Freude beim Pressetermin: Karola Richardt (links), zuständig für Technische Produktion und Holzverkauf, Hubert Hettinger, verantwortlich für Finanzen und Jagd, und Forstbezirksleiter Tobias Volg. Fotos: Zoller Foto: Schwarzwälder Bote

Reform: Forstbezirk Westlicher Schwarzwald hat etwa 80 Mitarbeiter und seinen Sitz in Bad Herrenalb

Zum Stichtag 1. Januar 2020 trat die vom Land Baden-Württemberg beschlossene Forstreform in Kraft und bescherte damit der Kurstadt Bad Herrenalb den neuen Standort Forstbezirksverwaltung "Betriebsteil 11 Westlicher Schwarzwald" im einstigen Notariatsgebäude.

Bad Herrenalb. Von hier aus werden nun in Zukunft die Staatswälder zwischen dem Murgtal im Westen, dem Enztal im Osten sowie Seewald im Süden und Waldbronn im Norden mit einer Ausdehnung von rund 19 000 Hektar durch 80 Mitarbeiter betreut.

Den Auslöser für diese relativ umfangreiche Forstreform waren Auseinandersetzungen mit dem Bundeskartellamt. "Es ging ursprünglich um den Holzverkauf und das Ganze hat sich dann ausgeweitet auf das komplette Dienstleistungsangebot der Forstverwaltung", erläuterte Forstbezirksleiter Tobias Volg bei einem Pressetermin im kleinen Sitzungssaal des Rathauses Bad Herrenalb.

Nach der Forstreform von 1998 und der Verwaltungsreform mit Eingliederung der Forstverwaltung in die Landratsämter im Jahr 2005 erfolgte nun die Verwaltung und Bewirtschaftung der staatseigenen Waldflächen durch eine Neuorganisation der Forstverwaltung Baden-Württemberg.

Die per Gesetz am 15. Mai 2019 verabschiedete Neuordnung gilt als eines der "beteiligungsintensivsten Gesetzesvorhaben in der Geschichte Baden-Württembergs". Dabei musste nicht nur das Landeswaldgesetz geändert, sondern zudem Verflechtungen mit anderen Gesetzen geregelt werden. Zuständig für die Bewirtschaftung des Staatswaldes ist nun als rechtlich selbstständige Anstalt des öffentlichen Rechts der Forst Baden-Württemberg (ForstBW) mit der Unternehmenszentrale in Bebenhausen und 21 zusätzlich eingerichteten Forstbezirken, die im Schnitt jeweils für circa 15 000 Hektar Staatswald zuständig sind.

Unterschiedliche Waldstruktur

Damit gehört die Stadt an der Alb zu einer der insgesamt 21 Kommunen in Baden-Württemberg, die im Zuge der Forstneuorganisation vom Ministerium für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz von der Umstrukturierung in den Wäldern des Landes Baden-Württemberg profitiert. "In der Waldbewirtschaftung kümmern wir uns ausschließlich um Staatswald", so Volg, der von landesweit 380 000 Hektar Wald, und damit rund zehn Prozent der Landesfläche Baden-Württembergs spricht, die 1800 Mitarbeitern betreuen.

Schwerpunktaufgabe ist die Staatswaldbewirtschaftung. Dazu soll das Angebot in der Waldpädagogik erweitert werden. "Ziel ist es, rein statistisch betrachtet, jeden dritten Schüler im Land während seiner Schulzeit mit zwei halbtägigen und einer mehrtägigen Veranstaltung zu erreichen."

Die Waldstruktur ist sehr unterschiedlich. "In Bad Herrenalb haben wir mit Abstand von der Ausdehnung her den kleinsten Forstbezirk, aber einen der größten, was die Waldfläche mit 19 000 Hektar betrifft", erläutert Karola Richardt, zuständig für Technische Produktion und Holzverkauf, die damit die kurzen Wege lobt. Bei der Abgrenzung hat man sich nun nicht mehr an politischen Grenzen, sondern an Naturräumen orientiert, um bei den Forstbezirken relativ einheitliche Strukturen zusammenzufassen. Durch diese fachliche Abgrenzung ist der überwiegend Nadelholz geprägte Herrenalber Forstbezirk mit seinen arrondierten Waldflächen besser zu bewirtschaften.

Naturschutzgebiete wie Kaltenbronn gehören nun dazu, was Hubert Hettinger, verantwortlich für Finanzen und Jagd, zu einer fast schon historisch zu nennenden Aussage veranlasst: "Nun sind endlich der badisch herzogliche Staatswald und der königlich württembergische Staatswald in einem Forstamt vereint."

Wichtig für die Neuorganisation war zudem die Schaffung neuer Standorte. "Wir haben dem Ministerium das Notariatsgebäude angeboten und den Zuschlag erhalten", erklärt Bürgermeister Norbert Mai.

Entscheidendes Kriterium für die Auswahl des Standortes waren nach dessen Aussage die kurzen Wege, eine bedarfsgerechte Infrastruktur vor Ort sowie die Schaffung moderner Arbeitsbedingungen. "Das alles ist im ehemaligen Herrenalber Notariat vereint", so Mai, der das neu bezogene Gebäude der Forstverwaltung mit zentraler Lage im Klosterviertel lobt, da dies "verkehrstechnisch per Straße und Schiene gut zu erreichen ist und die Grünfläche vor dem Haus zudem für Veranstaltungen genutzt werden kann".

Für Stadtkämmerin Sabine Zenker beginnt damit ein "neues Zeitalter der Forstwirtschaft". Mit einer Investition von rund 200 000 Euro starteten die Umbaumaßnahmen im Mai vorigen Jahres für das kurzfristig einberufene Projekt.

16 Büroräume auf zwei Etagen

Auf insgesamt zwei Etagen wurden 16 Büroräume für die Mitarbeiter des BW-Forst ausgebaut und energetisch auf einen aktuellen Stand gebracht. Bei Bedarf können diese Räumlichkeiten auf insgesamt 20 Arbeitsplätze erweitert werden. Finanziert wurde diese Umgestaltung mit einem Zuschuss des Landes. Da die Schlussabrechnung noch nicht vorliegt, schätzt Zenker, dass "eine Restsumme von rund 50 000 Euro durch die Gemeinde zu tragen ist, die sich allerdings schnell durch die Mieteinnahmen refinanzieren lässt".

Auch der künftige Bad Herrenalber Bürgermeister Klaus Hoffmann freut sich, dass der ForstBW in Bad Herrenalb seine Arbeit aufgenommen hat. "Ich sehe viele Schnittmengen zu dem, was ich im Wahlkampf schon aus touristischer Sicht gesagt habe als ich davon sprach, dass Bad Herrenalb mit Natur, Luft, Wald und Wasser punkten kann. Ich gehe davon aus, dass wir in den nächsten Jahren sehr eng mit dem ForstBW zusammenarbeiten und die Stadt in Summe voranbringen können."