Geselliges Abendessen unter jungen Pfadfindern. Foto: Ziegenhagel Foto: Schwarzwälder Bote

Soziales: Mitgliederzuwachs zum Dank: Cherusker treiben ihre Kinder- und Jugendarbeit während der Krise unermüdlich voran

Die Pfadfinder waren auch trotz der Pandemiesituation im vergangenen Jahr keineswegs untätig, wie Paul Ziegenhagel im Gespräch mit dem Schwarzwälder Boten erzählt. Ziegenhagel ist stellvertretender Vorsitzender des im Albtal beheimateten Pfadfinderstammes Cherusker e.V. und im Leitungsteam der Bad Herrenalber Pfadfindergruppe "Buntspechte" aktiv.

Bad Herrenalb. "Natürlich haben wir uns das Jahr 2020 anders vorgestellt. Aber ich finde, wir haben daraus das Beste gemacht", resümiert er.

Ein persönliches Highlight von Ziegenhagel: die Corona-Gruppenstunden, die während des Lockdowns im Frühjahr online abgehalten wurden und bei denen die Betreuer kleine Theaterstückchen, frei nach Räuber Hotzenplotz oder die Schildbürger, aufgeführt hätten.

Grundsätzlich schwebte über dem ganzen Jahr stets von neuem die Frage, inwieweit die Vereinstätigkeit weiter aufrechterhalten werden sollte. "Wir sind aber recht schnell zu dem Schluss gekommen, dass wir für unsere Mitglieder weiter ansprechbar bleiben müssen", fasst er zusammen.

Das Engagement hat sich gelohnt, denn: "Unsere Mitgliederzahlen sind gestiegen", sagt Ziegenhagel. So sei die Gruppenzahl der Bad Herrenalber Buntspechte im Laufe des Jahres von zwei auf vier angewachsen. Nach den Sommerferien habe sogar ein Aufnahmestopp erlassen werden müssen, mit dem Verweis auf das Frühjahr 2021, wenn man sich eine Besserung der Situation erhoffe.

Treffen ausschließlich im Freien

"Dass wir bis in den Dezember Gruppenarbeit betreiben konnten, lag nicht daran, dass man vergessen hatte, uns das zu verbieten, sondern weil man unsere Arbeit für wertvoll gehalten hat. Kinder und Jugendliche stehen vor sozialen Entwicklungsaufgaben, die in Zeiten der Pandemie nicht pausieren können", erklärt Ziegenhagel.

Denn die Pfadfinder haben sich auf die Fahnen geschrieben, den Kindern etwas fürs Leben mitzugeben. Etwa, wie man sich in der Gesellschaft zurechtfinde, wie man sich einander helfe und für das Gemeinwohl engagiere, sagt Ziegenhagel.

Seitens des Landes wurde schon früh eine Corona-Verordnung für Jugendarbeit erlassen, die die genaue Arbeitsweise vorgab. "Zusätzlich zu den gesetzlichen Regelungen haben wir uns zudem bewusst weiter eingeschränkt", erläutert der umtriebige Buntspechte-Leiter.

So wurden die Gruppen verkleinert und nach Ortschaften getrennt, die Arbeit fand bei jedem Wetter im Freien statt und auf das Infektionsgeschehen vor Ort und in den Schulen wurde stets reagiert.

Anders als in der Schule konnten beispielsweise Kinder, deren Geschwister von einer schulischen Quarantäne betroffen waren, ebenfalls nicht die Gruppenstunden besuchen.

Die Aktivitäten im Freien haben die Betreuer für die Kinder und Jugendlichen als Abenteuer gestaltet. "Wir haben etwa bei einbrechender Dunkelheit Taschenlampenspiele gemacht oder uns in kleinen Mannschaften auf Schatzsuche begeben", sagt Ziegenhagel.

Es sei gerade jetzt wichtig, Kindern Sicherheit, aber auch so viel Normalität wie möglich zu vermitteln. Denn für die Kinder sei die Corona-Situation "recht anstrengend", gerade auch, weil sie durch die Beschränkungen "tagsüber wenig Aktivität" hätten.

"Kinder nehmen die Situation anders auf", so die Beobachtung Ziegenhagels weiter, "die ganzen Umstände werden irrational verarbeitet. Da können plötzlich unbewusst Ängste entstehen."

Dass jede der getroffenen Entscheidungen transparent dargestellt wurde, habe für weiteren Rückhalt gesorgt. "Wir sind froh, dass die Eltern uns weiter vertraut haben." Von vielen Eltern habe man das Feedback bekommen, einen wichtigen Ausgleich für die Kinder zu schaffen.

Ersatzprogramm wird kurzfristig geschaffen

Das im Januar entwickelte Jahresprogramm für 2020 musste zwar abgesagt werden, das Ersatzprogramm sei daher zwangsläufig kurzfristiger entstanden, letztlich aber nicht von minderer Qualität gewesen, sagt der Oberbuntspecht Ziegenhagel.

"Wir haben beispielsweise den Kindern auf Wanderungen die Sehenswürdigkeiten des nahen Schwarzwalds gezeigt, waren im Albtal gegen den Riesenbärenklau aktiv und haben aus selbst geernteten Äpfeln unseren eigenen Saft gepresst", erklärt der stellvertretende Vorsitzende.

Wichtig sei vor allem gewesen, dass man dennoch das Sommerlager habe durchführen können. "Wir hatten mehr Anmeldungen als im letzten Jahr", berichtet Ziegenhagel, "man sah, dass Kinder und Eltern nach Möglichkeiten gesucht haben, soziale Kontakte weiter erleben zu können".

Zum Abschluss gibt der Leiter der Buntspechte noch einen kleinen Ausblick ins noch frische Jahr: "Unser Lagerort für das Winterlager in den Faschingsferien ist schon gebucht", sagt Ziegenhagel. Es soll auf die Schwäbische Alb gehen. "Hoffen wir, dass es stattfinden kann."