Buhlen um Siebentälerstadt
Die Ausnahmestellung, die Bad Herrenalb als Stadt auf der Nahtstelle zwischen Nordschwarzwald und Rheintal spielt, dokumentierte vielleicht auch das nächste Grußwort von Karlsruhes Erster Bürgermeisterin Gabriele Luczak-Schwarz – die Hoffmann dort gerade erst als bisherigen Chef der Tourismus-GmbH verabschiedet hatte. "Sie erhalten einen hervorragenden Bürgermeister, der sehr gut netzwerken und zuhören kann." Und nach Bad Wildbads Bürgermeister Klaus Mack, der seinen neuen Kollegen in Herrenalb stellvertretend für alle Bürgermeister-Kollegen im Kreis Calw willkommen hieß, übernahm Ettlingens Oberbürgermeister Johannes Arnold als Vorsitzender der Tourismusgemeinschaft Albtal Plus das Mikropon am Rednerpult – der ganz offen darum warb, Bad Herrenalb auch künftig im Verbund halten zu wollen. Was irgendwie die offensichtliche Sorge implizierte, Herrenalb könnte sich unter Hoffmann zu sehr allein dem gemeinsamen Werben mit den Tourismus-Verbänden aus dem Nordschwarzwald zuwenden.
Womit ziemlich deutlich wurde, was Landrat Riegger mit seinem Zitat vom "Drahtseilakt" gemeint haben könnte: Nicht nur die Bürgerschaft Bad Herrenalbs, die sich zumindest bis zur Bürgermeisterwahl tief gespalten gezeigt hatte, wird Hoffmann künftig zusammenzuführen haben – auch der Spagat zwischen Nordschwarzwald und dem Kreis Calw als Heimat bietender "Bäderkreis" und die geografische Nähe sowie Infrastruktur-Vernetzung mit dem Rheintal, werden Hoffmann viel diplomatisches Geschick abverlangen. Weshalb Hoffmann selbst in seiner offiziellen Antrittsrede sich nicht lange mit irgendwelchen Nettigkeiten aufhielt. Dank erhielt vor allem das Rathaus-Team, das ihn freundlich und offen zum Dienstantritt empfangen habe.
Was folgte, zeigte klar, dass sich Hoffmann von den vielen Erwartungen und Wünschen, die nun mit seinem neuen Amt von den diversen Seiten an ihn herantragen werden, nicht beirren lassen wird: "Ich werde meinen Weg gehen und verantworten", was sicher nicht immer einfach werden würde. "Nicht alle Entscheidungen werden allen gefallen", aber das gehöre zur Demokratie nun mal dazu. Und ausdrücklich in Richtung Herrenalber Gemeinderat – mit dem zuvor erfolgten symbolischen Akt im Blick, bei dem ihm Stadtrat Tockhorn nach Ablegen von Eid und Gelöbnis die offizielle Amtskette umgelegt hatte: "Vor zwei Wochen haben Sie Norbert Mai von der Kette gelassen." Er selbst aber werde sich ausdrücklich nicht "an die Kette legen lassen", sondern eher – um im Bild zu bleiben – "Kette geben" im Sinne von: "aktiv werden und richtig loslegen" im Amt.
Um sich dann aber auch an jene zu wenden, "die mich nicht gewählt haben". Hoffmanns Angebot: "Mehr Transparenz, mehr Informationen, mehr Austausch, mehr Beteiligung und auch mehr Ergebnisse", etwa durch Aufbau eines Bürgerrats und eines Jugendgemeinderats, die er beide umgehend als Beratungsgremien für die Arbeit von Rathaus und Gemeinderat aufbauen und installieren wolle. Gemeinsam solle dort "ein abgestimmtes Gesamtkonzept" für die weitere Entwicklung Bad Herrenalbs entwickelt werden - "mit dem Tourismus als wichtigem Baustein."
Das war schon eine ungewöhnliche Amtseinführung eines Bürgermeisters im Kreis Calw: offenes Buhlen aus "zwei Welten" um die kleine (hübsche) Stadt am Westrand des Nordschwarzwalds. Mit dem einstigen Bürgerentscheid dort, lieber zum Kreis Karlsruhe wechseln zu wollen, vor Augen, muss der neue Schultes Klaus Hoffmann – mit seinen Verbindungen eben nach Karlsruhe – nun diesen Drahtseilakt schaffen, aus dem Gezerre um seine Stadt das Beste für Bad Herrenalb herauszuholen. Das Versprechen von Calws Landrat, beim Ausbau der Therme aktiv beizustehen, zeigt, wie hoch dabei gepokert wird. Und wo die Einsätze stehen. In seiner Antrittsrede zeigte sich Hoffmann denn auch kämpferisch-souverän. Hoffmann muss aber auch bewusst sein: Die Erwartungen an ihn als Bürgermeister sind ziemlich gewachsen. Er ist jetzt zum Erfolg verdammt.
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