Dritte Vorstellungsrunde der Bürgermeister-Bewerber in Rotensol. Bürger stellen teils intime Fragen.
Bad Herrenalb-Rotensol - Die dritte Vorstellungsrunde der Bad Herrenalber Bürgermeister-Kandidaten führte viele interessierte Wähler und vier Bewerber im Rotensoler Waldkurhaus zusammen. Damit kamen nur wenige der insgesamt 29 Kandidaten, um sich vorzustellen.
Die Stühle im Rotensoler Waldkurhaus reichten bei weitem nicht aus, um die Vielzahl der interessierten Mitbürger zu beherbergen, die sich einen Eindruck von den Bürgermeisterkandidaten verschaffen wollten. Und obwohl kurzerhand Stühle nachgeholt wurden, mussten einige Gäste mit einem Stehplatz vorliebnehmen.
Nicht so auf der Bühne. Dort reichten die fünf Sessel für Klaus Hoffmann, Sabine Zenker, Egon Volker Nagel und Marc-Yaron Popper. Der fünfte Platz ohne Namensschild blieb unbesetzt. Weil man, wie der amtierende Bürgermeister Norbert Mai erklärte, auch einen Nachzügler "freundlich empfangen" wolle. Auch wenn er erklärte, dass es an diesem Abend wohl bei den vier Bewerbern bleiben werde. Er sollte Recht behalten.
Bewerber bringen unterschiedliche Eigenschaften mit
Nach der üblichen, 15-minütigen Redezeit, die jedem der vier Kandidaten einzeln am Rednerpult zur Verfügung standen, machten die Wahlberechtigten rege von der Möglichkeit Gebrauch, ihre potenziellen Bürgermeister mit Fragen zu löchern. "Welche persönlichen Eigenschaften bringen Sie für das Amt mit?", wollte beispielsweise einer von den vier Bewerbern wissen. "Zuverlässigkeit, Zielstrebigkeit und Ausdauer", antwortete Zenker kurz und knapp, während ihre männlichen Mitstreiter etwas weiter ausholten.
Hoffmann setzt auf einen "langen Erfahrungsschatz" aus seiner Geschäftsführer-Tätigkeit, sein Netzwerk sowie die Fähigkeit, Kostensenkungsprogramme auf- und umzusetzen. Nagel gab sich als optimistischer Vorgesetzter, der mögliche Verwaltungs-Mitarbeiter auch künftig mit Menschlichkeit und Verständnis führen wolle. Popper erklärte, er sei Generalist und könne sich schnell in neue Sachverhalte einfinden. Zudem sei er "von außen" und werde als solcher stets das "Gesamtschicksal" der Stadt im Auge behalten.
Auf die Frage, wie die Kandidaten die Stadt wirtschaftlich voranbringen wollen, gibt es unterschiedliche Ansätze. Nagel beispielsweise sieht in der Therme die "größte Chance", die, wenn sie saniert ist, einen neuen Markt in Herrenalb heranziehen soll. Daran glaube er ganz fest. "Und wenn wir alle zusammen daran glauben, dann kann das klappen", so der Feuerwehrmann. Zenker will vor allem "neue Wege" in Sachen Image und Stadtmarketing gehen und mit flexiblen Arbeitszeitmodellen und der "Vereinbarkeit von Familie und Beruf" an Bildungszentren und auf Messen werben.
Popper setzt zwar auf "Umbau statt Neubau", möchte aber dennoch das Gewerbegebiet zwischen Neusatz und Rotensol sowie neue Baugebiete erschließen. Hoffmann möchte innovative Unternehmen in Herrenalb ansiedeln und den Tourismus stärken. Dafür brauche es nach seiner Einschätzung kein besseres Marketing, sondern einen Wirtschaftsförderer.
"Was wollen Sie tun, um die ärztliche Versorgung im Ort sicherzustellen", fragte eine weitere Zuhörerin. Hoffmann wolle besonders durch ein gutes Betreuungsangebot und durch Schaffung von Arbeitsplätzen – auch für den jeweiligen Partner – Ärzte in die Stadt locken. Popper wolle selbigen durch wirtschaftliches Wachstum eine bessere Perspektive bieten. Und er führt medizinische Versorgungszentren ins Feld. Darauf, sowie auf Stipendien, die Unterstützung bei Wohnungs- und Praxissuche und mobile Ärzte setzt Zenker. Nagel will insbesondere aus dem osteuropäischen Sprachraum junge Mediziner in die Stadt holen, um dem Ärztemangel zu begegnen.
Gäste dringen tief in die Privatsphäre der Bewerber vor
So manche Frage drang auch tiefer in die Privatsphäre des einen oder anderen Bewerbers vor. So wollte ein Gast von Popper, dem einzigen nicht in Bad Herrenalb wohnhaften Kandidaten wissen, ob dieser vorhabe in die Stadt zu ziehen und ob er für den Bürgermeister-Posten seine Tätigkeit als Rechtsanwalt aufgeben wolle. Daraufhin konnte der Bewerber verlauten, dass er bereits alle Vorkehrungen in die Wege geleitet habe, damit er seine Kanzlei verlassen, seine drei Kollegen jedoch weitermachen könnten. Nach Herrenalb wolle Popper mit seiner Familie ebenfalls ziehen, "aber nicht sofort". Zunächst solle seine Tochter die Grundschule in Karlsruhe-Bergwald abschließen können.
Intimer wurde eine Frage in Richtung der Stadtkämmerin Zenker. Eine Dame aus dem Saal wollte von dieser wissen, wie es bei der 36-Jährigen um die Familienplanung bestellt sei, da sie die Einzige gewesen sei, die darüber nichts bekannt gegeben habe. Zenker, die wohl ahnte, dass die Frage darauf abzielte, zu erfahren, ob sie über kurz oder lang eine Babypause würde einlegen müssen, entgegnete offen, dass sie nicht vorhabe, ein Kind zu bekommen.
Als es nach rund zwei Stunden im Waldkurhaus keine Wortmeldungen aus der Zuhörerschaft mehr zu geben schien, beendete der noch amtierende Bürgermeister Herrenalbs die Vorstellungsrunde und verwies auf den letzten Termin dieser Art am Donnerstag, 10. Oktober, ab 19 Uhr in der Bronnwiesenhalle Neusatz.