Jubiläum: Bad Liebenzell und Villaines-la-Juhel pflegen seit 25 Jahren Städtepartnerschaft / Großer Festakt im Kursaal
Feierlicher geht es nicht. Erst Nationalhymnen, dann zündende Reden und zum Abschluss die "Europahymne": Das 25-jährige Jubiläum der Städtepartnerschaft zwischen Bad Liebenzell und Villaines-la-Juhel wurde mit Glanz und Gloria begangen.
Bad Liebenzell. Mehrere Dutzend Gäste aus Frankreich waren gekommen, mehrere Tage wurde gefeiert, doch Höhepunkt war der Festakt im Kursaal – samt Lob der Völkerfreundschaft und mahnender Worte angesichts aufkeimenden Nationalismus in Teilen Europas. Bürgermeister Dietmar Fischer setzte bei seiner Begrüßung denn gleich den Ton: "Vive l’Europe", es lebe Europa, schloss er seine Rede – und das sogar auf Französisch.
Doch zunächst begann der Festakt mit deutlicher Verspätung. Spötter meinten schon, die feine Gesellschaft könne sich nicht vom Sektempfang loseisen. Tatsächlich wurden aber noch Ehrengäste erwartet. Nach dem Liebezeller Marsch standen dann die Nationalhymnen an, vorsichtshalber hatten die rührigen Organisatoren die Texte schon vorab verteilt. "Allons enfants de la Patrie" war also ebenso schwarz auf weiß zu verfolgen wie "Einigkeit und Recht und Freiheit". Immerhin, die Texthilfe hatte Erfolg, es wurde mitgesungen – wenn auch auf deutscher Seite deutlich verhaltener als auf Französischer.
Europa ist in der Krise, Nationalismus und Abgrenzung erheben wieder ihr Haupt – kein Redner im voll besetzten Kursaal kam an der rauen Wirklichkeit der Politik vorbei. Fischer, der ansonsten vor allem auf die persönlichen Begegnungen zwischen den Menschen aus Bad Liebenzell und Villaines-la-Juhel einging, betonte die Notwendigkeit der europäischen Integration. "Franzosen wie Deutsche sollen auch auf der großen Ebene der Motor für dieses Europa sein, um den Herausforderungen des 21. Jahrhunderts gerecht zu werden."
Geschenk als Symbol des Friedens
Eine geradezu leidenschaftliche Rede hielt Daniel Lenoir, Bürgermeister von Villaines-la-Juhel. Der elegante Franzose und begabte Rhetoriker sprach von der Versuchung des Rückzugs in den Nationalismus, vom Versuch, "erneut Grenzen zwischen uns aufzubauen". Da seien die Städtepartnerschaften, "diese Momente des Austauschs, diese grenzüberschreitende Beziehungen zweifellos die beste Mauer gegen solche rückläufige Ideen". Lenoir erhielt rauschenden Beifall dafür.
Natürlich hatte auch das Gastgeschenk, das Lenoir mitbrachte, Symbolcharakter für die deutsch-französische Freundschaft. Lenoir überreichte eine Miniaturausgabe des Eiffelturms. "Wussten Sie, dass dieser Turm vor mehr als 100 Jahren von einem Mann gebaut wurde, dessen Wurzeln germanisch waren?", fragte Lenoir das Publikum. Gustave Bonickhausen Eiffel hieß der wackere Erbauer, der zwar im französischen Dijon geboren wurde, dessen Vorfahren aber teilweise aus der Eifel jenseits des Rheins kamen. Ein Symbol des Friedens und Freiheit nannte Lenoir den Turm – und erntete erneut rauschenden Beifall. Der Franzose beendete seine starke Rede denn mit dem Aufruf, ein vereintes Europa aufzubauen – ein Europa der Nationen, "das die Unterschiede respektiert." 1993, also vor genau 25 Jahren, wurde die Städtepartnerschaft Bad Liebenzell und Villaines-la-Juhel vollständig aus der Taufe gehoben. Die Partnerstadt liegt rund 250 Kilometer westlich von Paris und ist mit ihren knapp 3000 Einwohnern deutlich kleiner als Bad Liebenzell. Unzählige Treffen haben seitdem zwischen den Bewohnern beider Städte stattgefunden, Freundschaften wurden geschlossen.
1950 wurde die erste deutsch-französische Städtepartnerschaft gegründet, wie Günther Walburg vom Verband der Städtepartnerschaften ausführte. Und heute gebe es allein schon rund 6000 Partnerschaften allein zwischen deutschen und französischen Kommunen, etwa 20 000 in gesamt Europa – eine echte Erfolgsgeschichte, unterstrich Walburg.
Die meisten Partnerschaften gebe es in Baden-Württemberg. Entscheidend dabei seien stets die Begegnungen der Menschen, führte Walburg weiter aus. "Die Menschen müssen permanent erfahren, dass sie Teil einer europäischen Gemeinschaft sind. Nur so können wir einen europäischen Bürgersinn entwickeln."