Bad Herrenalb - Der Tagesordnungspunkt zwei der Bad Herrenalber Gemeinderatssitzung am Mittwoch, 30. Januar, im Kurhaus lautet: "Weiterentwicklung der Siebentäler Therme". Die Verwaltung wird den Sachstand der Gespräche mit potenziellen Investoren erläutern sowie Gutachten und Studien erläutern.

Auch sollen die Stadträte über zwei Beschlussanträge der Verwaltung abstimmen, die so lauten: "Der Gemeinderat beauftragt die Verwaltung in enger Zusammenarbeit mit den Stadtwerken Bad Herrenalb GmbH bis zum 31. Dezember 2019 auf Grundlage der vorliegenden Studien und Untersuchungen eine Neukonzeption für die Siebentäler Therme zu entwickeln und die Umsetzbarkeit hinsichtlich der Planung, dem Investitionsvolumen, der Finanzierung und den Folgekosten sowie der Höhe der Fördermöglichkeiten durch das Land Baden-Württemberg zu prüfen"; "Der Gemeinderat hebt den am 16. Mai 2018 gefassten Beschluss auf: ›Der Gemeinderat beschließt die Beauftragung von Herrn Bürgermeister Mai eine Gesellschafterversammlung der Stadtwerke Bad Herrenalb GmbH einzuberufen. Dort ist bis 31. Dezember 2018 eine Entscheidung zur Verlustreduzierung der Bäderbetriebe auf null Euro ohne direkte oder indirekte Risikobeteiligung der Stadt Bad Herrenalb herbeizuführen. Die aus der getroffenen Entscheidung folgenden Maßnahmen sind bis zum 30. Juni 2019 vollständig umzusetzen."

Jährliche Verlustzahlungen

Der Sachverhalt wird in der Sitzungsvorlage folgendermaßen beschrieben: Seit vielen Jahren versuche die Stadt, private Investoren zu gewinnen, "weil wir wissen, dass für die Sanierung und notwendige Attraktivierung der Therme finanzielle Mittel in Anbetracht der Haushaltslage nicht beziehungsweise nur schwer zu mobilisieren sind". Zudem belasteten die Stadt die jährlichen Verlustzahlungen aus dem Betriebsergebnis der Therme.

Aus dem beschaulichen Heilklimatischen Kurort sei in wenigen Jahren ein weithin bekanntes Heilbad geworden. "Damals zählte man jährlich rund 800.000 Übernachtungen. Danach und in Folge einer weiteren Reform im Gesundheitswesen gingen die Übernachtungszahlen stetig zurück und liegen heute bei rund 310.000 Übernachtungen im Jahr. Darüber hinaus haben die höheren Ansprüche der Gäste an Standards und an den Urlaubsort sowie das veränderte Urlaubsverhalten der Gäste die Zeit nicht spurlos an Bad Herrenalb vorüber gehen lassen."

"Nach unzähligen und intensiven Gesprächen mit Investoren, Badbetreibern und Politikern, nach unzähligen Führungen mit Bewerbern durch die Siebentäler Therme und nach Besichtigungen verschiedener Thermalbäder, nicht nur in Baden-Württemberg, wurde das Markterkundungsverfahren abgeschlossen, ohne den erhofften Erfolg", wird zudem informiert. Mit einigen am Verfahren beteiligten Investoren/Betreibern würden auch heute noch Gespräche geführt. Ob sich daraus eine künftige Zusammenarbeit entwickeln lasse, "kann heute nicht abschließend beurteilt werden".

Bad Herrenalb habe unbestritten einen hohen landschaftlichen Reiz und bilde mit Klosterareal, Kurpark mit Kurhaus, Freibad und Therme, den Wander- und Themenwegen sowie den Veranstaltungen "beinahe perfekt" das Angebot einer klassischen Kurstadt ab. Die Endstation der S-Bahn, die Alb, die Nähe zum Stadtkern und das Doppelprädikat Heilbad und Heilklimatischer Kurort seien ein gutes Pfand. "Trotzdem ist es uns in den vergangenen Jahrzehnten nicht gelungen, aus diesen Attributen dauerhaft einen wirtschaftlichen Erfolg zu schlagen", steht des Weiteren in der Vorlage.

Auch das Warten auf Zusagen von Investoren sei zeitintensiv und bisher ohne nennenswerten Erfolg verlaufen. Damit müsse jetzt Schluss sein. "Wir kennen unser Potenzial und sollten jetzt selbstbewusst unsere eigenen Interessen in den Vordergrund rücken." Dass ein seriöser Investor komme, das Thermalbad zu einem angemessenen Preis kaufe, modernisiere oder gar erweitere, "davon sollten wir uns gedanklich verabschieden". Gäbe es solche großherzigen Investoren, die nur zum Ziel hätten, die Stadt als Wohltäter zu unterstützen, wäre das Bad schon seit vielen Jahren nicht mehr im Eigentum der Stadt. "Investoren wollen mit ihrem Invest Geld verdienen. Das ist nicht verwerflich, weil der Investor auch das Risiko trägt", heißt es zudem. "Wir als die derzeitigen Verantwortlichen müssen jetzt würdig wegweisende Entscheidungen treffen für eine erkennbare, dem Tourismus nahestehenden Stadt."

