattung zusammen mit den Lieferanten umgesetzt werden.

Inzwischen läuft die Fertigung. Wurden 2020 rund 3000 Gestelle gefertigt, werden es in diesem Jahr 6000 Stück sein. Die Kapazität ist auf 12 000 Fassungen ausgelegt. Zum Vergleich: In der industriellen Fertigung können es laut Dietzfelbinger 50 000 Stück sein – pro Monat!

Gefärbt und galvanisiert werden die Gestelle dann bei einem Partnerunternehmen in Bayern. Dann folgt die letzte Qualitätskontrolle bei Lunor. Beim Optiker kostet das Modell Classic Rund 339 Euro, das Modell M5 liegt bei 535 Euro.

Acetat-Fassungen lässt Lunor in Auftragsproduktion von deutschen Unternehmen herstellen, die Titan-Gestelle kommen aus Japan.

Die eigene Fertigung der Metallfassungen war eine Idee von Lunor-Vorstand Michael Fux. Zusammen mit Schulfreund Dietzfelbinger wurde die Idee umgesetzt.

Die nicht börsennotierte Lunor AG ist ein Familienunternehmen. Michaels Vater Ulrich Fux ist Vorstandsvorsitzender, Schwester Sophie Fux steht dem Aufsichtsrat vor.

Über viele Jahre hinweg hat Lunor hohe zweistellige Zuwachsraten verzeichnet. 2019 wurde mit 30 Mitarbeitern ein Umsatz von 8,5 Millionen Euro erreicht. Nun hat die Corona-Pandemie das Wachstum gebremst, wie Michael Fux im Gespräch mit unserer Zeitung sagt.

Im vergangenen Jahr ging das Geschäftsvolumen auf 7,8 Millionen Euro zurück. Der Umsatz hat sich nach einem starken Einbruch im Frühjahr im Sommer wieder stabilisiert. Es sei ein Nachholeffekt zu verzeichnen gewesen, so Fux.

Aus der Corona-Krise will das Unternehmen gestärkt hervorgehen. Um den Vertrieb neu zu konzipieren, sei eigens ein Mitarbeiter eingestellt worden. Es geht laut Fux vor allem darum, weitere Auslandsmärkte zu erschließen.

China, wo Lunor schon vertreten ist, weise ein großes Potenzial aus. Derzeit liegt der Auslandsanteil bei rund 50 Prozent. Hauptabsatzländer sind die USA, Frankreich und die Niederlande.

Auf dem deutschen Markt sieht Fux Lunor gut aufgestellt, wobei die großen Filialisten und der Onlinehandel nicht beliefert werden. "Wir versuchen, in möglichst vielen Städten vertreten zu sein, weil die Nähe zum Optiker eine große Rolle spielt", sagt der Lunor-Vorstand. "Und wir suchen in jeder Stadt die jeweils besten." Lunor setzt seine Produkte über klassische Optiker-Geschäfte ab, "die etwas von unseren hochwertigen Produkten verstehen".