Sechs Kandidaten stellten sich dem Dichterwettstreit in Bad Herrenalb. Foto: Glasser Foto: Schwarzwälder Bote

Wettbewerb: Beim Poetry Slam gibt es zwei Sieger

Bad Herrenalb. Es ist schwierig, einen Dichterwettstreit zu entscheiden. Die Geschmäcker gehen weit auseinander. So auch bei den 140 Zuhörern des Poetry Slams im Rahmen des Kultursommers 2018 in Bad Herrenalb.

Das Publikum konnte sich zuletzt nicht auf einen Sieger einigen. Also haben Julie Kerdellant aus Landau und Stefan Unser aus Malsch jeweils einen Blumentopf gewonnen.

Voraus ging ein Poetenwettstreit unter sechs Kandidaten mit folgenden Regeln: Es durften nur selbst geschriebene Texte vorgetragen werden. Die Teilnehmer konnten keine Requisiten verwenden. Der Vortrag durfte höchstens sieben Minuten lang sein. Das Publikum war Jury und musste sich respektvoll verhalten. Schon in der Vorrunde fiel es den Zuhörern schwer zu urteilen. Durch die Lautstärke ihres Applauses war nicht zu entscheiden, welche zwei Kandidaten ausscheiden sollten.

Mit Gebärdenapplaus, also durch Händewackeln an mehr oder weniger erhobenen Armen, kam die Entscheidung: Raus waren Lena Stokoff aus Tübingen, die einen Text über ihre Oma Herta vorlas und Anna Teufel aus Karlsruhe, die ihr Leben in einer Wohngemeinschaft aufs Korn nahm. Beiden war gemeinsam, dass ihre Texte einfacher zu begreifen waren als die der verbliebenen vier Kandidaten.

Hintergründige Gedanken

In der nächsten Runde traf es Hank Flemming aus Tübingen. Er sprach in der Rolle des Sensenmannes über den Tod. Sätze wie "Ene mene Miste, euch hol ich in die Kiste" drückte er zeitweise wie ein Rapper aus. Sein Wunsch "Ich bin der letzte verbleibende Slam-Poet" ging nicht in Erfüllung. Im Halbfinale schied auch Zoe Velten aus Mannheim aus. Sie trug hintergründige Gedanken über sich und die Welt nach einer durchzechten Nacht vor. Ihr Sprachstil war besonders und kann als lyrische Prosa bezeichnet werden.

Im Finale trafen zwei erfahrene Poetry-Slammer aufeinander, die auf unterschiedliche Arten den Wettbewerb für sich entscheiden wollten. Stefan Unser aus Malsch nahm sich die Themen Bildung und Sprache vor und glänzte mit beidem. Julie Kerdellant aus Landau setzte auf Gestik, Mimik und Artikulation ihres Vortrags. Ihre Botschaft war: "Ich habe keinen Bock auf langsame Menschen!" Man spürte ihre Verzweiflung, wenn sie im Gespräch mit einer langsam denkenden Person auf deren Worte warten musste.

Für beide Sieger gab es eine Lavendelpflanze im Topf. Mit diesem Preis knüpfte Nina Schäfer, Chefin des Tourismus und Stadtmarketings in Bad Herrenalb, an die Gartenschau 2017 an, für den der Kultursommer 2018 ein Vorbild ist. Üblicherweise bekommt der Sieger eines Poetry Slams eine Flasche Whiskey.