Gemeinderat: Tourismusgemeinschaft Albtal Plus ein Thema
Weil es jede Menge Tagesordnungspunkte gibt, kommt der Bad Herrenalber Gemeinderat am Mittwoch, 23. Juni, und am Donnerstag, 24. Juni, in der Neusatzer Bronnenwiesenhalle zusammen. Auch geht es um die Tourismusgemeinschaft Albtal Plus.
Bad Herrenalb. Am Mittwoch gibt es für die Stadträte einen Sachstandsbericht zur Tourismusgemeinschaft Albtal Plus. Hierbei geht es auch um die Fortführung der Mitgliedschaft. In der Sitzungsvorlage führt die Verwaltung aus: Albtal Plus sei im Dezember 2012 gegründet worden mit dem Ziel der Tourismusförderung im Albtal. Mitglieder seien die Kommunen Bad Herrenalb, Dobel, Ettlingen Karlsbad, Marxzell, Malsch, Straubenhardt, Waldbronn sowie der Verein Feine Adressen im Albtal.
Zur Tourismusförderung hätten die Mitglieder ein gemeinsames Leitbild entwickelt, das die touristische Arbeit begleite und bestimme. Seit Gründung von Albtal Plus würden touristische Aktionen der Kommunen im Albtal gemeinsam abgestimmt und umgesetzt sowie neue Produkte entwickelt. Herauszuheben sei hier der deutschlandweit einzigartige "ALBTAL.Abenteuer.Track".
Die Siebentälerstadt bringe sich von Beginn an aktiv in die Tourismusgemeinschaft ein. Albtal Plus lebe von der engen Kooperation zwischen Leistungsträgern, Tourismusorganisationen und Kommunen. Weiter informiert die Verwaltung: "Eine Besonderheit ist hierbei die enge landkreisübergreifende Kooperation mit Kommunen aus den Landkreisen Calw, Enzkreis und Karlsruhe." Albtal Plus biete seinen Mitgliedern folgende Zusammenarbeit:
n "ALBTAL.Abenteuer. Track": nominiert als Deutschlands schönster Wanderweg 2021; erster Crosswanderweg Deutschlands; beide Etappen starten in Bad Herrenalb; Pflege und Koordination erfolgt durch Albtal Plus
n GeoTouren: kombinierte Geobox für alle Kommunen im Albtal (Touren in die Welt der Geografie, Geologie und der Flora sowie Fauna)
ngeplant: Albtaltrailcenter (Mountainbike)
n Initiierung und Umsetzung der gemeinsamen Gästekarte (Waldbronn, Dobel, Bad Herrenalb)
ngemeinsame Printprodukte; Albtal Magazin (Imagebroschüre); "Albtal.Wandern"; " Albtal.Biken"
n(gemeinsame) Messeauftritte: in der Region und CMT
nGemeinschaft Feine Adressen im Albtal
n Regionalvermarktung im Großraum Karlsruhe
n Touristischer Austausch zwischen den Kommunen
n Dialogveranstaltungen für Leistungsträger im Albtal
Albtal Plus biete über die touristische Kooperation hinaus eine enge Verzahnung mit Akteuren im Landkreis Karlsruhe und öffne damit den Weg in die Rheinebene für weitere Projekte auch außerhalb des Tourismus.
Die Mitgliedsbeiträge seien zu Beginn von Albtal Plus festgelegt worden und würden aktuell für Bad Herrenalb 70 000 Euro betragen. "Eine Erhöhung der Mitgliedsbeiträge um Kostensteigerungen einerseits auszugleichen, andererseits die Aufgabenerfüllung sicherzustellen, kann für die Zukunft nicht ausgeschlossen werden. Johannes Arnold, Vorsitzender von Albtal Plus, wird in der Gemeinderatssitzung über den aktuellen Sachstand bei Albtal Plus berichten", heißt es abschließend.
Finale Entscheidung
Zur Erinnerung: Bei den Haushaltsberatungen im Februar gab es Zustimmung für den UBV-Antrag, die Verwaltung zu beauftragen, bis zur Sommerpause eine finale Entscheidungs-Vorlage über die weitere Zugehörigkeit zur Tourismusgemeinschaft Albtal Plus vorzulegen.
Wie berichtet, profitieren die Bürger von der Randlage, denn als einzige Stadt im Kreis Calw gehört das Stadtgebiet von Bad Herrenalb seit 1994 zum Karlsruher Verkehrsverbund. Seit 1997 gilt bei Fahrten in den Kreis Calw aber auch der Tarif der Verkehrsgesellschaft Bäderkreis Calw.
Diese Doppelstruktur im ÖPNV kostet die Siebentälerstadt nichts – doch muss sie dafür im Tourismus tief in die Tasche greifen. Dort gehört sie sowohl zum Verband Albtal Plus und zur Tourismus GmbH Nördlicher Schwarzwald (TNS) des Landeskreises Calw. Für die TNS zahlt Bad Herrenalb jährlich einen Mitgliedsbeitrag in Höhe von 50 000 Euro.