Die über Jahrzehnte gewachsene touristische Infrastruktur könne und wolle man nicht von heute auf morgen ändern oder gar aufgeben. Bad Herrenalb werde aus heutiger Sicht mit dem Tourismus immer eng verbunden sein. "Gerade deshalb sind wir besonders darauf angewiesen, dass unsere touristischen Einrichtungen attraktiv und zeitgemäß erscheinen. Dies trifft auf unser Thermalbad aus dem Herstellungsjahr 1971 aber nur eingeschränkt zu."

Neukonzeption entwickeln

Ohne das Thermalbad würde die Stadt deutlich an Renommee verlieren. Der gute Name Bad Herrenalb als Naherholungsraum und als anziehender Wohnort für Einheimische wie auch für Neubürger büße dann an Attraktivität ein. "Da bin ich mir sicher", so Bürgermeister Norbert Mai. "Ich bin der Meinung, dass wir uns die Entscheidung nicht zu einfach machen sollten. Auch wäre eine Schwarz-Weiß-Betrachtung in Anbetracht der Bedeutung des Thermalbades für Bad Herrenalb nicht angemessen."

Deshalb schlage die Verwaltung vor, auf Grundlage der vorliegenden Studien und Untersuchungen eine Neukonzeption für die Siebentäler Therme zu entwickeln und die Umsetzbarkeit hinsichtlich Planung, Investitionsvolumen, Finanzierung und Folgekosten sowie der Höhe der Fördermöglichkeiten durch das Land Baden-Württemberg zu prüfen.

Erst wenn dieses Ergebnis vorliege, habe der Gemeinderat "eine begründete Entscheidungsgrundlage vorliegen, um die richtige Entscheidung über die Zukunft der Siebentäler Therme treffen zu können".

Info: Siebentäler Therme

Zur Historie der Siebentäler Therme informiert die Stadtverwaltung: Über Generationen hinweg hätten Herrenalber Bürger ihre Arbeitskraft und teilweise auch eigene finanzielle Mittel für die Suche nach Thermalwasser eingesetzt. Es sei erstaunlich, wie nach jedem Fehlschlag "sich immer wieder neue Kräfte rührten, die nichts unversucht ließen, um endlich zu einem Erfolg zu kommen". Selbst der König von Württemberg habe im Jahr 1866 der Gemeinde Herrenalb 4000 Gulden für die Bohrversuche nach warmen Quellen gegeben. "Erst 100 Jahre später, nach vielen weiteren Bohrungen, stieß man im Jahr 1964 auf der Schweizer Wiese in einer Tiefe von 600 Metern doch noch auf das ersehnte Thermalwasser. Was Generationen von Herrenalber Bürgern seit Jahrhunderten erstrebt hatten und wofür sich im Laufe einer langen Zeit immer wieder die Bürgermeister mit ihren Gemeinderäten einsetzten, war erfolgreich beendet worden".

Bereits ein Jahr später, im Jahr 1965, sei im Kurpark ein Trinkpavillon erstellt und mit den Trinkkuren begonnen worden. "Im selben Jahr wurde auch für den Bau eines Thermalbades ein Architektenwettbewerb ausgelobt. Und heute vor 48 Jahren, im Januar 1971, wurde das Bad in Betrieb genommen." Am 9. Februar 1971 sei die Herrenalber Therme als Heilquelle staatlich anerkannt worden.

Die Berechtigung zur Führung der Artbezeichnung "Heilbad" habe die Stadt am 24. Mai 1971 erhalten. Und am 26. Juli 1971 habe die Landesregierung von Baden-Württemberg der Stadt Herrenalb die Bezeichnung "Bad" verliehen.

"Mit dem Betrieb der Therme – seine wissenschaftliche Bezeichnung lautet: Natrium-Kalzium-Chlorid-Sulfat-Therme – und mit der Verleihung des Prädikats ›Bad‹ hat Bad Herrenalb einen enormen touristischen Aufschwung erlebt, der bis zur 1. Gesundheitsreform im Jahr 1986 ungebrochen anhielt."

Aus dem beschaulichen Heilklimatischen Kurort sei in wenigen Jahren ein weithin bekanntes Heilbad geworden. "Damals zählte man jährlich rund 800.000 Übernachtungen. Danach und in Folge einer weiteren Reform im Gesundheitswesen gingen die Übernachtungszahlen stetig zurück und liegen heute bei rund 310.000 Übernachtungen im Jahr. Darüber hinaus haben die höheren Ansprüche der Gäste an Standards und an den Urlaubsort sowie das veränderte Urlaubsverhalten der Gäste die Zeit nicht spurlos an Bad Herrenalb vorüber gehen lassen."

Die Zeit sei auch am Thermalbadgebäude und den technischen Anlagen nicht spurlos vorübergegangen. "Im Jahr 2001 wurde die erste große Sanierung nach Inbetriebnahme der Therme im Jahr 1971 durchgeführt. Weiter wurde 2007 ein Dampfbad gebaut und im Jahr 2010 die marode und ineffiziente Elektrotechnik, die Wasseraufbereitungsanlage und die Heizungsanlage grundlegend erneuert."

Sei es anfangs noch möglich gewesen, den Betrieb mit relativ wenig Personal zu führen, so hätten sich vor allem in den vergangenen Jahren die Anforderungen in fast allen Bereichen erhöht. Es sei heute einfach nicht mehr möglich, ein Thermalbad quasi so nebenbei zu betreiben. Neben den gestiegenen personellen Vorgaben müssten auch der technische Zustand sowie die Angebote ständig weiter entwickelt und verbessert werden.