Thomas Kienle sowie Axel Feucht von der T.A.S. Group umarmen sich nach der Bekanntgabe des Ergebnisses. Foto: Kugel

Klares Votum für Thermenprojekt in Bad Herrenalb. Zufriedenheit im Rathaus und bei Investoren. Gegner gratulieren.

Bad Herrenalb - Das Quorum ist erreicht worden. Die Wahlbeteiligung lag bei 63,7 Prozent. Und ganz besonders freut sich Bürgermeister Norbert Mai über das Ergebnis des Bürgerentscheids am Sonntag. Die Kollegen aus der Region schickten ihm gleich Glückwünsche.

Nachdem das Stadtoberhaupt im großen Sitzungssaal des Rathauses die Zahlen verkündet hatte, zeigte er mit dem Daumen nach oben. Wie Mai gestern auf Anfrage unserer Zeitung sagte, habe sich nach dem klaren Votum fürs Bäder- und Thermenprojekt der Gemeinderat am Sonntagabend zwanglos getroffen. Die Freude über das Ergebnis sei groß.

Und wie geht es jetzt genau weiter? Das bespreche der Gemeinderat, so der Rathauschef. Als Nächstes folge der Aufstellungsbeschluss für einen Bebauungsplan. Damit werde automatisch das Bauleitverfahren in Gang gesetzt. Es sei schwierig, über den zeitlichen Ablauf etwas zu sagen. Die Öffentlichkeit werde selbstverständlich über das weitere Verfahren informiert. Nichts gehe hinter verschlossenen Türen über die Bühne, teilte Mai mit.

Wegen des Bürgerentscheids sei man zeitlich ziemlich eingebremst gewesen, stellte gestern Axel Feucht von der T.A.S. Group fest. Die Investoren freuten sich jetzt natürlich über den Ausgang der Abstimmung. Immerhin habe man zwei Jahre darauf hingearbeitet. Jetzt könne es weitergehen.

Parallel zum Bauleitverfahren werde über den städtebaulichen Vertrag verhandelt beziehungsweise über den Kaufvertrag, so Feucht zum weiteren Ablauf. Nach den Gesprächen mit den Fachstellen müsse die Planung sicherlich noch angepasst werden. Das sei aber bekanntlich der normale Verlauf bei einem solchen Verfahren.

Als Traumvorstellung bezeichnete es Feucht, wenn die Arbeiten nächsten Herbst beginnen könnten. Sei doch Zielvorgabe, bis zur kleinen Landesgartenschau 2017 mit den Baumaßnahmen fertig zu sein. Geschwindigkeit lege man vor, indem die Arbeiten an verschiedene Firmen vergeben würden. Von Vorteil sei im Übrigen, dass das Projekt von hinten erschlossen werden könne. Die Maßnahmen passten sich den Gegebenheiten einer Kurstadt an.

Laut Feucht will man nach dem Abriss der Siebentäler Therme nicht viel Zeit vergehen lassen, bis wenigstens ein Teil des neuen Bades zur Verfügung steht.

Da man das Nutzungsrecht fürs Thermalwasser bekomme, gelte es, die Aufwendungen für die Quellen zu tragen. Es soll verschiedene Becken mit Thermalwasser geben.

Das Anforderungsprofil der einzelnen Bereiche werde erarbeitet. Nach derzeitigem Stand stehe schon mal fest: Bei Sauna und Dampfbad soll es zwei und im Erlebnisbad drei Weltneuheiten geben. Der Vorgang sei aber noch nicht abgeschlossen.

Eine Selbstverständlichkeit ist es für Feucht, die Bad Herrenalber auf dem Laufenden zu halten. Beispielsweise könne es Info-Veranstaltungen je nach Zielgruppe geben.

Im Jahr 2014 müsse definitiv das Betreiber-Team feststehen, das dann das Projekt stetig mit begleite. Für die Thermen- und Spaßbadbereiche gebe es jeweils schon jemanden. Spezialisten einzubinden sei wichtig, so Feucht.

Beim Ärztehaus versuche man weiter, Synergien herbeizuführen. Platz gebe es auch noch für Ärzte und Therapeuten, wenn sie ins Gesamtkonzept passten.

Eine Menge Fragen angerissen

In der Pressemitteilung der Bürgerinitiative "Schweizer Wiese" (BI) heißt es: "Zuerst: Gratulation zum eindeutigen Abstimmungsergebnis an die Befürworterseite!" Aber auch die BI habe am Sonntagabend gefeiert: "Aus unserer Sicht ist die große Wahlbeteiligung ein Riesenerfolg für unser Bemühen, die Bürger Bad Herrenalbs aktiv in demokratische Prozesse einzubeziehen." Jeder, der abgestimmt habe, "musste sich der Verantwortung bewusst sein, die er oder sie damit für die Zukunft der Stadt übernimmt – und das sind nun vor allem die ›Gewinner‹".

Das zweite Ziel, die Verbesserung der Transparenz in der Informationspolitik der Stadt, habe sich nur zum Teil verwirklicht. "Das Parteezy-Forum bot Gelegenheit, im Dialog mit dem Beauftragten der Stadt, Herrn Siegmund-Schultze, Fragen zu adressieren. Bedauerlicherweise fanden projektbegleitende ›sachliche‹ Informationen nur begrenzt statt: kein runder Tisch, keine Podiumsdiskussion, keine Gespräche mit dem Gemeinderat."

Öffentliche Informationsangebote seitens der Stadt seien zusammengedrängt erst kurz vor dem Abstimmungstermin gekommen – aber nichts über verlässige Informationen zu der Projektgruppe und Kapitalgeber. "Die Aussicht auf ›völlige Information‹ wurde in Abhängigkeit zu einem Ja gebracht – also erst nach der Abstimmung. Wir sind gespannt!", teilt die BI mit.

Und weiter: "Die Informationsbroschüre der Stadt blieb undeutlich im Detail, bediente aber das Bedürfnis nach emotionaler Sicherheit bei all jenen Menschen, die sich um die Zukunft der Stadt Sorgen machen. Wenn auch um den Preis aufgerissener Gräben zwischen den beiden Gruppierungen und des bedingungslosen Vertrauens in Bürgermeister, Gemeinderäte, Investor und Projektgruppe."

Ein zentrales Anliegen der BI sei es gewesen, auf Gefahren und Bedenken unmissverständlich hinzuweisen, anstelle rosige Zeiten zu verheißen. "Die Mitbürger waren zum Nachdenken und Abwägen eingeladen. Wer dies getan hat, dessen Wahlentscheidung ist aus unserer Sicht völlig akzeptabel – wie immer sie ausfiel."

Während der vergangenen Wochen seien eine Menge Fragen angerissen worden, die die Stadt nun den Bürgern beantworten müsse. Jetzt sei es Aufgabe der Stadt, diese Themen verantwortungsbewusst anzugehen. Mehr als 1400 Nein-Stimmen besorgter Bürger könnten von der Stadt im Planungsverfahren nicht übergangen werden. "Die Mitglieder und Unterstützer der Bürgerinitiative werden die weitere Entwicklung des Projekts jedenfalls ebenso aufmerksam wie kritisch begleiten", heißt es abschließend.