Im Gespräch beim Fachtag des Kreisseniorenrats: Ines Veith, Prof. Dr. Hans-Werner Wahl, Marianne Ottmar, Günther Wallburg und Hansjörg Hummel. Foto: Bechtle Foto: Schwarzwälder Bote

Treffen: Fachtag des Kreisseniorenrats

Das erste "Bad Liebenzeller Gespräch aus dem Sophi Park", einem Philosophie-Park in der Kurstadt, und der erste Fachtag 2018 des Kreisseniorenrats im Spiegelsaal. Bad Liebenzell konnte an diesem Wochenende mit zwei Premieren aufwarten.

Bad Liebenzell. Der Fachtag stand unter dem Thema "Alter – Mensch – Philosophie" und hatte mit rund 140 höchst interessierten Teilnehmern einen unerwartet großen Zulauf. Dies hing sicher nicht zuletzt mit dem Referenten Hans-Werner Wahl zusammen, der eine andere Sicht auf das Altern aufzeigte.

Den Auftakt des mehrstündigen Gesamtprogramms mit Vortrag und Führung durch den "Sophi Park" bildete allerdings die Begrüßung durch Hansjörg Hummel, Vorsitzender des Kreisseniorenrats, der sich über das große Interesse der Fachtagsbesucher freute und gleichzeitig den Schirmherrn, Landrat Helmut Riegger, entschuldigte, der ebenso wie seine engsten Mitarbeiter wegen eines dringenden Termins an der Teilnahme verhindert war.

"Ältere müssen Teil der Digitalisierung werden!"

Ines Veith, Stiftungsgründerin und Kuratorin des "Sophi Parks", hatte diese Premiere gemeinsam mit Günther Wallburg vorbereitet und organisiert. Ihr Dank galt den Sponsoren, die diese Veranstaltung durch ihre Unterstützung ermöglicht hatten. Mit einem Zwiegespräch leiteten Marianne Ottmar und Günther Wallburg über zum eigentlichen Thema und stellten abschließend die "Gretchenfrage": "Ab wann ist man alt?" Wer nun erwartet hatte, auf diese Frage eine klare Antwort zu erhalten, wurde enttäuscht, denn "zwischen Tretroller und Rollator" altert man ständig.

"Neue Befunde der psychologischen Alternsforschung zeigen Beiträge auf zum positiven Altern," betonte Prof. Dr. Hans-Werner Wahl in der Einleitung zu seinem Referat, schließlich habe sich in den vergangenen 100 bis 120 Jahren das Lebensalter verdoppelt. "Altern," so Wahl, "begegnet uns heute in vielfacher Weise neu, wir müssen es neu denken, ob wir wollen oder nicht!" Die neue Vielfalt des Alterns ("Grey is beautiful" oder "Power-Grey") sei eine Erfolgsstory mit Risiken, auch weil die "Älteren" eine durchaus facettenreiche Gruppe seien.

Altern beginne im Kopf, betonte Wahl. Die immer noch herrschende Alterssichtweise habe viele subjektive und negative Altersbilder, die schadeten. Wichtig sei das Wohlfühlen und die Emotionen, dann bleibe die Lebenszufriedenheit stabil. Die Informationsgeschwindigkeit gehe zurück, dafür steigerten sich jedoch die verbalen Fähigkeiten und das Erfahrungswissen. Wichtig seien außerdem soziale Bindungen, also Familie und Freunde zu haben und in Gruppierungen aktiv zu sein.

Wichtig im Alter sei das Wohnen und der Bezug zur Mobilität, beide würden Geborgenheit geben. Deshalb sollte die Wohnwelt angepasst, und bei Hilfsbedürftigkeit andere Wohnformen gewählt werden, was oft unterschätzt werde. Auch die Rolle von neuen Technologien in Form von Assistenzsystemen für die Selbstständigkeit im Alter dürfe nicht unterschätzt werden. Deshalb forderte Wahl: "Ältere müssen Teil der Digitalisierung werden!"

Um die Macht und die Ohnmacht des Älterwerdens möglichst erfolgreich zu beeinflussen empfiehlt Wahl, nicht nach einer allgemeingültigen Definition von erfolgreichem Altern zu suchen. Wichtige Faktoren könnten sein: hohes Engagement im Alltag, hohe geistige Leistungsfähigkeit, vielseitige körperliche Bewegung, Offenheit gegenüber Neuem und Veränderungen, Erhalt von sozialen Netzwerken (Familie, Freunde, Nachbarn, Wohnort) und Kompensation von Beeinträchtigungen.

"Sind wir unseres Alterns Schmied?"

Wahl zum Ende seines Vortrags: "Sind wir also wirklich unseres Alterns Schmied? Die Antwort ist ein klares Jein!" Und er bezeichnet dies als durchaus ermutigend, da die Menschen selbst Gestalter des eigenen Alterns sein können, wobei es Grenzen gebe.

Dass solch ein Vortrag viele Fragen aufwirft, zeigte sich anschließend in einer Reihe von Wortmeldungen und Anmerkungen zu Weltanschauung, Religion, Spiritualität, Einsamkeit und Tod, wobei immer wieder die Frage auftauchte "Wann ist der Mensch alt?"