Helmut Schmitt löste ein fast 40 Jahre altes Problem am Stechlaubbrunnen.Fotos: Glaser Foto: Schwarzwälder Bote

Stechlaubbrunnen: Launische Quelle – oft kein Wasser / Klaus Nofer suchte zeitlebens nach einer Lösung

Der Stechlaubbrunnen im Wald von Bad Herrenalb-Gaistal war eine Herzenssache von Klaus Nofer (†). Sein Problem war zeitlebens: mal floss Wasser in den Brunnentrog, mal nicht.

Bad Herrenalb-Gaistal. Fast 40 Jahre bemühte er sich, die launische Quelle zu fassen. Vergeblich. Dann half ihm ein Freund und hatte Erfolg. Die Nachricht erreichte Klaus Nofer auf dem Sterbebett. Der Stechlaubbrunnen ist jetzt ein Ort des Gedächtnisses an Nofer.

Anfang der 1980er-Jahre fand der Gaistäler Forstwirt Klaus Nofer durch Zufall einen völlig eingewachsenen Brunnentrog mitten im Wald. Der damalige Förster Willi Stockburger konnte die Geschichte des Brunnentroges klären. Er wurde aufgestellt, um Waldarbeitern Kühlung zu verschaffen. Sie schlugen ab Herbst 1946 dort Holz ein, das als Reparationsleistung nach Frankreich transportiert wurde. Nachdem französische Waldarbeiter, die von holländischen Arbeitskräften unterstützt worden waren, den Wald gerodet hatten, forsteten Herrenalber und Loffenauer Forstarbeiter und -arbeiterinnen die kahlen Flächen wieder auf.

Erfrischen und ausruhen

"Bis zu 80 Kulturarbeiter waren in den Frühjahrs- und Sommermonaten im Einsatz. Die Sommermonate Juni, Juli und August 1947 waren die wärmsten Monate der vergangenen 100 Jahre in Deutschland", erinnert sich Stockburger im Gespräch mit unserer Zeitung. Es gab keinen Schatten und keinen Bach zum Kühlen der mitgebrachten Getränke. Stockburger: "Da erinnerte sich der zuständige Förster Heinrich Spring von der Talwiese an eine kleine verdeckte Quelle in der Hinteren Herrlingshalde. Er suchte und fand sie. Dann beauftrage er den Brunnenspezialisten Karl Weißinger IV vom Oberen Gaistal einen Brunnentrog aus Buntsandstein zu hauen." Nachdem die Forstkulturen angewachsen waren, überwucherte der Brunnen und wurde vergessen.

Als Klaus Nofer ihn fand, hatte er die Idee, ihn auf seine Kosten an eine Quelle am tiefer liegenden und viel begangenen Ächtlersweg zu versetzen. Dort konnte er Waldbesuchern als Platz zum Erfrischen und Ausruhen dienen. Gesagt, getan.

Allerdings war die Quelle dort sehr launisch. In Abhängigkeit von der Wassermenge veränderte sich der Quellhorizont sehr stark. Nach regenreicher Zeit trat die Quelle höher am Hang aus, in Trockenzeiten weiter unten. Wegen des Weges konnte der Trog nicht tiefer gesetzt werden. Was tun? Die Lösung fand Nofers Freund Helmut Schmitt aus Bad Herrenalb. Als Pumpenspezialist hatte er das nötige Wissen über Hydraulik. Er erklärte im Gespräch mit unserer Zeitung, dass man in einem solchen Fall nach unten und in die Breite graben muss. Bis man eine ergiebige Wasserader findet, die horizontal aus der Erde tritt. Dann muss man daran ein horizontales Rohr fest anschließen – sprich einbetonieren. Dieses ist mit einem vertikalen Steigrohr zu verbinden. Weil das Wasser, das im Berg nach unten fließt, einen gewissen hydraulischen Druck hat, steigt es im Steigrohr nach oben. An der Stelle des Brunnentrogs waren das immerhin zwischen 1,20 und 1,50 Meter und damit deutlich über der Kante des Trogs. So erreicht das Wasser den Trog auch in Trockenzeiten.

Damit möglichst alles Wasser der Quelle gefasst wird, hat das horizontale Rohr einen großen Durchmesser. Weil auch mal Sandkörner im Wasser sein können, ist eine Putzöffnung eingebaut. Das Steigrohr hat unterhalb des natürlichen Wasserspiegels einen Auslauf mit geringem Durchmesser. So sprudelt das Wasser munter in den Brunnentrog. Diesen Effekt erklärt die Physik im Kontinuitätsgesetz. Die Lösung ist genial, weil sie mit geringem Aufwand große Wirkung hat. Schmitt hat ein Modell gebaut, um alles besser erklären zu können.

Die Nachricht von der gelungenen Montage hat Nofer im Krankenhaus erreicht. Das hat ihn sehr gefreut. Man zeigte ihm Fotos. Mit eigenen Augen konnte er "seinen" funktionierenden Brunnen nicht mehr sehen. Er wurde nicht mehr gesund.

Heute erinnern ein Gedenkstein auf dem Stechlaubbrunnen und ein Schild an einer Sitzbank an Klaus Nofer.