Gutes Miteinander der drei frisch gebackenen Bad Herrenalber Stadträtinnen (von links): Dorothea Müller, Traudi Maier und Anja Duss mit Sohn Konrad. Foto: Gegenheimer Foto: Schwarzwälder Bote

Kommunales: Die drei Bad Herrenalber Stadträtinnen Anja Duss, Dorothea Müller sowie Traudi Maier sind hoch motiviert

Duss, Maier, Müller – die Nachnamen der neuen Bad Herrenalber Stadträtinnen hören sich nicht wirklich spektakulär an. Die drei Persönlichkeiten, die dahinter stecken, sind allerdings von Format.

Bad Herrenalb. Anja Duss ist mit 37 Jahren Hofchefin auf dem Neusatzer Schwalbenhof, managt neben den beiden Söhnen Hofladen und Ferienwohnungsvermietung. Sie ist im Elternbeirat des Kindergartens und ab sofort als Neueinsteigerin in die Kommunalpolitik gleich Ortschaftsrätin, stellvertretende Ortsvorsteherin und Stadträtin der Unabhängigen Bürgervereinigung (UBV) für Bad Herrenalb.

Dorothea Müller, 56 Jahre alt und Mutter einer Teenagertocher, hat unter anderem Arabisch sowie Türkisch studiert und arbeitet als Fallmanagerin beim Jobcenter. Die Stadträtin der Grünen Liste (GL) lebt seit 2001 in der Kurstadt und ist den Herrenalbern vom Dahliengarten im Kurpark her bekannt, den sie nicht nur in der Gartenschauzeit, sondern bis heute ehrenamtlich pflegt – aber auch durch ihren Garten in Bernbach und ihre Streuobstwiesen sowie als Kunsthandwerkerin auf den Märkten im Klosterareal.

Echte Powerfrau

Die Dritte des Trios, Traudi Maier, 59 Jahre, Stadträtin der UBV und aus dem Stand dritte Bürgermeisterstellvertreterin, ist ebenfalls eine echte Powerfrau: Die gebürtige Bayerin, die mit Ehemann Wolfhart König eine HNO-Praxis in Ettlingen führt und Mitglied in Vereinen, der IG Freibad und auch der IG Gartenschau, Schwerpunkt Fantasiegarten, ist. Dazu ist sie jetzt im sechsten Jahr Ortschaftsrätin in Rotensol. Sie hat außerdem ein Haus, den großen Garten und derzeit noch drei von fünf Kindern ihrer Patchworkfamilie zu versorgen.

Hoch motiviert sind alle drei. Obwohl sie mit der ersten Gemeinderatssitzung nach der Konstituierung gleich mit der vollen Realität konfrontiert wurden, einem Fünfeinhalb-Stunden-Mammutprogramm. Und die Terminpläne bleiben gut gefüllt. "Ich hatte das Gefühl, es sind zu viele Bremser da!", formuliert Maier ihre Motivation zur Bewerbung ums Amt, "selber möchte ich immer gern vorwärts machen. Ich komme ja von auswärts, empfinde Bad Herrenalb als tolles Städtle mit Potenzial, das nicht schlechtgeredet werden sollte".

"Ich bin eher geworben – und sozusagen massiv überzeugt worden, mich zu bewerben", grinst Duss, "nach dem Rückzug von Christa Nofer wollten mich Leute für den Schwerpunkt Landwirtschaft gewinnen. Sowohl im Ortschafts- als auch im Gemeinderat. Meine Mutter warnte noch, ich hätte doch genug zu tun, aber mein Mann redete mir zu. Außerdem dachte ich, als Neuling werde ich sowieso nicht gleich gewählt. Und jetzt – zack bumm – Doppeltreffer!"

Inhalte, die über allen Themen liegen, waren für Müller Grund zur Bewerbung: Die Bewahrung der einzigartigen Natur rund um Bad Herrenalb sowie ein guter sozialer Umgang miteinander. Ein Bürgerhaus, auf der Wunschliste der GL hoch angesiedelt, ist eines ihrer Anliegen: "Begegnung von Alt und Jung, Neu- und Altbürgern. Mit entsprechendem Ehrenamt zum Beispiel in der alten Grundschule mit wenig Geld zu realisieren." Und Nachverdichtung bei der Stadtentwicklung ist ihr wichtig. Was auf Anregung der GL bereits in der vergangenen Gemeinderatsperiode erfolgte, macht sie stolz: "Der Leerstand in der Stadt wurde erhoben. Darauf kann man aufbauen." Den Faden nimmt Maier gleich auf: "Alte Bausubstanz herausarbeiten und erhalten, das wäre gut. Das gilt auch für große Projekte. Das Mönchs Posthotel sollte unbedingt zum Leben gebracht werden. Und auch das Hotel am Kurpark. Das lief bisher nicht gut. Meinetwegen mit Senioren. Besser als ein Leerstand. Darüber haben wir selbst Zuhause schon kontrovers diskutiert."

Die ärztliche Versorgung zu verbessern finden alle drei wichtig. "Ein ganzes Versorgungszentrum wäre toll", befindet Maier, "inklusive Physiotherapie und Prophylaxe, meinetwegen mit Praxisteilungen. Das macht die Stadt für Zuzüge attraktiv". "Und für die Bürger selbst", ergänzt Duss und führt fort: "Ebenso ist es mit der Schule. Wenn wir wieder eine weiterführende Schule bekämen, wäre das ein wichtiger Standortfaktor." "Waldorfschule zum Beispiel", spinnt Maier den Faden weiter.

Die Dauerthemen im Bad Herrenalber Gemeinderat beschäftigen sie natürlich auch: "Die Therme sollte ökonomisch vertretbar erhalten werden", ist Maiers Aussage. Müller ergänzt: "Man müsste die Therme neu ausrichten, eine Attraktion, die die Leute anzieht."

"Ein Soledom! Wellness ist immer gut", führt Maier weiter – aber das wäre, sagt sie, dann doch eine Idee für die Rubrik "Wenn Bad Herrenalb Geld übrig hätte".

In der kommenden Zeit wollen sich die drei Stadträtinnen zunächst einmal ins Prozedere der Gemeinderatssitzungen einfinden. "Die Gepflogenheiten sind halt neu", sind sich Duss und Müller einig, "aber den eigenen Standpunkt wollen wir natürlich vertreten". "Jedenfalls hab ich mich in der zweiten Sitzung schon wohler gefühlt", ergänzt Duss. Respekt ja vor der Ratserfahrung mancher männlichen Kollegen – aber keine Furcht. "Ich wünsche mir lebhafte Diskussionen", erklärt Müller. "Die Atmosphäre im Rat wird auch stehen und fallen mit dem neuen Bürgermeister", gibt Maier zu bedenken, "und vielleicht können wir Frauen, die ja nun stärker als in den letzten Jahren vertreten sind, dazu beitragen, sich festfahrende Diskussionen zu entknoten?!"

Dass sie nicht alle drei der selben Fraktion angehören, merkt man praktisch nicht. Wie Maier passend formuliert: "Tiere, Pflanzen, Kinder und Menschliches, das verbindet uns." Das ist doch ein guter Start.