Rückblick: Tim Rohrer, Projektleiter der Gartenschau in Bad Herrenalb, zieht sein persönliches Resümee
Nach der Gartenschau ist vor der Gartenschau – jedenfalls bei Tim Rohrer. Im Herbst 2015 kam der bwgrün-Mitarbeiter, zunächst noch überschneidend mit den Nacharbeiten der Gartenschau in Mühlacker, nach Bad Herrenalb. Erstmals selbst als Projektleiter.
Bad Herrenalb. Jetzt ist er in der Siebentälerstadt schon wieder auf dem Absprung: Drei bis vier Tage pro Woche arbeitet er bereits in Lahr für die Landesgartenschau 2018. Sein weiterer Weg ist vorgezeichnet: die Gartenschauen 2021 in Eppingen und 2025 in Freudenstadt und Baiersbronn werden ebenfalls mit seine Handschrift tragen. "Ich hätte schon gerne eine Pause gehabt", sagt der 30-Jährige grinsend, "aber mit Lahr hat sich das jetzt halt so ergeben."
Flexibel muss er sein. Und schätzt durchaus die letzten Tage im Bad Herrenalber Gartenschauhaus: "Ich wohne ja noch hier. Das ist der kürzere Weg." Die Arbeit ist dennoch aktuell unerfreulich: "Das große Drama ist das Wetter. Fast zwei Monate kamen wir mit den Rückbauarbeiten nicht vorwärts. Erst Regen, jetzt Schnee." Dabei möchte er den Jahresend-Termin zur Wiederöffnung von Schweizer Wiese und Kurpark unbedingt halten.
Guten Abschluss machen
"Als Projektleiter", erklärt er, "habe ich meine Aufgaben darin gesehen, zuerst gut zu konzeptionieren, dann den Betrieb zum Laufen zu bringen, am Laufen zu halten – und jetzt einen guten Abschluss zu machen."
Als ausgebildeter Garten- und Landschaftsbautechniker weiß Rohrer, wovon er spricht. Organisation und Planung hat er sich vor allem durch "Learning by doing" erworben: "In Mühlacker habe ich viel von der damaligen Projektverantwortlichen gelernt." Schließlich gehörte von der Gästeführerausbildung bis zum Sicherheitskonzept eine riesige Bandbreite zu den Aufgaben des Gartenschauteams. "Wir haben aber wohl vieles richtig gemacht", sagt der gebürtige Münchener schmunzelnd, "es kamen ja richtig viele Besucher."
Rohrers Stärke, er reflektiert sachlich das Zurückliegende: "Das Gute an meiner Arbeit, die ich nach wie vor für eine tolle Arbeit halte, ist, dass man dazulernen kann für das nächste Mal."
Das eine oder andere hätte er in der Rückschau in der Kurstadt anders gemacht: "Dass alles immer rund lief, wäre gelogen. Wenn es möglich gewesen wäre, hätte ich beim Planen mit der Infrastruktur für die Gartenschau begonnen, also mit Gastronomie, Parkplätzen, Bühne. Aber vieles war ja bereits gewachsen, entwickelt oder hatte räumlich keine Alternative. Die Floristikausstellung im Trinkpavillon hätte ich nachträglich anders platziert. Personell hat uns der kurzfristige Weggang von Gartenschaugeschäftsführer Joachim Hübner zunächst vor echte Herausforderungen gestellt."
Was hat Rohrer während der Schau erlebt? "Feedback erhielt man täglich. Leider melden sich die 98 Prozent Zufriedenen selten, dafür die zwei Prozent Unzufriedenen umso deutlicher. Wir sind auf etliche Verbesserungsvorschläge eingegangen." Beispiel Parkplatzausschilderung: "Zum Glück landeten die meisten Beschwerden nicht bei mir. Sabine Zenker als Gartenschaugeschäftsführerin erhielt den Großteil. Ich halte sie im Rückblick für einen echten Glücksfall für Bad Herrenalbs Gartenschau. Ich würde noch einmal eine Schau mit ihr machen", so Rohrer.
Sein "Lieblingstag", dabei bleibt er, sei Ende Mai der Himmelfahrtstag gewesen: "Da hatte man einfach das Gefühl: Jetzt läuft’s." Aber Rohrer erinnert sich auch an andere schöne Momente: "Ein SWR-Konzert auf der Schweizer Wiese. Ich saß mit einigen Bad Herrenalber Stadträten in guter Unterhaltung auf der Wiese in einem Sitzsack und konnte mein Bier richtig genießen."
Was er gelernt hat in den zweieinviertel Jahren in der Kurstadt? "Als Projektleiter möchte ich mich künftig mit Ideen noch mehr zurücknehmen. Da muss ich an mir arbeiten. Meine Aufgabe ist das steuernde Eingreifen, falls erforderlich – die Begleitung der jeweiligen Stadt. Die Ressourcen kommen aus dieser selbst. Daher funktioniert auch jede Gartenschau anders. Aber dies ist zugleich jeweils das individuelle Erfolgsgeheimnis."
"Keinesfalls aufhören"
Und was wünscht er Bad Herrenalb? "Keinesfalls aufhören. Die Stadt hat gezeigt, was sie kann. Emotionen wecken, Potenzial zur Verfügung stellen. Auch der Bedarf ist da. Da sollte sie unbedingt dran bleiben." Konkret wünschte er, "dass das Kurhaus in Schlüsselposition so bald wie möglich wieder in vollem Umfang öffnen kann." Städtebaulich sei die Weiterentwicklung der Schweizer Wiese als Freizeitort sicher ein Punkt. Und wenn sich kein großer Investor finde: selbst ein touristisches Konzept erstellen. Wenn auch in kleinerem Rahmen: "Selbstbewusst selber machen."