Beeindruckendes Innenleben: Revierförster Michael Gues neben einem Kasten mit verlassenem Hornissennest. Foto: Schwarzwälder Bote

Waldbegehung: Bad Herrenalber Stadträte mit Revierleiter Michael Gues unterwegs / Vier Exkursionspunkte ausgesucht

Alle ein bis zwei Jahre findet sie in der Regel statt, die Waldbegehung von Forst und Stadt im Bad Herrenalber Stadtwald.

Bad Herrenalb. Dieses Mal waren fast lauter neue Gesichter zu sehen: Revierleiter Michael Gues, seit 1. Mai für den Stadtwald Bad Herrenalb, aber auch für die Kommunalwälder in Bad Wildbad und Dobel verantwortlich, führte erstmals Bürgermeister Klaus Hoffmann, die ebenfalls neuen Kämmerer Albert Wilhelm und stellvertretenden Stadtbaumeister Matthias Schulz sowie einige Stadträte, teilweise ebenfalls im ersten Jahr als Bürgervertreter, zwei Stunden in einer abwechslungsreichen Begehung über den Bottenberg.

Vier Exkursionspunkte hatte Gues – begleitet von Jagdhündin Wanja – ausgesucht, um einen ersten Eindruck von der Vielfalt der ökologischen und waldwirtschaftlichen Herausforderungen im 230 Hektar großen Stadtwald zu vermitteln. Erste Station war ein Sturmwurf an einem steilen Osthang mit Blickrichtung Stadt, wo das mögliche weitere waldbauliche Vorgehen diskutiert werden konnte: So, ob bei der natürlichsten – und zunächst kostengünstigsten – Variante, nämlich Überlassung der Naturverjüngung, bereits Buche und Bergahorn nachwachsen. Ob man den Bestand 80 bis 90 Jahre alter Bäume erhält, um die Halbschattensituation für den Unterbau zu nutzen. Ob doch zumindest teilweiser Waldumbau mit steuernder Bestandspflege sinnvoll ist, um einen geringeren Fichtenanteil zu erzielen, da diese Baumart vom Borkenkäfer- und Dürrerisiko am stärksten betroffen ist. Ob eventuell standortgerechte Alternativbaumarten wie Douglasie, Linde oder Hainbuche angebaut werden. Selbst nicht heimische Arten wie Zedern könnten zum Einsatz kommen. Vom wirtschaftlichen Aspekt her, so Gues, sei wiederum Nadelholz von rasch wachsender Fichte und Tanne einträglich und bisher Stütze des Haushalts gewesen, die langsam wachsende Kiefer werde erst nach vielen Jahrzehnten einträglich.

Gutschriften auf dem städtischen Ökokonto

Nächster Haltepunkt war ein "Vorzeigestück" Wald, ein Plenterwald, reich strukturiert mit verschiedenen Baumarten unterschiedlicher Höhen und Altersgruppen, ökologisch also optimal. "Das Idealbild eines Waldes, auch mit hohem Erholungswert", erklärte Gues. Hier würden regelmäßig nur reife Einzelstämme entnommen, was in der Ernte aufwendiger sei, dafür müsse aufgrund gesicherter Verjüngung nicht aufgeforstet werden.

An Haltepunkt drei erläuterte Gues das Alt- und Totholzkonzept mit gekennzeichneten Habitatbaumgruppen, in erweiterter Form als Waldrefugium möglich. Die Bäume – hier habe er eine Gruppe überalterter Buchen minderer Qualität im Blick - würden nicht mehr wirtschaftlich verwertet, brächten aber gegebenenfalls Gutschriften auf dem städtischen Ökokonto. Und sind natürlich ökologisch wertvoll, da sie stehen bleiben, wo nötig gesichert, und zahlreichen Tieren Lebensraum bieten. Ein Vorschlag, über den sich die Stadträte durchaus unterhalten möchten.

Umsiedlung von Hornissenvölkern

Großes Interesse fand schließlich die anschauliche Info über die Umsiedlung von Hornissenvölkern, was ebenfalls in den Verantwortungsbereich des Revierförsters fällt. Anhand eines Nestes in einem Holzkasten erläuterte Gues Bedeutung und Lebensweise der bis zu 3,5 Zentimeter großen Insekten.

Im kommenden Jahr steht im Übrigen eine neue Forsteinrichtung für den Zeitraum ab 2022 an, so Gues. Zum Holzeinschlag im Revier erklärte er: Momentan müsse man aufgrund der Naturereignisse wie Trockenheit und Käferplage einerseits – die erste Borkenkäfergeneration sei bereits wieder geschlüpft und mit zwei weiteren sei zu rechnen – sowie Schwankungen am Holzmarkt andererseits eher auf Ereignisse reagieren und möglicherweise den einen oder anderen geplanten Hieb verschieben.