Rüdiger Hoffmann genügen ein Stuhl und ein Flügel als Bühnendekoration. Foto: Fritsch Foto: Schwarzwälder Bote

Kultur: Rüdiger Hoffmann tritt im Spiegelsaal auf / Geschichten vom ganz normalen Wahnsinn

Der Comedian Rüdiger Hoffmann war mit seinem Programm "Alles mega" im Bad Liebenzeller Spiegelsaal zu Gast. Gerecht wurde er den Erwartungen, die dieser Titel weckt, allerdings nicht.

Bad Liebenzell. Es gibt Comedians mit Markenzeichen. "Ja hallo erst mal, ich weiß ja nicht, ob Sie’s wussten, aber…" – wer diesen Satz hört, dem fällt vielleicht nicht gleich der Name, aber mit ziemlicher Sicherheit das Gesicht von Rüdiger Hoffmann ein. Allerdings kann das auch zu einer Masche werden, die sich mit der Zeit tot läuft. Im Fernsehen ist Hoffmann jedenfalls nicht mehr allzu oft zu sehen. Und der Spiegelsaal des Kurhauses in Bad Liebenzell war allzu optimistisch bestuhlt. Die hinteren Stuhlreihen blieben komplett leer und auch weiter vorne klafften Lücken.

Ein Stuhl und ein Flügel genügen Hoffmann als Bühnendekoration. Er kommt mit seiner ostwestfälischen Bedächtigkeit und seinem naiv-freundlichen Mienenspiel auf die Bühne. Er erzählt Geschichten vom ganz normalen, alltäglichen Wahnsinn. Seine "Bekannte", wie er seine ansonsten namenlose Lebensgefährtin nennt, und Sohn Benni spielen darin die Hauptrollen.

Übertreibungen schießen zum Teil übers Ziel hinaus

Hoffmanns Witz lebt in weiten Teilen von maßlosen Übertreibungen, die oft lustig sind, zuweilen aber auch über das Ziel hinausschießen. Auch Schlüpfrigkeiten und sexuelle Anzüglichkeiten spielen bei ihm inzwischen eine Rolle. Da mag jeder seine Grenzen selber ziehen. Wenn er sich am Buffet im Swingerclub bei den Würstchen vergreift und so die Bekanntschaft eines gewissen Gerd macht, ist das durchaus gelungen. Oder wenn Hoffmann seinen Sinn fürs Absurde zeigt. Da setzt er sich in dem Etablissement zu einem kopulierenden Paar aufs Sofa, genießt sein Pilschen und sieht sich auf einem ultramodernen Flachbildfernseher eine Formel-1-Übertragung an.

Es wird dann aber auch manchmal doch arg zotig und klebrig, als es etwa um Bennis Pubertät geht. Im Übrigen ein Thema, das schon viele Comedians abgearbeitet haben und denen das, wie etwa Bernd Stelter, besser gelungen ist als Hoffmann.

Generell gilt: Mit Witzen über Sexualität lassen sich schnelle Lacher erzielen. Früher konnte Hoffmann auch ohne solche Themen lustig sein. Das zeigt sich bei der Zugabe. Da gibt Hoffmann einen alten Sketch zum Besten, in dem unerzogene, umhertobende Kinder unter den Augen ihrer Eltern ("Malte, du weißt schon, dass ihr euch mit den Stöcken verletzen könnt"), in einem italienischen Restaurant Hoffmanns Bekannten letztlich dahin meucheln.

Dann sind da noch die Geschichten über die Flatulenzen seiner Bekannten, die für Hoffmann schon fast zu einer Obsession geworden sind. Sie werden durch ständige Wiederholungen nicht besser. Und wenn er recht gelungen das Thema Nachhaltigkeit auf die Schippe nimmt, dann muss darin nicht der Biobauer vorkommen, der mit seiner Schwester Kinder hat. So was kommt nun mal über Ballermann-Niveau nicht weit hinaus.

Richtig gut und schön sarkastisch wird Hoffmann, als er in die Rolle des Vermieters schlüpft und die Wohnungsnot gnadenlos ausnutzt. Als er Heizungsraum und Sauna in seinem Keller als Wellness-Loft zur Vermietung anbietet, drängen sich um die 300 Leute auf der Straße, denen er zu überhöhten Preisen Getränke und Würstchen anbietet. Statt die Räume zu vermieten, wiederholt er das dann des großen finanziellen Erfolgs wegen jede Woche.

Die Lieder, die Hoffmann immer wieder einstreut und sich dabei selbst am Flügel begleitet, sind nicht gerade der Brüller. Es braucht eine Weile, bis er gegen Ende der Vorstellung bei "Alles wird mega" die Zuhörer zum Mitsingen bewegen kann. Er nimmt damit Bezug zum Titel seines Programms "Alles mega". Nimmt man das wörtlich, hat sich Hoffmann die Latte alles in allem doch ein Stück weit zu hoch gelegt.