Aufnahme vom 9. November: Der Luftballon markiert laut der Initiative "Befürworter" die von der Bürgerinitiative "Schweizer Wiese" erwartete Höhe der Hotels, dahinter ist die Straße Unter den Felsen zu erkennen. Foto: Initiative "Befürworter"

Bäderlandschaft: Umgang zwischen Befürwortern und Gegnern nimmt bedenkliche Formen an. Mit Kommentar.

Bad Herrenalb - "Was Demokratie aushalten muss" – unter dieser Überschrift hat die Initiative "Befürworter" eine Pressemitteilung verfasst. Es handelt sich um starken Tobak. Aushalten muss auch die Bürgerinitiative "Schweizer Wiese" (BI) einiges. Ihr wird vorgeworfen: Bannerklau, Plakatzerstörung, abgekupferte Symbole mangels eigener Ideen, verunglimpfende Kommentare anonym und offen, Minusklicker, Bedrohung von Handel und Gewerbe mit Kundenentzug bei Dafür-Plakat, Hetze gegen Investoren, Bürgermeister und Stadtrat als Trolle, Abt und Mönche, Simulation einer Detektei, bemalte bösartige Fliesen in Parks, Aufhetzen der Bevölkerung durch Polemik und unbewiesene Behauptungen, Investoren unangemessen auf den Pelz rücken und von vielen Vorschlägen auf dem Eichentisch philosophieren, ohne je etwas Positives beigetragen zu haben – so sehe die Initiative der Gegner des Bäderprojektes im Gefolge der BI aus.

Das sei es, was Demokratie manchmal wohl aushalten müsse. Es gelte auf die Weitsicht des Wahlbürgers zu vertrauen, der am 1. Dezember über die Zukunft von Bad Herrenalb entscheiden wird.

"Anders als die weisen Mönche hat die BI von Anfang an auf Konfrontation gesetzt und mit einem übereilten Bürgerbegehren den Bürgerentscheid erzwungen und die Chance des großen Eichentischs sehr frühzeitig selbst verlassen", teilt die Initiative "Befürworter" mit.

Gewiss, es gebe viele Bürger, die zunächst von der Vorstellung im Kurhaus erschlagen gewesen seien – auch unter den Befürwortern –, aber im Gegensatz zur BI hätten sie nachgedacht, sich informiert und darüber einen positiven Zugang zu diesem Projekt gefunden und es als Chance für Bad Herrenalbs Zukunft gesehen.

Der normale behördliche Weg, den tatsächlichen Umfang und die endgültige Ausgestaltung zu erfahren, sei durch Bürgerbegehren und Bürgerentscheid unterbrochen worden. So stimmten die Bad Herrenalber am 1. Dezember über einen vorläufigen, unkonkreten Projektentwurf ab, weil die BI übereilt die Bürger in diese Situation getrieben habe durch ihren verfrühten Aktionismus. "Dass die Investoren, verhöhnt als Trolle, noch nicht gestampft haben und verschwanden, ist der durch den bös verspotteten Abt und die Mönche vermittelten Zuversicht in den Wahlbürger zu verdanken", so die Initiative.

Die dilettantische Ballonaktion der BI habe deutlich gemacht, wenn auch an völlig falscher Stelle, dass die durch die angezeigte Höhe zu erwartende Beeinträchtigung des Felsenpanoramas nicht stattfinde. Wie auch – bei 80 Meter Höhendifferenz zwischen den Felsen unten und dem Parkplatz Thermalbad, wo die Hotels stehen würden.

Die Spitze der Felsen liege laut einer dort befindlichen Tafel bei 475 Metern. Der reisende Mönch komme nun schon in die siebte Stadt, wo eine BI versuche, den Fortschritt aufzuhalten.

"Nur gut, dass die malende Märchenerzählergruppe mit dem orangfarbenen Mini-Helium-Ballon nicht für die Zukunft der Stadt in Verantwortung ist", heißt es abschließend. 

Kommentar: Rauer Ton

 Markus Kugel

Eine der modernsten Bäderlandschaften Europas soll auf der Schweizer Wiese entstehen. Und die Bad Herrenalber können am 1. Dezember darüber abstimmen. Das ist nichts Neues. Der Umgang zwischen Befürwortern und Gegnern nimmt allerdings bedenkliche Formen an. Seit der Präsentation des Entwurfs der Investorengruppe bei der Informationsveranstaltung am 22. Juli wird über das Millionenprojekt diskutiert. Beide Seiten versuchen, die Öffentlichkeit auf ihre Seite zu ziehen.

Je näher der Bürgerentscheid rückt, umso rauer wird jedoch der Ton. Wobei die aktuelle Pressemitteilung der Initiative "Befürworter" schon ziemlich starker Tobak ist. Es ist freilich schwer, immer sachlich zu bleiben. Sich gegenseitig anzustacheln und hochzuschaukeln liegt in der Natur der Sache. Doch die Grenzen von Fairness und Respekt sollte man trotzdem einhalten.