Nachhaltigkeitsmanagement-System: Im Jahr 2018 hat Hotelinhaber Stephan Bode (links) die WIN-Charta im Beisein von Franz Untersteller, Minister für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft des Landes Baden-Württemberg, unterschrieben.Foto: Archiv Foto: Schwarzwälder Bote

Corona-Pandemie: Geschäftsführer Stephan Bode spricht über den derzeitigen Betrieb im Hotel Schwarzwald Panorama

Auf 55 Jahre Erfahrung kann Stephan Bode bereits zurückblicken, aber etwas Vergleichbares wie die Corona-Pandemie hat er noch nie erlebt. Der Geschäftsführer des Hotels Schwarzwald Panorama spricht über die Unsicherheit, seine Einbußen, die Skepsis in Sachen Wiederöffnung und die Hoffnung, die er trotz alledem nicht verloren hat.

Bad Herrenalb. Seit 47 Tagen ist das Hotel Schwarzwald Panorama aufgrund der Corona-Pandemie für Touristen geschlossen. Ein Zeitraum, der bereits für viele Hoteliers das Aus bedeutete. Dass das Hotel in Bad Herrenalb die andauernde Durststärke überwinden wird, sei der Tatsache geschuldet, dass "die vergangenen Jahre so erfolgreich waren und wir uns eine Liquidität aufbauen konnten", erklärt Geschäftsführer Stephan Bode.

Einbußen von 700 000 Euro

Nichtsdestotrotz habe ihn das Virus schwer getroffen. "Zuerst kam der Schock, dann hatte ich Existenzängste, dann wartet man. Und währenddessen fängt man an, das Beste aus der Situation zu machen", beschreibt Bode. Von Mitte März bis Ende April habe das Hotel Einbußen von 700 000 Euro im Vergleich zum Vorjahr gehabt. "Das kann ich nie mehr hereinholen", meint Bode. Und erklärt seine Situation anhand eines Beispiels: "Wenn in einem Lebensmittelbetrieb ein Produkt an einem Tag nicht gekauft wird, kauft es jemand am nächsten Tag. Bei einem Hotelzimmer funktioniert das nicht. Bleibt es einen Tag leer, kann ich diesen Tag nicht nachholen."

Tropfen auf den heißen Stein

Weitgehend in Eigenverantwortung sollen die Länder künftig über die Wiedereröffnung von Hotels entscheiden. Für touristische Unterbringungen wird eine Öffnung bis Ende Mai angepeilt, das hat der Bund vorgeschlagen. Darauf hofft auch Bode, dennoch ist er skeptisch, unter welchen Auflagen eine Wiedereröffnung möglich wird. "Sollte beispielsweise eine Auslastung von 50 Prozent künftig erlaubt sein, erreiche ich wahrscheinlich maximal an den Wochenenden diese Auslastung. Unter der Woche sind es wahrscheinlich zwischen 20 und 30 Prozent, was im Schnitt eine Auslastung von höchstens 35 Prozent ergibt", erklärt er. Auch dass Geschäftsreisen seither und auch weiterhin erlaubt sind, sei nur ein Tropfen auf den heißen Stein. "Sechs von 97 Zimmer konnte ich so einmal belegen", sagt Bode. Eine wichtige Frage sei für ihn auch, ob Wellnessbereiche geöffnet werden können. "Das ist für Urlauber entscheidend", findet er.

Als es mit Corona losging, seien die Reservierungen im Schwarzwald Panorama weggebrochen. Viele Gäste hätten ihren Urlaub aber nicht storniert, sondern nur auf einen späteren Zeitpunkt umgebucht. "Nach etwa zwei Wochen hat sich ein kompletter Stillstand eingestellt und bis vor drei Tagen hat der auch noch angehalten", so Bode am Mittwoch. Nun ginge es langsam wieder los, dass Gäste für den Sommer oder Herbst ein Zimmer buchen. Einen Reservierungs-Boom wird es laut Bode aber nicht geben: "Die Menschen sind immer noch vorsichtig, wollen abwarten und sich ihre wiedergewonnene Freiheit nicht durch steigende Neuinfektionszahlen wieder nehmen lassen."