Für den in Ettlingen ansässigen Verband Albtal Plus steht fest: "Bad Herrenalb ist Teil des Albtals und der Identität Albtal – damit Teil der Destination Albtal", meinte 2020 Geschäftsführerin Bettina Reitze-Lotz. Die Bekanntheit und Beliebtheit sei in den vergangenen Jahren "merklich gestiegen" und das Albtal "ein attraktives Ziel im Nahbereich und für Kurzurlaube". Reitze-Lotz betonte: Man sehe sich nicht in Konkurrenz zur TNS, sondern "in Kooperation und ergänzend".
Nicht ganz so optimistisch sah das Wolfgang Weiler von der Stabsstelle Kommunikation der Schwarzwald Tourismus GmbH (STG). Sie ist die nächsthöhere Ebene im Tourismusbereich. Zwölf Land- und vier Stadtkreise sind Mitglied bei der STG – darunter auch der Kreis Calw –, während bei Albtal Plus und der TNS die Kommunen Mitglieder sind. Mit Blick auf die teure Doppelmitgliedschaft von Bad Herrenalb sagte voriges Jahr Branchen-Experte Weiler auf Nachfrage des Schwarzwälder Boten: "Zu überlegen wäre schon, ob eine Doppelmitgliedschaft in beiden Gemeinschaften für Bad Herrenalb Sinn macht. Vorteile ergeben sich aus der übergeordneten STG-Perspektive für Bad Herrenalb daraus nicht." Im Gegenteil: Weiler sah Parallelen zum "Kleinklein der Jahre bis 2006".
Neue Modelle vorlegen
In der Gemeinderatssitzung im September 2019 wurde der Geschäftsführerin Reitze-Lotz vom Gremium mit auf den Weg gegeben, mit Blick auf die Berechnung des Mitgliedsbeitrags neue Modelle vorzulegen. Zahlten doch Bad Herrenalb und Ettlingen mit jeweils 70 000 Euro pro Jahr am meisten. Zudem solle aufgezeigt werden, inwiefern die Kurstadt von Albtal Plus-Maßnahmen bislang profitiert habe. Außerdem sollten die "Touristiker im Haus" einen Situationsbericht geben, beziehungsweise "ihre Sicht der Dinge" dem Gemeinderat mitteilen. Die CDU-Fraktion hatte vorab den Antrag gestellt, eine Diskussion über die Mitgliedschaft in der Tourismusgemeinschaft Albtal Plus auf die Tagesordnung zu nehmen. Man müsse klären, ob sich aus der Mitgliedschaft Vorteile ergeben. Außerdem solle das Verhältnis zwischen Kosten und Nutzen kritisch hinterfragt und geklärt werden – und wann eine Kündigung möglich sei. Stadtrat Christian Romoser meinte seinerzeit unter anderem, es sei erstaunlich, was passiere, wenn man die Trommeln rühre und "auf den Putz haut". Über Jahre sei nichts passiert. Bad Herrenalb gehöre zum Albtal, allerdings habe es bei der Tourismusgemeinschaft Albtal Plus einen denkbar schlechten Einstieg gegeben. Romoser stellte die Frage, ob eigentlich der Sitz im Ettlinger Schloss sein müsse. Bad Herrenalb habe ein größeres Potenzial und leere Räume. Im Übrigen "hat keiner gesagt, dass wir kündigen wollen". Reitze-Lotz machte darauf aufmerksam: Eine ordentliche Kündigung habe durch eine schriftliche Erklärung gegenüber dem Vorstand bis zum Ende des dritten Quartals des Geschäftsjahrs mit Wirkung zum Ende des folgenden Geschäftsjahrs zu erfolgen.
Die Geschäftsführerin erklärte, dass bei der Berechnung der Beiträge bislang drei Kriterien ausschlaggebend seien: Übernachtungen, Einwohner und Bedeutungsfaktor. Würde noch das Haushaltsvolumen dazukommen, müsste Bad Herrenalb rund 56 300 Euro beisteuern. Ein weiteres Beispiel: Würde bei Einzelkriterien der Meldeschein als Grundlage dienen, müsste bei etwa 322 000 Übernachtungen (Stand Dezember 2018) ein Beitrag in Höhe von ungefähr 105 000 Euro gezahlt werden. Würde hingegen nur das Haushaltsvolumen berücksichtigt, kämen lediglich knapp 20 000 Euro zusammen.
Mit Blick auf mögliche Alternativen wurde Folgendes an die Wand projiziert: Sockelbeitrag plus Marketingpauschale; Erweiterung der Finanzstruktur: Sponsoring, Crowdfunding und Beteiligungen; Förderanteil ausbauen; Landkreis fördert ausgewählte Projekte; neue Mitglieder, auch aus der Wirtschaft. Das Albtal Plus-Budget setze sich so zusammen: Beiträge: 218 000 Euro und sonstige Einnahmen in Höhe von 54 000 Euro. Diese 272 000 Euro teilten wie folgt: Personal: 100 000 Euro, Betriebsausgaben: 37 000 Euro, Marketing: 135 000 Euro.