Aufreger: Grasflächen in Bad Herrenalb stark aufgebrochen / Freiwillige unterstützen Greenkeeper

Wildschweinrotten haben in den vergangenen Nächten im Bernbachtal gewütet und dabei einen nicht unerheblichen finanziellen Schaden auf dem Golfplatz Bad Herrenalb-Bernbach angerichtet, der erst im vergangenen Monat sein Jubiläum zum 50-jährigen Bestehen gefeiert hat.

Bad Herrenalb. Nun wurden am vergangenen Wochenende auf den kurz gemähten Spielbahnen an Loch zwei und neun mit rund 500 Quadratmeter sowie in der Nacht von Sonntag auf Montag zusätzlich auf den Bahnen sechs und sieben die Grasflächen stark aufgebrochen. So sehen die sonst grünen Flächen nun wie umgepflügte Ackerflächen aus.

Wildschweine wühlen. Dank ihrer kräftigen Schnauze, die in der Jagdsprache Gebrech genannt wird, ist es für Wildschweine kein Problem die Rasenflächen aufzubrechen, die durch die Pflege der Greenkeeper, also den für die Instandhaltung und Bewirtschaftung der Rasenplätze verantwortlichen Fachkräften, ständig bewässert werden. Zimperlich sind die Borstentiere bei diesen "Brechaktionen" nicht. Der feuchte Boden geht leicht auf und wird mit der Schnauze einfach weggedrückt, um zur Nahrungsbeschaffung an das daruntergelegene Erdreich zu gelangen. Während das Schwarzwild durch das Aufbrechen der Waldböden die Erde auflockert und durch ihre Ausscheidungen für eine optimale Samenverteilung der Pflanzen sorgt, widmen sie sich bei den nächtlichen Sommeraktionen auf dem Golfplatz der Ergänzung ihres Speiseplans. Die Allesfresser suchen Insektenlarven, Würmer und Engerlinge, die ihnen nahrhaftes Eiweiß liefern.

Zum Schutz des Golfplatzes hat Andreas Bucherer als Revierverantwortlicher aus Freiolsheim nun entsprechende Maßnahmen eingeleitet. "Um die Wildschweine zu bejagen, werden wir die Wildwechsel im Wald aufspüren", so Bucherer. Das sind die Wege, die Tiere aufgrund örtlicher Gegebenheiten zwangsweise betreten müssen. Die Jagd auf Schwarzwild ist schwierig und aufwendig. Bucherer, der anhand von abgebrochenen Zweigen und Ästen die Spuren des Schwarzwilds verfolgt, wird nun versuchen, die Wildschweine auf ihrer Wegroute zu stören. Ziel ist es, die "Übeltäter" im Wald zu erwischen, bevor sie erneut auf den Golfplatz kommen. Mittels gezielter Abschüsse sollen die meist in Horden auftretenden Tiere abgeschreckt werden, damit sie nicht erneut den Golfplatz begehen.

Fleißige Helfer

Zu einer Begehung der besonderen Art hatte am sonst üblicherweise golffreien Montag der Vorstand des Golfclubs aufgerufen. Gesucht waren fleißige Helfer, um die Greenkeeper zu unterstützen. Für die rund zehn freiwilligen Golfer war das Ziel dieser Aktion, die losgelösten Grasflächen wieder auf die freigelegten Erdflächen zurückzusortieren und festzutreten, um damit die Arbeit der Fachkräfte zu erleichtern.

Für Martin Sackmann, seit Juli 2018 Head-Greenkeeper des Golfclubs, nicht nur eine enorme Herausforderung, sondern zudem eine Sisyphusarbeit, da die Wurzeln der Grasfläche in der Regel abgetrennt sind. "Nach dieser Grundlagenarbeit wird die Fläche mit einem Gemisch aus Sand, Muttererde und neuem Grassamen ausgefüllt, gewalzt und dann ausgiebig beregnet", so der Fachmann, der als Fach-Agrarwirt für Golfplatzpflege bei besonders geschädigten Stellen auch die Möglichkeit eines Rollrasens in Betracht zieht.

Viel Zeit und Mühe wird zudem in den Wildzaun gesteckt. "Wir kontrollieren die Strecke rund um den Golfplatz und versuchen den Zaun frei zu mähen, damit über das hohe Gras der Strom nicht geerdet wird." Neben dem Schutz des Platzes sind auch die Ansprüche an einen Golfrasen zu berücksichtigen, denn er wird nicht nur viel befahren und strapaziert, sondern soll zudem bald erneut in sattem Grün glänzen. Am dritten Wochenende im September finden die bundesweit ausgetragenen Clubmeisterschaften statt. Und für den alljährlichen Höhepunkt eines jeden Clubgolfers müssen die Spielbahnen auf jeden Fall wieder in einem spielfähigen Zustand sein.

Eine Herausforderung

Bis dahin bleibt der Platz nicht nur für die Mitglieder, sondern auch für Robert Fischer und seine Golfschule eine Herausforderung. "Hier kann man nun viel lernen", erklärt der Profi, der schmunzelnd hinzufügt: "Wir haben nun den besten Platz, um präzise ausgeführte Golfschläge zu erlernen." Auf den aufgebrochenen Spielbahnen trainiert er seine Schüler. Dabei schafft er es in nur vier Tagen Golfunterricht seine Anfänger bis zur Platzreife, also der Berechtigung zum Spielen auf Golfplätzen, zu schulen und ihnen den Spaß am Sport in der Natur zu vermitteln.