In der ganzen Corona-Debatte und der Diskussion in den Medien kam Bode eins immer zu kurz: die Hotellerie. "Ich habe mich nicht gesehen. Diese Branche stand nie im Fokus", kritisiert er. Schulen, Kinderbetreuung, Einzelhandel, Krankenhäuser, Pflegeheime, Gastronomie, das seien beispielsweise alles Themen, auf die laut Bode ein besonderes Augenmerk gelegt wurde. "In solch unsicheren Zeiten fühlt man sich noch mehr alleingelassen", sagt er. Als Geschäftsführer brauche er aber einen Plan, nicht nur für sich, auch für die 70 Mitarbeiter und die ganzen Zulieferer. "Es ist alles miteinander verbunden und die Ungewissheit macht allen zu schaffen", sagt Bode.

Corona sei wie eine Krankheit, mit der man sich befassen müsse. Erst durch Wahrnehmen und Akzeptieren könne man verstehen und handeln. "Es geht darum, das Beste aus der Situation zu machen", sagt der Geschäftsführer. Trotzdem erschreckt es ihn, wie schnell ein "gesundes" Unternehmen "krank" werden kann. Deshalb versuche er umso mehr, sein Unternehmen zusammenzuhalten. Das würde vor allem für die Mitarbeiter und Gäste gelten. "Ich pflege weiterhin den Kontakt zu meinen Mitarbeitern und Gästen", sagt Bode. Eine gewisse Anzahl an Mitarbeitern sei täglich im Haus. Das Tagesgeschäft beschränke sich momentan auf Renovieren und Putzen. Mit kleinen Gesten versucht Bode seine Mitarbeiter wertzuschätzen. "Die Stimmung schwankt gerade zwischen Angst und Hoffnung. Alle Mitarbeiter wollen so schnell wie möglich wieder zurückkommen. Sie sind Teil dieser Familie und Vertrauen gehört zu unserer Geschäftsgrundlage", erklärt er.

Bleibt wohl bittere Realität

Auf 55 Jahre Erfahrung kann der Geschäftsführer zurückblicken und höchstens ein Mal gab es einen ähnlichen Punkt in seiner Karriere, die von Angst und Unsicherheit geprägt war, ähnlich wie jetzt. "Als Anfang 2016 das Schwarzwald Panorama Insolvenz ging und ich plötzlich arbeitslos war, habe ich mich ähnlich hilflos gefühlt. Aber ich bin der Meinung, dass man aus jeder Situation gestärkt hervorgeht. So war es damals, als ich das Hotel gekauft habe – und so wird es auch nach Corona sein", findet Bode.

Jede Krise bringe aber auch neue Innovationen mit sich. Zum Beispiel das Thema Hybrid-Veranstaltungen. Das sind digitale Veranstaltungen, bei denen sich Personen an unterschiedlichen Orten befinden. "Das ist für uns als Tagungshotel, bei dem dieser Bereich etwa 45 Prozent ausmacht, natürlich nicht so schön", sagt Bode. Außerdem ist sich der Geschäftsmann sicher, dass vor Ende 2022 nichts wie davor sein kann. "Bis es keinen Impfstoff gibt, werden uns Maske und Abstandsregelungen begleiten", meint er. Selbst wenn er es sich so nicht wünsche, sei es wohl bittere Realität. Das Schwarzwald Panorama habe sein Hygienekonzept deshalb erweitert. "Zum Beispiel hat jedes Zimmer seine eigenen Putzlappen, bei denen wir zwischen Sanitär, Schränken, et cetera unterscheiden. Wir haben zusätzliche Desinfektionsspender aufgestellt und Plexiglas-Abtrennungen angebracht", erklärt Bode.