Jede Menge Holzpfeifen, ordentlich auf den Kirchenbänken sortiert, zeigt hier Orgelbauer Tobias Baecke.Foto: Gegenheimer Foto: Schwarzwälder Bote

Kultur: Die Walckerorgel in der Bad Herrenalber Klosterkirche wird für rund 50 000 Euro gereinigt

Handwerksarbeit ist derzeit an der Klosterkirche angesagt. Seit Anfang August wird die romantische Walckerorgel "hauptausgereinigt", das heißt, sämtliche Pfeifen gereinigt, bei Bedarf instandgesetzt, im Anschluss nachintoniert und wieder gestimmt.

Bad Herrenalb. Die Mitarbeiter der Orgelbaufirma Richard Rensch aus Lauffen am Neckar haben ihre Arbeitstische auf dem kühlen Vorplatz zwischen Paradies und Klosterkirche aufgebaut – zumindest so lange, wie es heiß und trocken bleibt. Da kann zugeschaut werden, wie Leisten gefeilt, Pfeifenfüße instandgesetzt oder Pfeifen mit vielerlei Bürsten gereinigt werden.

Etwa alle 20 Jahre braucht eine Orgel eine solche Generalüberholung. Finanziell in der Größenordnung "eines gut ausgestatteten Autos", wie Pfarrer Johannes Oesch das Unausweichliche mit Humor formuliert. Mehr als 50 000 Euro, die über gut zehn Jahre unter anderem durch Benefizkonzerte und Spenden angespart wurden. Gespendet kann übrigens weiterhin werden, die nächste Reinigung kommt bestimmt.

Nach 21 Jahren ist es nun für die ehrwürdige Walckerorgel wieder einmal so weit. Sie wurde 1869 von Orgelbaumeister Eberhard Friedrich Walcker, seines Zeichens Hof-Orgelbaumeister unter König Wilhelm II. von Württemberg, gebaut. 1981 erweiterte Richard Rensch, Gründer und Namensgeber des für die Hauptausreinigung aktiven, renommierten Orgelbaubetriebs, um das Rückpositiv, den Teil der Orgel an der Emporenbrüstung. Die Orgel enthält insgesamt 27 Register, 54 Töne im Manual (von Hand zu bedienen) und 30 Töne im Pedal (per Fuß zu bedienen). Insgesamt besitzt die mechanische Orgel 1740 Pfeifen aus Holz und Metall in unterschiedlicher Länge und Art der Tonerzeugung. Die größten Pfeifen sind dabei rund 2,40 Meter lang, die kleinsten gerade mal einen Zentimeter. Also jede Menge Reinigungsarbeit!

Zwei Monate Arbeit

Zwischen zwei und zweieinhalb Monate, bis in den Oktober hinein, werden die Orgelbauer vor Ort sein. Spezielle Feinarbeiten werden parallel in der Werkstatt in Lauffen erledigt. Über Wochen vor Ort sind Orgelbauer Tobias Baecke und Orgelbauerlehrling Marco Greiner. Mittlerweile haben sie sämtliche Pfeifen ausgebaut. In den hinteren Kirchenbänken stapeln sich Metallpfeifen sowie rechteckige Holzpfeifen, große und kleine, offene und gedeckte, mit Sorgfalt sortiert nach Registern wie Pedal- und Manualregistern, wie die des Hauptwerkes – jede Menge Begriffe, eine echte Wissenschaft. Die so genannten Wellenbretter und -rahmen, Teile der Traktur, dem Übertragungssystem vom Spieltisch am einen Ende zu Windlade beziehungsweise Pfeifenventilen am anderen Ende, wurden nach Lauffen in die Werkstatt gebracht. Dort werden sie neu ausgetucht, also mit Stoff bespannt. Am Fuß mancher der großen Pfeifen muss nachgearbeitet werden, wo die Pfeifenfüße über Jahre eingesunken sind.

Baecke zeigt die großen Metallpfeifen aus dem Prospekt, also der Sichtfront der Orgel, die nun ebenfalls ausgebaut sind – und den Rahmen ein wenig wie die kunstvollen Rundbögen im Paradies vor der Kirche wirken lassen. "Vor allem jede Menge Staub sammelt sich über die Jahre im Inneren der Pfeifen", erklärt Orgelbauer Baecke. Außerdem werde aber auch das bekämpft, womit der Zahn der Zeit außerdem am Instrument nagt: Holzwurm- und Pilzbefall. Beides sei vorhanden gewesen. Pilz vor allem durch schlechten Luftaustausch, dem durch eine verbesserte Belüftung – bereits vor der Hauptausreinigung – künftig vorgebeugt werden soll. Dem Pilz wird durch Besprühen mit Alkohol zu Leibe gerückt, dem Holzwurm durch ein spezielles Holzschutzmittel auf Ölbasis, welches mittels Injektion aufgebracht wird.

Erst wenn sämtliche Pfeifen gereinigt und aufgearbeitet sind, geht es Richtung Wiederinstandsetzung des Gesamtinstruments. Die Wellenrahmen werden dann wieder eingebaut, die Windladen an ihre Stelle positioniert, die Traktur einreguliert. Diese wird auf eine gute, leichte Gängigkeit geprüft und gegebenenfalls nachgebessert. "Klappern darf nichts, schwergängig auch nichts sein", betont Baecke, der auch Intonateur ist und nach dem registerweisen Wiedereinbau der Pfeifen die Nachintonation nach Lautstärke und Klangfarbe vornimmt sowie die Stimmung. Bis die Walckerorgel wieder den Klosterkirchenraum mit ihren Klängen füllt, haben die beiden Orgelbauer und das Team in Lauffen noch einiges zu tun.