Herbert Bantle (links) führte kurzweilig durch die Sonderausstellung im Wildberger Heimatmuseum.           Fotos: Schabert Foto: Schwarzwälder Bote

Auf Rundfahrt mit KGV und Kreisarchiv / Bad Herrenalb, Wart und Wildberg angesteuert

Über 40 Freunde der Heimatgeschichte konnte der Vorsitzende Tobias Roller vom Kreisgeschichtsverein Calw (KGV) im Bus zur gemeinsam mit dem Calwer Kreisarchiv veranstalteten Rundfahrt am Tag des offenen Denkmals unter dem Motto, "entdecken, was uns verbindet", begrüßen.

Calw. Viele Informationen gab schon unterwegs bei der elften derartigen, von ihm begleiteten Veranstaltung Kreisarchivar Martin Frieß. Zusätzlich hatte er an drei Zielen Führungen organisiert oder "plauderte" selber aus der Historie.

"Es ist unglaublich, was alte Ziegel erzählen können und welche Vielfalt an Motiven und Botschaften aus früheren Jahrhunderten sie in unsere Zeit tragen", fasste eine Mitfahrerin nach dem Besuch des Ziegelmuseums in Bad Herrenalb ihre Eindrücke zusammen. In zwei Gruppen führten dort Museumsleiterin Sigrid Fiebig und Catharine Burmester durch die Präsen-tation. Die ältesten Exponate der Sammlung reichen bis ins 15. Jahrhundert zurück.

Viele Dachtafeln halten durch Jahrhunderte bis heute Sprüche, Weisheiten, Ereignisse oder sogar eine Abrechnung aus alten Tagen fest. Magische Zeichen oder auf den Firstziegeln Figuren sollten die Häuser vor Unbill bewahren. Teils sind auch nicht ganz jugendfreie Abbildungen enthalten, die deshalb im Schaukasten auf der Augenhöhe Erwachsener angeordnet sind. Viele Informationen über die Kunst des Ziegelbrennens sind bei Führungen oder auf Schautafeln im Museum zu erfahren.

Die während der Fahrt vom Kreisarchivar grob aufgezeigte Geschichte Bad Herrenalbs vertiefte man bei einem Gang durch das Albtalstädtchen mit Stadtführer Herbert Krempel und bei einer Führung in der Klosterkirche durch Christiane Godglück. Dort und am Paradies konnte die Gruppe Spuren von Romanik, Gotik, Barock und Jugendstil nachempfinden.

Mit der Stiftung des Zisterzienserklosters durch Berthold III. von Eberstein begann 1149 Herrenalbs Geschichte. 1269 ging die Schirmherrschaft an Baden. So findet sich in der Kirche auch das von zwei Seiten sichtbare Grabmal von Bernhard I. von Baden, das etwa 1390 entstand.

Den wirtschaftlichen Höhepunkt hatte Herrenalb um 1489

Den wirtschaftlichen Höhepunkt hatte Herrenalb um 1489, wo 38 Dörfer zu seinem Besitz zählten; etwa 70 Mönche und 100 bis 150 Laienbrüder lebten dort. Als nach dem Dreißigjährigen Krieg die Abtei aufgehoben wurde, war das Klosterleben schon erlegen. Zuvor hatten Streitigkeiten zwischen Baden und Württemberg um die durch den Kaiser zugebilligte Wahl des Schirmherren zwischen beiden und Plünderungen sowie die Reformation Einschnitte gebracht.

Nächste Station war die Warter Höhe. Im Park um das Jagdhaus in Kreuzgiebelbauweise aus den 1930er-Jahren hat der Urenkel des badischen Prinzen Ludwig von Baden, Uwe Kußmaul, eine bemerkenswerte private Skulpturensammlung angelegt (wir berichteten), die auch viele andere Besucher anlockte. Einer davon war Nagolds OB Jürgen Großmann, der beeindruckt von einem "Kleinod" sprach. Was Kußmaul mit dem badischen Adelshaus verbindet, ist ein Stück tragischer Historie: Der in Freiburg studierende Prinz Ludwig soll 1888 im Duell mit dem Bruder seiner von ihm geschwängerten Freundin 22-jährig das Leben gelassen haben.

In Wildberg führte Heimat-Museumschef Herbert Bantle kurzweilig durch die Ausstellung über das Wirken des Medinziners Johannes Vesenmayer mit Utensilien aus dessen Arztkoffer und früheren Hilfsmitteln ärztlicher Kunst. Von 1900 bis 1960, wo er 88-jährig verstarb, wirkte der 1940 zum Ehrenbürger ernannte praktische Arzt in der Stadt, wo er schon auch einmal einen Zahn zog.

Von außen besichtigt wurde anschließend das rituellen Zwecken dienende jüdische Bad, wo Martin Frieß die runde Innensäule mit der Jahreszahl 1640 und andere Dinge auf Fotos zeigte, da der Hauseigentümer eine Begehung nicht zuließ. An der Hirschbrücke, die einst Verbindung zu einem Stadttor war, berichtete der Kreisarchivar, dass diese entweder von Schickhardt 1617 neu gebaut oder saniert wurde und wies auf interessante steinerne Inschriften und Kennzeichen hin.